Reihe "Junge Literatur
ORF
ORF
Kultur

Literatur: Neuerscheinungen 2023

Ein verborgenes Dorf im Schilf, mörderische Angelegenheiten im ganzen Burgenland, Gedichte, die ans Eingemachte gehen und frische Literatur von Newcomern: Das heimische Bücherjahr 2023 präsentiert sich ebenso vielseitig wie vielfältig. Eine Auswahl der ORF Burgenland-Kulturredaktion:

Zu den bemerkenswerten Debuts des Jahres zählen sicherlich Johanna Sebauers Roman „Nincshof“ (DuMont) und Thomas Hofers Erzählband „Shit, Oida!“ (lex liszt 12). In „Nincshof“ erzählt Sebauer von einem Dorf am Rande des Neusiedler Sees, das vergessen werden möchte. Die gebürtige Marzerin Sebauer, die seit vielen Jahren in Hamburg lebt, wurde für ihren Roman mit dem Debutpreis des Hamburger Harbour Front Literaturfestivals ausgezeichnet – mehr dazu in Roman: „Nincshof“ will vergessen werden.

Johanna Sebauer liest in ihrem Buch
ORF
Autorin Johanna Sebauer aus Marz

Thomas Hofer erhielt heuer beim ORF Burgenland Literaturwettbewerb „Textfunken“ den Publikumspreis und lässt in seinen kurzweiligen Geschichten Lebensgefühl und die Sprache der 1980er in Walbersdorf und Umgebung aufleben – mehr dazu in „Shit, Oida“ – Buchdebut von Thomas Hofer.

Junge Literatur im Sammelband

Weiblich dominiert ist der siebte Band der Reihe „Junge Literatur Burgenland“ (lex liszt 12). Er enthält Texte von Anna Bauer, Lisa Bolyos, Kerstin Istvanits und Bernadette Nemeth. Die Texte enthalten Beobachtungen über das Leben an der bewachten Grenze zu Ungarn, Offenbarungen über unangepasste Lebensentscheidungen und Gedichte auf ungarisch und deutsch – mehr dazu in „Junge Literatur“: Texte von Frauen.

Junge Literatur Burgenland + Der gute Mann Leidegger
ORF

Der Meister der akkuraten Beobachtung, Bernhard Strobel aus Neusiedl am See, ist Garant für die Schilderung beklemmender Szenarien in Kleinfamilien. Sein Roman „Der gute Mann Leidegger“ (Droschl) erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich in einer Rolle wiederfindet, die er eigentlich völlig ablehnt: in der des betrügenden Ehemannes.

Fiktives und ein spannendes Szenario

An das Burgenland erinnert das fiktive Land „Perwolff“ in dem der Kulturjournalist und Autor Günter Unger seinen Roman „Das goldene Rad“ (lex liszt 12) ansiedelt. Unger erzählt aus dem Leben eines betagten Historikers und Archivars – und offenbart damit auch privat Erlebtes. Burgenländische Geschichte aus der Innensicht eines Vielwissenden – mehr dazu in Günter Unger präsentiert Schlüsselroman.

„0 1 2“ (Luchterhand) heißt das aktuelle Buch von Daniel Wisser. Der aus Unterfrauenhaid stammende Autor entwirft darin ein spannendes Szenario – ein vor dreißig Jahren verstorbener Computerentwickler wird zum Leben erweckt und findet sich in einer krisenbewegten Welt wieder – mehr dazu in Autor Daniel Wisser im Bildhauerhaus.

Neuigkeiten aus dem Bereich der Lyrik

Auch im literarischen Reich der Gedichte gibt es 2023 Einiges zu entdecken: Die Landschaft wird zum „Spiegel der Seele“ in Dine Petriks Lyrikband „Handgewebe lapisblau“ (Bibliothek der Provinz). In ihrem siebten Lyrikband erschafft die Hertha Kräftner-Expertin wortgewaltig rhythmisch stimmige Momentaufnahmen. Ihre präzise gesetzte Sprache lenkt geradezu aufs Wesentliche.

