Geld, Münzen
ORF
ORF
Wirtschaft

2023: Ein turbulentes Wirtschaftsjahr

Aus Sicht der Wirtschaft war das bestimmende Thema auch heuer wieder die Teuerung: Ein normaler Lebensmitteleinkauf hat heuer im Schnitt um rund acht Prozent mehr gekostet als im Vorjahr. Auch viele Unternehmen kämpfen mit der Teuerung und dem Fachkräftemangel.

Billig einkaufen wurde spätestens im Jahr 2023 zu einer wahren „Mission Impossible“. Aber nicht nur Konsumentinnen und Konsumenten kämpften heuer mit der Teuerung, auch viele Unternehmen wurden durch die steigenden Preise vor große Herausforderungen gestellt. Man kämpfe mit den Kosten von Energie, über Stromkosten bis hin zu den Gaspreisen und den Personalkosten, so Lebensmittelhändler Josef Jagenbrein aus St. Georgen, bei einem Lebensmittelgipfel Anfang Mai Teure Lebensmittel und kein Ende.

15 Insolvenzen pro Tag in Österreich

Die Teuerung sorgte dafür, dass viele Unternehmen Stellen abbauten oder den Betrieb komplett einstellen mussten. Die Unternehmensgruppe Lenzing etwa muss weltweit 500 Mitarbeiter abbauen, betroffen ist auch der Lenzing-Standort in Heiligenkreuz (Bezirk Jennersdorf) – mehr dazu in Lenzing will weltweit 500 Stellen abbauen. Stellen gestrichen wurden auch bei Weitzer-Parkett in Güssing und beim Armaturen-Hersteller Kludi in Hornstein (Bezirk Eisenstadt-Umgebung). Im Schnitt warn es heuer 15 Unternehmen pro Tag, die in Österreich von der Pleitewelle erfasst wurden – mehr dazu in Mehr Firmenpleiten, aber keine Großinsolvenz.

Kika Filiale Unterwart
ORF
kika/Leiner ist nur eines vieler Unternehmen, die heuer Insolvenz anmelden mussten

Unter den betroffenen Unternehmen waren auch viele prominente Handelsbetriebe. Eine der größten Pleiten war jene von kika/Leiner: 70 Jobs in Eisenstadt und Oberwart wurden quasi von heute auf morgen gestrichen – mehr dazu in kika/Leiner: Betriebsversammlung in Unterwart „Uns geht es nicht gut. Ich kann in der Nacht nicht schlafen, weil ich pausenlos Existenzängste habe“, so eine ehemalige Mitarbeiterin Mitte Juni.

Wirth: „Arbeit ist keine Schande“

Auch aus Sicht der burgenländischen Wirtschaftskammer war das Jahr 2023 eine große Herausforderung. Vor allem die steigenden Energiepreise würden sowohl Konsumenten als auch Betriebe in eine Situation bringen, die sehr angespannt sei, so Wirtschaftskammer-Präsident Andreas Wirth. „Wir haben drei harte Krisenjahre mit einer Pandemie, mit Materialengpässen und mit den Energiepreisen hinter uns. Für uns ist es sehr schwierig, die kommenden Jahre zu bewältigen, Arbeitsplätze zu sichern und neue Arbeitsplätze zu schaffen“, so Wirth im Interview mit ORF Burgenland-Redakteur Thomas Prunner.

Wirtschaftskammerpräsident Andreas Wirth
ORF
Seit Ende September ist Andreas Wirth Präsident der Wirtschaftskammer Burgenland

Im Hinblick auf den Fachkräftemangel, ist es laut Wirth besonders wichtig, dass man das Image des Lehrberufs positiv nach außen trägt. „Das Problem, das ich hier sehe, ist das Image. Ich sage es immer wieder, wenn ich draußen bin: Arbeit ist keine Schande.“ Aktuell gebe es viele Berufe und Bereiche, die einen Fachkräftemangel hätten. Dieser Facharbeitermangel werde nicht von heute auf morgen weg sein. Auch Umschulungen seien hierbei ein Thema. Jedoch müsse man primär schauen, wie man diese Branchen stärken könne, bevor man an Umschulungen denke, sagte Wirth.

Erneuerbare Energie weiter im Trend

Definitiv kein Imageproblem hat erneuerbare Energie: Photovoltaikanlagen waren auch heuer wieder gefragt. Das Burgenland setzt seit Jahren auf den Wind und jetzt vermehrt auch auf die Sonne als Energielieferant. Die Burgenland Energie betreibt in Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See) den größten Photovoltaikpark Österreichs. Im Endausbau wird auf einer Fläche von 110 Hektar Strom produziert – mehr dazu in PV-Park Nickelsdorf: 2. Abschnitt vor Inbetriebnahme.

Das Burgenland will bis 2030 klimaneutral werden. Dazu beitragen sollen auch erneuerbare Energiegemeinschaften, wie etwa in Schattendorf (Bezirk Mattersburg) – mehr dazu in Sonnenpark Schattendorf geht im Mai ans Netz.

PV Park in Nickelsdorf Luftaufnahme
ORF
In Nickelsdorf entsteht die größte PV-Anlage Österreichs

Intensiv wie lange nicht mehr waren heuer die Lohn- und Gehaltsverhandlungen. Die Forderungen der Arbeitnehmer sind aufgrund der Inflation hoch. Die Stimmung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ist angespannt. Metaller und Handelsangestelle streikten auch im Burgenland – mehr dazu in Keine Müllabfuhr: Umweltdienst streikt und Erster Warnstreik in Eisenstädter Baumarkt. Im Schnitt 8,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt bekommen die Metaller im kommenden Jahr. Damit wird die Teuerung zwar weitgehend ausgeglichen – der Einkauf im Supermarkt wird aber wohl teuer bleiben.

Wirth: „Unternehmen könnten abwandern“

Aus Sicht des Wirtschaftskammerpräsidenten bringt der Lohnabschluss der Metaller mit 8,6 Prozent einige Herausforderungen für die burgenländischen Unternehmen mit sich. „Es gibt schon Sorgen, ob wir jetzt in einigen Bereichen noch konkurrenzfähig sind. Die Betriebe müssen die Lohnerhöhung stemmen, allerdings liegen wir nahe an der Grenze zu Ungarn und wir haben mit vielen Unternehmen Kontakt und einige Unternehmen überlegen abzuwandern“, so Wirth. Welche Unternehmen das sind, dürfe er nicht sagen.

St. Martins Therme
ORF
Der burgenländische Tourismus verzeichnete trotz Teuerung einen Rekordsommer

Zumindest auf den burgenländische Tourismus hat die Teuerung heuer weniger Auswirkung gehabt. Das sagt zumindest der Blick auf die Zahlen: Von Mai bis Oktober gibt es 2,2 Millionen Nächtigungen im Burgenland, ein neuer Rekord – mehr dazu in Burgenland verzeichnet Rekordsommer. Zahlen für das Gesamtjahr 2023 gibt es noch nicht – der Fokus auf Wein und Genusstourismus scheint bei den Gästen aber anzukommen.