Voller Einkaufswagen
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Soziales

Teure Lebensmittel und kein Ende

Seit Monaten liegt die Inflation in Österreich deutlich über jener in der Eurozone. Lebensmittel gehören zur Gruppe der größten Preistreiber. Auch ein „Lebensmittelgipfel“, zu dem die Bundesregierung am Montag geladen hatte, brachte keine Lösung.

Im März lag die Inflation in Österreich bei 9,2 Prozent. Für April fehlen die Zahlen noch, aber laut Schätzungen lag sie bei 9,8 Prozent – also wieder eine Steigerung. Die größten Preistreiber sind die Gastronomie, Wohnen und Energiekosten und Lebensmittel. Konkret kosteten Lebensmittel im März um 14,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Am teuersten waren Milch, Käse und Eier – mit einem Preisanstieg von 20,8 Prozent. Bei Gemüse betrug der Preisanstieg 18,6 Prozent, bei Brot und Getreide 15,1 Prozent und bei Fleisch 14,7 Prozent. Bei Obst stiegen die Preise mit 2,9 Prozent vergleichsweise moderat.

Grafik zu der Inflation bei Lebensmitteln
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Keine Einigung beim „Lebensmittelgipfel“

Der „Lebensmittelgipfel“, bei dem Sozialpartner, Konsumentenschützer, Fachleute und Vertreter der Supermarktketten mit Regierungsvertretern am Montag zum Beispiel über einen freiwilligen Preisstopp oder eine Mehrwertsteuer-Senkung für bestimmte Lebensmittel diskutierten, blieb ohne Einigung. Eine ORF-Burgenland-Umfrage in Eisenstadt zeigte, dass die Konsumentinnen und Konsumenten der Meinung sind, dass die Politik etwas gegen die Preissteigerungen bei Lebensmittel machen könnte, wenn diese das wollte.

Konsumentinnen und Konsumenten zur Preissteigerung

Handelsvertreter argumentieren mit Energiepreisen

Es gibt die Kritik, dass Lebensmittel-Riesen den Markt bestimmen. Der Handelsverband verteidigt aber Preissteigerungen vor allem mit dem Verweis auf die gestiegenen Energiekosten. Auch der Obmann der Sparte Lebensmittel in der Wirtschaftskammer Burgenland, Josef Jagenbrein, stößt ins selbe Horn. Er führt selbst ein kleines Lebensmittelgeschäft im Eisenstädter Ortsteil Sankt Georgen.

Josef Jagenbrein in seinem Geschäft
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Josef Jagenbrein in seinem Geschäft

Man kämpfe mit Energie- und Personalkosten, so Jagenbrein: „Wir können nicht mit dem Preis auf einmal runterfahren.“ Man habe diese Kosten ja zu tragen und wie solle sich das sonst rechnen. Auch Handelsriesen hätten diese Kosten, betonte Jagenbrein. Er hält eine Mehrwertsteuersenkung bei Grundnahrungsmitteln für diskussionswürdig und würde das persönlich befürworten. Sinkende Energiekosten würden auch die Lebensmittelpreise wieder senken, prognostizierte Jagenbrein.

Jemand nimmt Gebäck aus dem Regal
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Auch bei Brot und Getreide gab es einen kräftigen Preisanstieg

AK fordert aktives Eingreifen in Preispolitik

Die Arbeiterkammer kritisiert nach dem „Lebensmittelgipfel“ fehlende Lösungen. „Diese Preiskrise geht mit massiven Übergewinnen für die Unternehmen einher, während die Menschen nicht mehr wissen, wie sie ihre Wocheneinkäufe bezahlen sollen“, so AK-Präsident Gerhard Michalitsch. Er fordert die zuständigen Minister zu einem aktiven Eingreifen in die Preispolitik auf. Außerdem müsse es effektive Preiskontrollen durch eine Antiteuerungskommission geben, eine Preisdatenbank und ein wirksames Preisgesetz.

Doskozil sieht „Totalversagen der Bundesregierung“

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) sieht ein „Totalversagen der Bundesregierung“ im Kampf gegen die Teuerung. Dass jetzt der hohen Inflation auch noch eine Inflation der Ankündigungen folge, helfe keinem der Hunderttausenden betroffenen Menschen in Österreich. Die Bevölkerung zahle nun die Zeche für die Weigerung der Regierung, rechtzeitig in die Märkte einzugreifen – das gelte nicht nur für Lebensmittel, sondern auch für den Energie- und Wohnbereich, so Doskozil – mehr dazu auch in news.ORF.at.