Schulstart Plakataktion
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Verkehr

Aktion für sichere Schulwege gestartet

Am Montag beginnt für mehr als 32.000 Schülerinnen und Schüler im Burgenland wieder die Schule. Heuer liegt der Fokus vor allem auf dem sicheren Umgang mit dem Coronavirus. Aber auch sichere Schulwege stehen gerade zu Schulbeginn im Mittelpunkt. Eine Aktion mit 900 Plakaten soll für mehr Sicherheit sorgen.

Am Anfang des Schuljahres müssen sich viele Kinder und Jugendliche wieder daran gewöhnen, ihren Schulweg zurückzulegen. Für Taferlklassler heißt es überhaupt viel Neues zu lernen, auch im Straßenverkehr. Autos, Lastwagen und Busse machen den täglichen Weg in die Schule für viele junge Schülerinnen und Schüler gefährlich. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit, die AUVA und das Land haben deswegen eine gemeinsame Aktion ins Leben gerufen: Unter dem Motto „Wir sind wieder da“ wird auf Plakaten auf die sensible Verkehrssituation rund um Schulen hingewiesen.

Insgesamt 900 Plakate werden an die burgenländischen Gemeinden verteilt. „ Gerade zu Schulbeginn macht es nach der langen Sommerpause Sinn, die Verkehrsteilnehmer verstärkt zu sensibilisieren, für größtmögliche Sicherheit am Schulweg mobil zu machen und an die Vernunft der Erwachsenen für ein rücksichtsvolles Verhalten im Schulumfeld zu appellieren. Denn: Jedes verunfallte Kind im Burgenland ist ein verunfalltes Kind zu viel“, betonte Verkehrslandesrat Heinrich Dorner (SPÖ).

Schulstart Plakataktion
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Die große Verantwortung der Autofahrer

Im Sinne eines sicheren Schulwegs sind alle Verkehrsteilnehmer gefordert: Autofahrerinnen und Autofahrer übernehmen eine ebenso große Verantwortung und spielen eine entscheidende Rolle für den sicheren Schulweg, so der ÖAMTC. Es ist wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass der Vertrauensgrundsatz bei Kindern nicht gilt. Kinder lassen sich leichter ablenken und können schlichtweg vergessen, nach links und rechts zu schauen, bevor sie über die Straße gehen. Autofahrer müssen vorausschauend fahren und sobald sie Kinder sehen, die Geschwindigkeit drosseln.

Die Straßenverkehrsordnung legt fest, dass Kindern immer und überall ein gefahrenloses Überqueren der Fahrbahn möglich gemacht werden muss – nicht nur bei Zebrasteifen. Dabei muss mitbedacht werden, dass andere Lenker die Kinder vielleicht nicht gesehen haben, rät der ÖAMTC.

Was ist, wenn…?

„Um Kindern mit guter Anleitung sicheres Verhalten zu zeigen und damit Selbstschutz zu geben, ist es nicht nur unerlässlich, den Schulweg vorab mehrmals zu üben, sondern auch Eventualitäten mit ihnen zu besprechen. So kann man die Kinder auf unvorhergesehene Situationen mit richtigen Informationen vorbereiten, um im Notfall dann Hilflosigkeit oder Hektik zu vermeiden und ihre Kompetenzen zu stärken“, so ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger.

„Sinnvoll ist, ‚Wenn, dann‘-Szenarien vorzugeben: So versetzt man das Kind gedanklich in verschiedene, mögliche Situationen und kann Lösungsvorschläge unterbreiten bzw. Antworten korrigieren.“ Am besten bespricht man, abhängig von der Aufnahme- und Konzentrationsbereitschaft maximal zwei Szenarien pro Schulweg-Übungseinheit. Wichtig dabei ist, das Kind nicht zu überfordern und mit Lob für richtiges Verhalten zu motivieren.

Die Expertin des Mobilitätsclubs kennt häufige Herausforderungen:

