Früher ist Spritzer oft auch bei der Arbeit im Weingarten getrunken worden. Heute wird dieses erfrischende, weniger alkoholbetonte Getränk vor allem in Heurigen oder Buschenschenken kredenzt. Die Wurzeln der Heurigentradition im Burgenland verortet Weinakademiker Georg Schweitzer auch in der Region Rosalia im Bezirk Mattersburg, speziell in den Gemeinden vor den Toren von Wiener Neustadt.
In Neudörfl ist die Winzerfamilie Piribauer zuhause, um das Jahr 1850 haben sich die Vorfahren von Anton Piribauer hier angesiedelt, schon damals wurde Weinbau betrieben. Den ersten Weinausschank, noch sehr urig und bescheiden, geht auf die Initiative seines Urgroßvater in den 1930ern zurück. „Die Kuchl ist ausgeräumt worden“, erzählt der Weinbauer und Kellermeister, „a paar Tischen und Bankl hineingestellt, dort ist dann der Ausschank passiert.“ Nach dem ersten Weltkrieg wurde dann der erste Heurigenraum errichtet.

Die kleine Toskana
Die Ursprünge des Weinbaus in der Region um Bad Sauerbrunn, Pöttsching und Neudörfl reichen in die Römer- und Keltenzeit zurück. Es ist ein uraltes Siedlungsgebiet, wie auch Funde aus der Römerzeit zeigen. Dass es sich hier gut leben lässt, schätzen Einheimische und Ausflugsgäste auch heute. „Diese leicht hügelige Landschaft, für uns die kleine Toskana“ beschreibt Anton Piribauer und auch sein fünfjähriger Neffe Paul ist mit Begeisterung in den Weingärten dabei.

Würze und Frucht in rosa
Dass der Roséspritzer so beliebt ist, führt der Winzer aus Neudörfl auf die beerige Aromatik und den kräftigeren Geschmack zurück. Der weiße Spritzer ist nach wie vor die begehrteste Variante, Rotwein trinken die wenigsten gerne aufgespritzt.
Sendungshinweis
„Pannonische WeinKULTour“, 20.8.2022, 19.20 Uhr, ORF 2 Burgenland
Weiße Rebsorten für den Spritzer
Bestens für einen weißen Sommerspritzer eignen sich Rebsorten wie Grüner Veltliner oder Welschriesling, erklärt Weinakademiker Georg Schweitzer. „Die Kohlensäure belebt, ein bisschen Apfel, Zitrone, einfach frisch.“ Ob der Wein oder das prickelnde Wasser zuerst ins Glas kommt, ist Ansichtssache. Der Neudörfler Anton Piribauer hat seine eigene Theorie: „Zuerst das Wasser, dann der Wein. Denn der Wein macht das Wasser besser.“