60 derartige Auswanderer- oder Amerikanerkreuze gibt es im Burgenland, eines davon steht etwa in Breitenbrunn (Bezirk Eisenstadt-Umgebung). Die Kreuze wurden entweder vor der Auswanderung errichtet oder später nach der Ansiedelung in Amerika – gespendet von den ehemaligen Burgenländern. Nach dem Erster Weltkrieg steigt die Zahl der Auswanderer enorm an. Die meisten Burgenländerinnen und Burgenländer verlassen 1923 ihre Heimat, nämlich mehr als 7.000, um in erster Linie der wirtschaftlichen Not zu entfliehen. „Der Burgenländer ist ein Wirtschaftsflüchtling gewesen“, sagt der Historiker Herbert Brettl.
Die Auswanderer verfügten überwiegend nur über ein geringes Bildungsniveau und keine Englischkenntnisse. Deshalb fanden sie in erster Linie nur Jobs als Hilfsarbeiter. Die Burgenländer versuchten sich als Landwirte oder als Bauarbeiter sowie Industriearbeiter, so Brettl.
„American Dream“ wird für so manchen wahr
Einige schafften dennoch bald den sozialen Aufstieg, wie Joseph Urbauer aus Markt Allhau. Er wanderte als junger Mann 1923 aus, machte sich in Chicago als Bäcker selbstständig und verdiente gut, wie er in einem Interview 1972 sagte: „Das Geschäft war immer gut, Geld haben wir auch verdient, aber auch verputzt.“ Sparen konnte er nur sehr wenig, aber er habe genug gehabt.
Derartige Erfolgsgeschichten sprachen sich im Burgenland herum und das lockte immer mehr Menschen nach Amerika. „Man muss sich vorstellen, dass es zwischen 1921 und 1935 70.000 österreichische Auswanderer und Auswanderinnen gab, und davon waren ungefähr ein Drittel Burgenländer, obwohl das Burgenland nur ungefähr vier Prozent der Bevölkerung stellte“, so Brettl.
Neue Ziele ab den 1920er Jahren
Ab 1923 kontingentierten die USA die Einwandererquoten. Die neuen Auswanderungsziele lagen ab dann in Brasilien und Argentinien. So wanderten allein 1923 mehr als 50 Breitenbrunner – vorwiegend junge Männer – nach Argentinien aus, um sich dort ein neues Leben aufzubauen, so Brettl.
Die Auswanderer aus Breitenbrunn schafften sich mit dem Amerikanerkreuz ein Denkmal. Viele von ihnen verewigten sich vor 100 Jahren auch auf einem Grabstein der Dorfkirche – mit Bleistift. Heute noch gut lesbar findet man die Unterschriften der Auswanderer Jobst, Preuer, Kopf, Kernbauer, Leser und Böröcz.
Stefan Schinkovits über die Geschichte der burgenländischen Auswanderer