Foto von Briefen auf einer Burgenland-Karte auf dem Buch-Cover
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Kultur

Geschichte des Burgenlands in Briefen

Nächstes Jahr feiert das Burgenland seine 100-jährige Zugehörigkeit zu Österreich. Dieses Jubiläum nahm der Historiker Herbert Brettl zum Anlass, die Geschichte unseres Landes anhand von Briefen zu erzählen.

„… verzeiht mir, dass ich euch nicht schon früher geschrieben habe.“ heißt sein neues Buch, in dem der Historiker zu einer Zeitreise durch die Vergangenheit des Burgenlandes einlädt. Brettl geht darin der Frage nach, was die Menschen im Burgenland beschäftigt – 1921 und heute. 230 Briefe, Dokumente und Berichte geben darüber Aufschluss. Der Historiker trug sie im Laufe von 30 Jahren zusammen. „Ich wollte meinem Bundesland, meinem Burgenland ein Geburtstagsgeschenk machen“, erklärte Brettl. Er habe die Geschichte nicht wie sonst aus der Sicht der Politiker und wirtschaftlichen Eliten, sondern von unten erzählen wollen.

Herbert Brettl mit seinem Buch
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Herbert Brettl

Einblicke ins Alltagsleben

Den Historiker interessiert das Alltagsleben: Wenn sich etwa ein Oggauer Fischer 1921 beschwert, dass sein Fang verendet ist, weil ihn Freischerler aufgehalten haben, oder der berührende Brief einer Mutter, die in den 1940er-Jahren um Gnade für ihren Sohn bittet. „Es werden auch Berichte gezeigt, die nicht so schön sind, aber auch Teil der burgenländischen Geschichte sind und auch aufgezeigt werden müssen“, so Brettl.

Foto eines Fischers im Buch
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Brettl konzentriert sich in seinem Buch auf das Leben der „einfachen Menschen“

Aber auch Kurioses findet man in dem Buch. Zum Beispiel der Brief einer Ehefrau, die den Antrag stellt, dass ihrem Mann ein Wirtshausverbot erteilt wird, oder wenn sich ein Dorfpfarrer beschwert, dass es sich nicht gehört, wenn junge Frauen Tango tanzen. Es seien Briefe zum Nachdenken, aber auch zum Schmunzeln dabei, erzählte Brettl: „Es werden Emotionen ausgedrückt.“ Und diese reichen von Not, Elend und Krieg bis hin zu Hoffnung, sozialem Aufschwung und zu einem neuen Selbstverständnis.

Immer selbstbewusster und stolzer

„Es ist schon zu merken, dass der Burgenländer in dieser Zeit immer mehr Identität gewinnt, sich als Burgenländer oder als Burgenländerin fühlt und auch immer selbstbewusster geworden ist, auch stolzer geworden ist auf sein Land“, sagte Brettl.