Buchpräsentation von Herbert Brettl: „Sichtbar machen“
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Chronik

Historiker Brettl: Gedenkorte „Sichtbar machen“

Am 26. Oktober 1955 wurde die Neutralität Österreichs beschlossen. Lang war die Mitschuld Österreichs am Nationalsozialismus ein Tabuthema, erst Ende der 1980er-Jahre setzte eine kritische Auseinandersetzung ein. Historiker Herbert Brettl machte sich für sein neues Buch auf die Suche nach Gedenkorten im Burgenland.

Bei der Buchpräsentation von „Sichtbar machen“ war der Stadl im Dorfmuseum Mönchhof zum Bersten voll. In seinem neuen Buch beleuchtet Historiker Herbert Brettl den Umgang mit der Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus im Burgenland.

Buchpräsentation von Herbert Brettl: „Sichtbar machen“
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Buchpräsentation von „Sichtbar machen“ in Mönchhof

„Mit der Errichtung von Erinnerungszeichen kann das kollektive Gedächtnis konstruiert und dem Vergessen bewusst entgegengesteuert werden“, so Herbert Brettl. An die 250 Gedenkstätten, Mahnmale und Erinnerungstafeln fasste der Historiker im Buch zusammen, die die Schicksale der Kriegsopfer dokumentieren sollen.

Gräber, Gedenksteine, „Garten der Erinnerung“

Ein Beispiel dafür ist etwa die Grabanlage von Fabian Udulutsch aus Donnerskirchen (Bezirk Eisenstadt-Umgebung), der als Gegner des NS-Regimes im KZ Mauthausen ermordet worden ist. Oder: In Jois (Bezirk Neusiedl am See) erinnert der Gedenkstein an der Spiegelhöhe an die einstige Roma-Bevölkerung des Ortes. Mehr als 100 Romnija und Roma lebten bis 1936 in der Siedlung.

Buchpräsentation von Herbert Brettl: „Sichtbar machen“
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Grabanlage von Fabian Udulutsch in Donnerskirchen

In Frauenkirchen errichtete der Gedenkverein „Initiative Erinnern“ 2016 am Platz der ehemaligen Synagoge den „Garten der Erinnerung“. Die Thorarolle aus Bronze und eine Ausgrabungsstätte mit Fragmenten der Synagoge sollen an die einstige jüdische Gemeinde erinnern. Das Buch „Sichtbar machen“ ist in der Edition Lex Liszt12 erschienen.

Historiker Brettl über sein Buch

Historiker Herbert Brettl ist zu Gast im Studio und spricht über sein neues Buch. Er spricht außerdem über die Verbreitung des Antisemitismus in Österreich und die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit im Burgenland.

Herbert Brettl war Donnerstag zu Gast in „Burgenland heute“. Die Wichtigkeit des Gedenkens und Erinnerns beschreibt Brettl so: „Es ist ein würdiges Gedenken für die NS-Opfer, damit meine ich auch ein namentliches würdiges Gedenken. Ein Gebot der Pietät. Andererseits kann es für uns auch eine Mahnung sein. Zudem ist es eine Möglichkeit, sich von dieser Ideologie und von diesen Untaten dieses Systems zu distanzieren und somit liegt es in unserer Verantwortung, hier weiter zu tun“, so Brettl in „Burgenland heute“.