Bericht Premiere Lustige Witwe auf Schloss Tabor
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Kultur

„Lustige Witwe“: Schwungvolle Premiere auf Schloss Tabor

Donnerstagabend ist bei JOPERA auf Schloss Tabor in Neuhaus am Klausenbach Premiere gefeiert worden. Auf dem Spielplan stand der Operettenklassiker „Die lustige Witwe“ von Franz Lehar. Das Publikum zeigte sich von der gesanglichen Darbietung des Ensembles und der erfrischend heiteren Inszenierung begeistert.

Selten wurde eine Eröffnungsrede vor einer JOPERA-Premiere mit mehr Spannung erwartet als die des neuen Generalmusikintendanten Alfons Haider am Donnerstag. Denn ausgerechnet die von ihm in Mörbisch durch ein Musical ersetzte „Lustige Witwe“ hatte auf Schloss Tabor in Neuhaus am Klausenbach Premiere. Doch kaum hatte die Ansprache begonnen, war sie vorläufig auch schon vorbei. Ein verspäteter, an Haider vorbeistürmender Richard Lugner sorgte für eine längere Unterbrechung.

Haider werde hier keine Melodie anstimmen wie „Somewhere there’s a place for us“. Mit diesem Zitat aus der „West Side Story“ hatte der künstlerische Leiter der Seefestspiele, Peter Edelmann, seine Kritik an der Entscheidung begonnen, die „Lustige Witwe“ 2022 durch ein Musical zu ersetzen. „Ich halte es mit Lehar und sage: Lippen schweigen“, bekundete Haider seine Unlust, weitere Worte über den Dissens zu verlieren.

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Kleine tagesaktuelle Anspielungen

Die folgende Aufführung der „Lustigen Witwe“ wurde zu einem Vergnügen für alle Sinne. Die Liebes- und Eifersuchtsgeschichten rund um die diplomatische Vertretung eines fiktiven Kleinstaats in Paris wurden großteils werktreu auf die Bühne gebracht. Einzelne tagesaktuelle Anspielungen konnte sich die Regie dann aber doch nicht verkneifen. So stellt Baron Zeta im ersten Akt zwei Gäste namens Rendi-Wagner und Doskozil (ein Politiker desselben Namens war im Publikum anwesend) einander vor.

Das durchwegs sehr junge Ensemble, musikalisch begleitet von der Jungen Philharmonie Brandenburg unter der Leitung von Erich Polz, wusste zu überzeugen, sowohl schauspielerisch als auch gesanglich, und präsentierte sich in Spiellaune, insbesondere die beiden weiblichen Hauptrollen: Theresa Grabner als untreue Gattin Valencienne und Svenja Isabella Kallweit, die als Lustige Witwe Hanna Glawari ihr Rollendebüt gab: „Ich bin erleichtert, dass alles gut geklappt hat. Und wir freuen uns jetzt auf die nächsten Vorstellungen.“

„Geniales Ensemble“

Überzeugend waren auch Wolfgang Resch als verliebter Graf Danilo und Philipp Kapeller in der Rolle des Geliebten Camille. Vergnüglich zeigte sich die Darbietung von Peter Kratochvil, der als Njegus im Laufe der Rolle, seine weibliche Seite hervorkehrt: „Es ist was neues für mich. Aber es war ein sehr guter Ansatz von Intendanz und Regie, den Njegus so anzusetzen, dass man sagt, in dem schlummert etwas, das kommt dann während der Vorstellung immer mehr und mehr heraus.“

Intendant Alfons Haider bewies mit der Besetzung des Ensembles eine gute Hand: „Wir haben ein geniales Ensemble, einen super Regisseur. Ich habe das schon von so vielen Menschen gehört – nicht von zwei drei, von dutzenden – ‚so kann Operette‘, und was mir viele gesagt haben, es ist so schön, dass man die Menschen auch spürt. Und das ist der Vorteil, wenn man hier Operette spielt.“

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Klassische Operette wird zum modernen Stück

Für Regie und Bühnenbild zeichnete Stephan Grögler verantwortlich, dem es gelang, die klassische Operette in ein modernes ansprechendes Stück zu verwandeln. Der Doppeladler im Hintergrund erinnerte an die Entstehungszeit von Lehars Stück, die drei Oldtimer-Autos fungierten – etwas anachronistisch – als halböffentliche Schauplätze der diversen Liebeleien.

Die knapp 1.000 Premierengäste drückten ihr Wohlgefallen durch minutenlange, teilweise stehende Ovationen am Ende und rhythmisches Mitklatschen während mancher Musiknummern aus. Auch das Wetter trug zur guten Laune bei. Nach einem verregneten Tag im Südburgenland lichteten sich knapp vor der Premiere die Wolken und die Operette konnte zwar bei relativ kühlen, aber trockenen Verhältnissen stattfinden. Zu sehen ist die „Lustige Witwe“ auf Schloss Tabor noch bis 15. August.

Haider will Operette treu bleiben

Der Operette will Haider auch im kommenden Sommer treu bleiben. Auf dem Spielplan der Festspiele JOPERA steht 2022 Fritz Kreislers „Sissy“, ein Singspiel in zwei Akten über die Vermählung der späteren Kaiserin von Österreich mit Franz Joseph. Die Entscheidung, das Genre beizubehalten, habe nichts mit dem Thema Mörbisch zu tun, betonte Haider im Gespräch mit der APA. Mörbisch sei mit dem Musical auf dem richtigen Weg und mit der „West Side Story“ sei es bisher gelungen, vor allem jüngeres Publikum anzusprechen, zog Haider eine erste Zwischenbilanz.

Der Schwenk des Generalmusikintendanten, der für Mörbisch wie auch JOPERA zuständig ist, in Richtung Operette im Südburgenland basiere vor allem auf Feedback aus der Region. Die Menschen hier wollen Operette lieber als Oper, und letztere spiele es ohnehin im Steinbruch von St. Margarethen, so Haider. Mittelfristig zeichnet sich also eine klare Aufteilung der Genres in den drei prominentesten burgenländischen Spielstätten ab: Musical in Mörbisch, Oper in St. Margarethen und Operette in Neuhaus am Klausenbach.