Weinetikett
ORF
ORF
Wirtschaft

Winzer verärgert über Etikettenverordnung

Eine Verordnung der EU sorgt bei den burgenländischen Winzern für Ärger: Ähnlich wie bei Lebensmitteln im Supermarkt müssen bald auch auf der Weinflasche detaillierte Informationen angegeben werden. Die heuer hergestellten Weine sind davon größtenteils nicht betroffen. Für die Winzer bleibt trotzdem ein nicht zu unterschätzenden Mehraufwand.

Kopfzerbrechen bereitet die EU-Etikettenverordnung etwa dem Podersdorfer Winzer Johannes Strudler. Laut der Verordnung müssen die Winzer mehr Informationen über ihren Wein angeben – etwa über die Zutaten oder den Nährwert, also die Kalorien pro 100 Milliliter. „Für Allergiker ist das sicher nicht schlecht, dass es ein bisschen mehr Angaben über die Inhaltsstoffe gibt, wenn man es braucht. Aber auf den Flaschen selbst ist es schon ein Schönheitsfehler mit QR-Code. Die Flaschen schauen jetzt mehr nach Lebensmittelindustrie aus“, so Strudler.

Winzer Johannes Strudler
ORF
Winzer Johannes Strudler in seinem Weinkeller

Verordnung als „Bürokratisierung der Landwirtschaft“

Doch es geht nicht nur um die Schönheit der Flaschen: Die Infos – etwa über einen sogenannten QR-Code – auf die Flasche zu bringen, sorgt für einen erheblichen Mehraufwand für die Weinbaubetriebe. „Jeder Wein muss eine Prüfnummer haben. Die Werte gehören gepflegt. Sie gehören auf der Weinkarte mit QR-Code hinterlegt, auf der Homepage hinterlegt und am Etikett selbst hinterlegt. All das gehört immer aktuell gehalten. In Wirklichkeit ist es eine Bürokratisierung der Landwirtschaft für uns“, so Strudler.

Weinetikettendrucker und Winzer Johannes Strudler
ORF
Winzer Strudler wird sich einen neuen Etikettendrucker anschaffen müssen

Strudler stellt wie so viele Winzer im Burgenland die Etiketten selbst her. Aufgrund der zusätzlichen Informationen, die nun auf die Etiketten angegeben werden müssen, braucht er zukünftig größere Etiketten. Diese Etiketten sind allerdings zu groß für seinen bisherigen Etikettendrucker, Strudler muss einen neuen anschaffen. Dieser dürfte laut Strudler um die 7.000 Euro kosten.

Heuriger Jahrgang größtenteils nicht betroffen

Die heurige Ernte ist von der neuen Regelung größtenteils nicht betroffen, denn gültig ist die Verordnung erst ab dem 8. Dezember. „Es betrifft jene Weine, die nach dem 8. Dezember gelesen werden. Sollten Prädikatsweine noch nach dem 8. Dezember gelesen werden, so betrifft es diese. Auch die Weinerzeugnisse wie Sekt oder versetzte Weine, die nach dem 8. Dezember gemacht oder produziert werden, sind ebenso betroffen“, so Helmut Gangl vom Bundesamt für Weinbau. Bei Eisweinen etwa, die erst nach dem 8. Dezember gelesen werden, wäre diese Verordnung dann bereits heuer gültig.

Weinetikett am Computer
ORF
Das bisherige Weinetikett von Winzer Strudler ist zu klein, um den QR-Code mit den benötigten Informationen hinzufügen zu können

Immerhin facht die Regelung den Innovationsgeist an: Gemeinsam mit einem Freund hat Strudler eine technische Lösung für die Erstellung der QR-Codes entwickelt. Außerdem würde die Verordnung trotz des Ärgers auch eine Möglichkeit bieten, die Qualität der heimischen Weine noch stärker hervorzuheben.

Winzer Johannes Strudler und Helmut Gangl vom Bundesamt für Weinbau
ORF
Winzer Johannes Strudler und Helmut Gangl vom Bundesamt für Weinbau

„Haben das strengste Weingesetz der Welt“

„Wir haben in Österreich das strengste Weingesetz der Welt. Unsere Weine sind die saubersten und ehrlichsten der Welt. Das pusht uns jetzt nach vorne. Wenn ausländische Weine zu uns reinkommen, müssen sie genau diesen QR-Code auch haben. Und dann sehen wir, was in ausländischen Weinen zusätzlich drinnen ist, das in Österreich verboten wäre“, so Strudler. Diesen Vergleich brauchen die burgenländischen Weine wohl nicht scheuen. Der Ärger über die neuen Etikettenregeln ist unter den Winzern dennoch groß.