Doskozil live im Studio
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Coronavirus

Doskozil: „Menschen sterben, da können wir nicht zuschauen“

Ostösterreich geht über Ostern wieder in einen Lockdown. Im Burgenland erhofft man sich vom Lockdown über Ostern eine Entspannung der Lage in den Spitälern. Kritik kommt von der Opposition. Auch die Wirtschaft ist nicht begeistert. Doch für Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) ist derzeit „die Gesundheit der Bevölkerung am wichtigsten“.

Von 1. bis 6. April wird das öffentliche Leben stark zurückgefahren – ein kurzer, harter Lockdown. Noch am Montag sprach sich Landeshauptmann Doskozil für kontrollierte Lockerungen aus, etwa in Thermen. Doch die Experten hätten ihn umgestimmt, so Doskozil im „Burgenland heute“-Interview mit Martin Ganster: „Man darf nicht vergessen, dass es ein gewisses Stimmungsbild in der Bevölkerung gibt. Wir erleben die Krise jetzt ein Jahr. Ein Jahr mit verschiedenen Maßnahmen. Und wir stehen jetzt wieder vor einer Situation, wo wir Maßnahmen setzen müssen. Wir haben intensiv mit den Experten diskutiert. Ich bin sehr froh, dass am Dienstag dieses Expertengespräch stattgefunden hat. Es gibt solche Meinungen und solche. Aber wir sind, und das hat sich am Dienstag herauskristallisiert, in einer extrem, extrem schwierigen Situation. Und das Problem dabei ist, dass wir mit der britischen Variante konfrontiert sind.“

Die britische Variante ist infektiöser und tödlicher. Auch junge Menschen müssen bei einer Infektion mit dieser Variante sehr schnell intensivmedizinisch betreut werden. „Ich verstehe die verschiedenen Interessen. Aber das oberste Gebot zum jetzigen Zeitpunkt ist die Gesundheit der Bevölkerung.“

Interview mit Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ)

Was sich der Landeshauptmann von der Osteruhe erhofft, erklärt Hans-Peter Doskozil im Studio.

Bevölkerung mit ins Boot nehmen

Vorrangiges Ziel des Lockdowns ist, die Intensivstationen zu entlasten. Am Donnerstag äußerten sich allerdings einige Experten, dass die Maßnahmen zu spät kämen und zu kurz dauern würden. Das werde nicht reichen, um eine Trendwende auf den Intensivstationen zu erreichen, so die Experten.

Doskozil entgegnete, dass man die Bevölkerung wieder ins Boot holen müsse: „Die Dramatik der Situation liegt am Tisch. Das wichtigste für mich ist jetzt, die Bevölkerung mit ins Boot zu nehmen. Ganz wichtig ist es, ein Empfinden in der Bevölkerung zu entwickeln, dass wir diese Krise nur schaffen, wenn wir alle zusammenhalten. Der Lockdown wird ständig evaluiert. Wir treffen uns nächste Woche. Wir treffen uns auch intensiv mit dem Gesundheitsministerium, die Zusammenarbeit ist ausgezeichnet, und dann wird entschieden. Es ist alles möglich, und die Zahlen müssen nach unten.“

Wirtschaft kritisiert Oster-Ruhe

Beim Ostgipfel hat sich die Wirtschaft auf eine Osterruhe verständigt. Die Wirtschaft ist darüber enttäuscht.

40 Prozent der CoV-Intensivpatienten sterben

Experten gehen schon jetzt davon aus, dass man den Lockdown nach Ostern verlängern müssen wird. Auch Doskozil schließt das zum jetzigen Zeitpunkt nicht aus: „Es ist alles offen. Wir werden diese Krise nur schaffen, wenn wir zusammenhalten, wenn wir uns bewusst machen, was es bedeutet, dass heute die Menschen in den Spitälern auch sterben. Auch diese Zahl muss gesagt werden: Rund 40 Prozent der Menschen, die auf der Intensivstation liegen, sterben. Da können wir nicht zuschauen, da müssen wir reagieren. Und ich lade alle ein, hier mitzuarbeiten. Es ist nicht zuträglich, wenn man sich jetzt über die Medien Dinge ausrichtet. Sondern jetzt ist es an der Zeit – auch für den Herrn Wirtschaftskammer-Präsidenten – über die Parteigrenzen hinweg zusammenzuarbeiten.“

Reaktionen auf Maßnahmen an den Schulen

Wie Schüler- und Elternvertreter die Maßnahme sehen, hat Raphaela Pint nachgefragt.

Menschen eine Perspektive geben

Doskozil will der Bevölkerung eine Perspektive geben: „Wir werden diese Krise nur bewältigen, wenn wir dieser Krise gemeinsam begegnen. Das ist das oberste Gebot. Wir können die Krise nur gemeinsam bewältigen. Ich verstehe, dass die Menschen nicht mehr mitmachen wollen, dass es Kritik gibt. Den Menschen muss eine Perspektive gegeben werden. Deshalb gibt es nicht nur zur akuten Situation Gespräche. Wir werden Gespräche führen, wo wir ganz klar definieren, wenn wir diese und jene Zahlen erreichen – das werden wir jetzt ausverhandeln –, dann gibt es Öffnungsschritte. Ich glaube, das ist wichtig, damit wir die Bevölkerung ins Boot holen und eine Perspektive eröffnen. Wir haben jetzt ein Jahr ohne Perspektive. Diese Perspektive braucht die Bevölkerung.“

Osterregeln für den Osten: Die wesentlichen Punkte

  • Handel und Dienstleister: Von 1. bis 6. April sperren Handel und Dienstleister – mit Ausnahme der Grundversorgung – zu. Auch Museen und Zoos schließen wieder. Von 7. bis 10. April sollen Eintrittstests im Handel verpflichtend sein.
  • Ausgangsbeschränkungen: Von 1. bis 6. April gelten die Ausgangssperren wie beim letzten harten Lockdown ganztags. Die bisherigen Ausnahmen bleiben gültig.
  • Treffen: Im Zuge der Ausgangsbeschränkungen wird es auch Einschränkungen bei Treffen geben – diese sind nur noch zwischen mehreren Personen eines Haushalts und einer einzelnen Person eines weiteren Haushalts gestattet. Bei den letzten Lockdowns gab es Ausnahmen, etwa zur Aufsicht von Minderjährigen.
  • Maskenpflicht: Ab 1. April soll die FFP2-Maskenpflicht in allen geschlossenen Räumen gelten – außer im eigenen Wohnbereich und wenn man sich alleine in einem Raum befindet. Auch an stark frequentierten Orten im Freien wird die Maske verpflichtend.
  • Testungen: In Betrieben soll künftig mindestens ein Test pro Woche verpflichtend werden – alternativ bleibt nur der Wechsel ins Homeoffice.
  • Schule: Nach den Osterferien wechseln alle Schülerinnen und Schüler in Distance-Learning. Erst am 11. April wird voraussichtlich wieder in den Schichtbetrieb gewechselt. Die „Nasenbohrertests“ sollen nach und nach von PCR-Tests abgelöst werden.