Zwischen Jänner und August des Vorjahres wurden im Burgenland 25 unbegleitete Flüchtlingskinder unter 14 Jahren aufgegriffen. Von August bis Jahresende waren es dann sogar 70, so Marek Zeliska, der Leiter des SOS Kinderdorfs Burgenland. Am Wochenende wurde ein erst fünfjähriges Mädchen, das ohne Verwandte unterwegs war, in Obhut genommen. Die meisten Kinder kommen aus Afghanistan und Syrien.
Seit einem halben Jahr betreut das SOS Kinderdorf minderjährige Kinder im Gästehaus Burgenland in Stegersbach. Das Gästehaus dient auch als Internat, in einem eigenen Trakt sind die Flüchtlingskinder untergebracht. „Es ist klar eine Krisenintervention, eine kurzfristige Unterbringung. Und uns geht es sehr gut, obwohl wir auch sehr auf unsere Mitarbeiter schauen müssen – auf die Psychohygiene – weil die Kinder kommen in sehr schlechtem Zustand, psychisch und physisch, ganz anders als damals 2015. Damals waren sie relativ schnell unterwegs. Heute sind es Kinder und Jugendliche, die lange, Monate oder Jahre unterwegs sind. Dementsprechend kommen sie auch zu uns: mit offenen Wunden, sogar mit gebrochenem Fuß und ganz anderen Verletzungen“, so Zeliska.

Nachrichten von zu Hause
In Stegersbach erfolgt zuerst die medizinische, psychische und hygienische Betreuung, dann kommt es zur Registrierung mit Dolmetschern in Traiskirchen.

Im Gästehaus Stegersbach kümmern sich speziell ausgebildete Sozialpädagoginnen und -pädagogen um die Kinder und bieten ihnen verschiedene Freizeitmöglichkeiten. „Sie können Tischtennis spielen, fernsehschauen – auch über Al Jazeera, damit sie Updates von der Heimat haben. Die meisten gehen dann, wenn sie Geld bekommen, auch selbständig in den Supermarkt, kaufen Lebensmittel. Sie schauen sich auch die Gegend an, informieren sich über die Buszeiten. Wenn wir Zeit haben, dann setzen wir uns auch zusammen und versuchen, ein bisschen Deutsch zu lernen“, erzählte Markus Roth, Sozialpädagoge bei SOS-Kinderdorf.
Transitland Burgenland, Ziel: Deutschland
Die meisten Flüchtlingskinder kommen aus Afghanistan und Syrien, und sie wollen so schnell wie möglich zu Verwandten weiterreisen.

„Die Kinder sind Monate oder Jahre unterwegs, dann kommen sie zu uns. Sie wissen, dass der Bruder oder Onkel in Deutschland lebt und das ist dann ihr Ziel. Wir erklären ihnen dann, dass die Familienzusammenführung mindestens sechs Monate dauert. Sie schauen uns dann an und sagen: ‚In sechs Stunden bin ich in Deutschland.‘ Und leider, oder Gott sei Dank – ich will es gar nicht bewerten – gehen die Kinder weiter, denn die haben ein klares Ziel. Da muss man auch sagen, dass das Burgenland Transitland ist“, so Zeliska.
In Stegersbach sind nur Buben unterbracht. Werden Mädchen unter 14 Jahren aufgegriffen, erfolgt die Betreuung in SOS Kinderdörfern. Die Kosten für die Betreuung werden vom Land Burgenland getragen.