Petra Ganglbauer, die in Unterpetersdorf eine zweite Heimat gefunden hat, legt zwei Gedichtbände vor: „Aschengeheimnis“ (Melos) und „Lauergrenze, Mensch!“ (Limbus). Ganglbauer bleibt in beiden Büchern ihren Anliegen treu – der Besorgtheit um die Welt. Schonungslos thematisiert sie Leid, das durch Kriege entsteht, Naturzerstörung und Klimaerwärmung.

Bücher aus dem Burgenland 2023
ORF

Eine Graphic Novel präsentierte der Eisenstädter Lyriker Raoul Eisele, der heuer den Förderpreis für Literatur des Landes Burgenland erhielt: „immer wenn es ein wenig den Himmel entlang grollt, Maman“ (Schiler & Mücke). Das Buch, mit Illustrationen von Monika Ernst, berichtet davon wie herausfordernd Leben und Lebensentwürfe sein können – mehr dazu in Raoul Eisele: Die Welt mit Worten ertasten.

Siegmund Kleinl nähert sich in seiner Versdichtung „frei gehen“ (marlit) dem Thema Exodus. In zehn Gedichtzyklen bezieht er sich auf die Exodus-Erzählung aus der Bibel und verortet das Geschehen in der Gegenwart. Erzählungen in Anekdoten auf deutsch und kroatisch präsentiert Dorothea Zeichmann in „Teta Mare“. Die in Klingenbach/Klimpuh aufgewachsene Autorin erzählt darin mit zugeneigtem Blick von vergangenen Lebenswelten im Burgenland – mehr dazu in Nova knjiga Doroteje Zeichmann „Teta Mare“.

Krimis aus dem Burgenland

Gleich zwei Mal in diesem Jahr schlug Bestseller-Autorin Martina Parker in der Krimiszene zu – „Aufblattelt“ und „Ausg’stochn“ (Gmeiner) sind Teil 3 und 4 der beliebten Gartenkrimi-Reihe. Der fünfte Band soll im Sommer 2024 erscheinen – mehr dazu in Martina Parker präsentierte neuen Krimi.

Thomas Himmelbauer Tod bei Oberwart
ORF

Verbrechen rund um den Neusiedler See erdenkt Krimiautor Lukas Pellmann bereits zum zweiten Mal. In „Rache am Neusiedler See“ (Emons) macht er ein Kreuzfahrtschiff zum Tatort – mehr dazu in Nach Tod folgt die Rache am Neusiedler See. Thomas Himmelbauer lässt im Südburgenland morden: Im Kriminalroman „Tod bei Oberwart“ (federfrei) ermittelt die SOKO Süd in Sachen Mord. Bereits zum sechsten Mal ist Anton Geigensauer im Einsatz.

Sachbücher zur Geschichte und Kultur des Landes

Zahlreiche Sachbücher beschäftigen sich 2023 mit Geschichte und Kultur des Burgenlandes. Historiker Herbert Brettl macht sich auf die Suche nach Gedenkorten in dem Buch „Sichtbar machen“ (lex liszt 12) – mehr dazu in Historiker Brettl: Gedenkorte „Sichtbar machen“.

Dreißig Jahre Engagement dokumentiert der Band „Wir werden uns der Aufgabe nicht entziehen…“ (les liszt 12) der Rechnitzer Flüchtlings- und Gedenkinitiative RE.F.U.G.I.U.S. Expertinnen und Experten nähern sich einem heiß diskutierten Thema in dem Buch „Das Ende des Neusiedler Sees? – Eine Region in der Klimakrise“ (Residenz) – mehr dazu in Buchpräsentation: Das Ende des Neusiedler Sees?.

Das Ende des Neusiedler Sees? und Wir werden uns der Aufgabe nicht entziehen
ORF

Das Burgenland gibt es auch zum detaillierten Schauen für Kleine und Große: Der Kleinpetersdorfer Maler Gottfried Reszner widmet dem Burgenland eine Reise in Aquarell: „Wimmelbuch Burgenland“ (Desch-Drexler) – mehr dazu in Burgenland als Wimmelbuch.

(Sendungshinweis: Der Radio Burgenland Nachmittag, 28.12)