  • Was ist, wenn ich mal zu spät dran bin? Die meisten Schulwegunfälle, nämlich knapp 41 Prozent, geschahen im vergangenen Jahr zwischen 7.00 und 8.00 Uhr. „Besonders in der Früh ist es wichtig, nicht hektisch zu werden. Lieber ein paar Minuten zu spät und dafür sicher in die Schule kommen“, sagt Seidenberger. „Generell ist es besser, ein paar Minuten früher aufzustehen, um Stress am Weg zu vermeiden.“ Kommen Bus oder Bahn zu spät, in Ruhe bei der Haltestelle warten und nicht auf die Fahrbahn treten, um nachzusehen.
  • Was ist, wenn eine Baustelle/Umleitung auf dem Schulweg ist? Eltern sollten sich aktiv regelmäßig erkundigen und bei Bedarf um sichere Streckenalternativen kümmern – dabei sind Kreuzungen mit Ampel und Zebrastreifen zu bevorzugen. Auch der neue Weg sollte mit dem Kind einige Male trainiert werden.
  • Was ist, wenn ich an der Kreuzung plötzlich nichts mehr sehe wegen eines Lkws? Am besten kurz abwarten, ob das große Fahrzeug wegfährt und die Sicht zum Queren wieder frei wird. Wenn nicht, dann eine andere und besser einsehbare Stelle zum sicheren Überqueren suchen, stoppen, gut nach beiden Richtungen schauen, Zeit lassen um gesehen zu werden – und wenn frei ist, queren. Niemals zwischen parkenden Autos hervorlaufen und plötzlich die Fahrbahn queren.
  • Was ist, wenn der Akku vom Handy leer ist und ich meine Eltern anrufen muss? Vorweg: Generell gehört das Handy auf dem Schulweg in die Schultasche. Ist ein Anruf dringend, der Akku aber leer, sollte man einen Freund oder Lehrer fragen, ob man das Handy kurz nutzen darf. Dafür sollte die Nummer der Eltern schnell parat sein, z. B. auf einem Zettel in der Schultasche.
  • Was ist, wenn das Wetter schlecht ist? „Wenn es regnet oder noch finster ist, sind Kinder mit heller Kleidung und reflektierenden Aufnähern an Jacke und Hose sowie auf der Schultasche deutlich besser sichtbar“, so die ÖAMTC-Expertin. „Kinder sollten wissen, dass sie nicht automatisch von anderen Verkehrsteilnehmern gesehen werden. Sie sollten konzentriert sein und verstärkt Sicherheitsblicke nach beiden Seiten durchführen, um sichere Querungslücken zu finden.“
  • Was ist, wenn mich ein Elternteil eines Freundes fragt, ob ich mitfahren will? Eltern sollten in diesem Fall klarstellen, welche befreundeten Eltern ihr Kind mitnehmen dürfen (und welche gegebenenfalls nicht). Ein passendes Rückhaltesystem im Auto ist verpflichtend und sollte auch richtig verwendet werden.

„Verhaltensempfehlungen müssen oft wiederholt und besprochen werden, damit sie sich beim Kind einprägen. Nach einigen Wochen Schule sollte man das Gelernte auffrischen“, rät die Expertin des Mobilitätsclubs.

Jeder fünfte Unfall am Schulweg mit Rad oder Roller

In den vergangenen fünf Jahren waren österreichweit 513 Kinder als Fahrrad-, E-Bike- oder E-Scooter-Fahrer an einem Unfall auf ihrem Schulweg beteiligt – das bedeutet bei knapp jedem fünften aller Schulwegunfälle. „Mehrheitlich waren es Zehn- bis 14-Jährige, die mit dem Rad zur Schule fuhren und dabei verunfallten“, berichtete der ÖAMTC am Freitag in einer Aussendung.

Die meisten Schulwegunfälle mit dem Rad ereigneten sich in Niederösterreich und Oberösterreich, die wenigsten in Wien und im Burgenland. „Kinder und Eltern müssen die Verhaltensvorschriften kennen und vor allem: regelmäßig üben, um Sicherheit zu erlangen“, sagte Ellen Dehnert, Leiterin der ÖAMTC-Mobilitätsprogramme.

Aufsicht notwendig

Kinder unter zwölf Jahren dürfen grundsätzlich nur unter Aufsicht einer mindestens 16-jährigen Begleitperson auf öffentlichen Straßen Rad oder E-Scooter fahren. Nach erfolgreich abgelegter Radfahrprüfung dürfen sie bereits ab zehn Jahren (bzw. ab neun Jahren, wenn die vierte Schulstufe besucht wird) allein fahren. Möchten Kinder mit einem rein durch Muskelkraft betriebenen Tretroller zur Schule fahren, ist das ab acht Jahren allein möglich.

Grundsätzlich müssen Kinder mit einem Fahrrad oder E-Scooter auf der Fahrbahn fahren, sofern keine Radfahranlagen vorhanden sind. Am Gehsteig sind nur Kinderräder mit einem äußeren Felgendurchmesser von 30 cm erlaubt (ca. 14 Zoll). Mini-Tretroller dürfen auf Gehsteigen, in Fußgängerzonen, in Wohn- oder Spielstraßen nur verwendet werden, wenn andere Verkehrsteilnehmer nicht behindert werden – Fahren auf der Fahrbahn, am Radweg und auf Radfahrstreifen ist damit verboten.

Üben, üben, Üben – nicht nur die Mal-Sätzchen

„Wer mehr Routine hat, ist sicherer unterwegs: Üben, auch mit gepackter Schultasche, lautet also die Devise“, sagte Dehnert. „Um im Straßenverkehr unterwegs zu sein, bildet die sichere Beherrschung des Fahrzeugs die Basis. Erst dann werden das Einschätzen und Bewältigen komplexer Situationen überhaupt möglich“.