Sitzung in Wien vor 30 Jahren anlässlich der Anerkennung als Volksgruppe
ORF
ORF
Politik

Roma seit 30 Jahren anerkannte Volksgruppe

Am 16. Dezember 1993, vor genau 30 Jahren, wurden die Roma in Österreich offiziell als Volksgruppe anerkannt. Das wird Samstagabend mit einem großen Fest im Offenen Haus Oberwart gefeiert. Eröffnet wird es von Bundespräsident Alexander van der Bellen.

Die Anerkennung als Volksgruppe haben die Roma hart erkämpft. Schon in den Jahren davor protestierten junge Aktivistinnen und Aktivisten gegen vielfältigen Formen von Alltagsrassismus. In Oberwart hatten die Roma Lokalverbot in Diskotheken. Die Kinder wurden in die Sonderschule abgeschoben. Auf dem Arbeitsmarkt waren die Roma unerwünscht. 1989 wurde in Oberwart der erste Roma-Verein gegründet.

Emmerich Gärtner-Horvath und Miriam Wiegele
ORF
1989 wurde der erste Roma-Verein gegründet

Anerkennung mehr als ein symbolischer Akt

Man schrieb Briefe und Petitionen an die damalige Bundesregierung, unterstützt vom Kulturverein österreichischer Roma in Wien. Obmann Rudolf Sarközi nutzte seine Kontakte in die Politik. All diese Bemühungen brachten schließlich den ersehnten Erfolg. Am 16. Dezember 1993 wurden die Roma als sechste Volksgruppe Österreichs anerkannt. Das war und ist viel mehr als nur ein symbolischer Akt. Seither wird die Roma-Kultur vielfältig unterstützt und gefördert, ihre Sprache, Musik, Traditionen.

Rudolf Sarközi
ORF
Rudolf Sarközi (1944-2016)

Bombenattentat erschütterte Volksgruppe schwer

Im Februar 1995 wurde die Volksgruppe durch das rassistisch motivierte Bombenattentat in Oberwart schwer erschüttert. Vier junge Roma wurden damals durch eine Sprengfalle ermordet. Der Täter Franz Fuchs wurde zweieinhalb Jahre später gefasst.

Oberwarter Roma-Siedlung nach dem Bombenattentat 1995
ORF
Vier junge Roma kamen durch das Bombenattentat von Franz Fuchs ums Leben

Abgesehen von diesem traumatisierenden Anschlag ging es mit der Roma-Volksgruppe langsam, aber stetig bergauf. Junge Romnija und Roma treten zunehmend selbstbewusst auf, streben öffentliche Ämter an, stehen zu ihrer Herkunft. Trotzdem sind sie immer noch mit subtilen Formen von Alltagsrassismus konfrontiert. Auf ihrem Weg zu vollständiger Gleichberechtigung sind die Roma noch nicht am Ende angekommen.

Grüne fordern amtliche Formulare in Volksgruppensprachen

Die Grünen fordern anlässlich des 30. Jahrestages der Anerkennung als Volksgruppe, dass es im Burgenland nicht bei der Förderung von Vereinen und der Errichtung eines Volksgruppenhauses bleiben dürfe. Klubobfrau und Volksgruppensprecherin Regina Petrik fordert, dass Behörden Formulare und Dokumente auch in den Volksgruppensprachen zur Verfügung stellen sollen. Ein entsprechender grüner Antrag sei im Landtag in dieser Woche nur von der ÖVP unterstützt worden, so Petrik.