Die Ukraine und Russland spielen in der globalen Getreideversorgung eine wesentliche Rolle – der Ausfall dieser beiden Märkte bringt nun eine gravierende Verschiebung des Weltmarktes mit sich. „Gerade Russland und die Ukraine mit ihren Schwarzmeer-Häfen haben Märkte bedient, die wir in Europa – aus logistischen Gründen – nicht bedienen konnten. Und da ist es jetzt so, dass diese Märkte – das ist hauptsächlich Saudi Arabien, das ist der nordafrikanische Raum – dass diese Länder nun auch in Europa einkaufen“, sagte der Obmann des Agrarhandels der Wirtschaftskammer Burgenland Hannes Mosonyi am Freitag bei einer Pressekonferenz.
Die Folgen sind rückläufige Lagerbestände in Europa und stark steigende Rohstoffpreise. In Österreich ist man auf Getreideimporte angewiesen. Es wird hierzulande mehr verbraucht als produziert.

Ukraine und Russland produzieren 30 Prozent des Weltweizens
Wie wichtig die Ukraine und Russland für die Versorgungsbilanz sind, zeigt sich vor allem am Beispiel einiger Ölsaaten. Durch den Krieg könnten künftig 60 Prozent der Sonnenblumenproduktion wegfallen. Außerdem produzieren die Ukraine und Russland rund 30 Prozent des Weltweizens. „Es wird uns das Getreide jetzt nicht ausgehen, wir werden nicht Hunger leiden müssen. Aber wir müssen uns mit Sicherheit auf höhere Lebensmittelpreise – nicht nur beim Gebäck, auch beim Fleisch – einstellen. Auch Fleisch wird ja mit Getreide produziert“, so Mosonyi. Dazu würden nicht nur die satten Rohstoffpreise, sondern auch die hohen Energiekosten ihren Teil beitragen.

Forderung: Brachflächen nutzbar machen
Der Agrarhandel fordert deshalb, dass alle verfügbaren Anbauflächen bewirtschaftet werden dürfen, sagte Mosonyi. „Unsere Forderung ist daher, die Brachflächen nutzbar zu machen. Diese Flächen wurden ja bewirtschaftet, es gibt Programme der Europäischen Union, die hier Flächen Stilllegungen vorsehen. Diese müsste man jetzt zurücknehmen. Wir haben im Burgenland in etwa 8.000 Hektar solcher Brachflächen. Wenn wir diese in die Produktion nehmen, dann hätten wir – selbst wenn wir eine schlechte Ernte haben, von der ich heuer ausgehe, aufgrund der Trockenheit – eine Produktion von etwa 50.000 Tonnen Getreide mehr.“
Mit diesen zusätzlichen 50.000 Tonnen könnten eine Milliarde Semmeln mehr produziert werden und das lediglich im Burgenland. Deswegen müsse sich die Politik auf EU-Ebene für ein Aussetzen der Stilllegungen einsetzen, denn die Folgen des Ukraine-Krieges würden noch lange spürbar sein.