Prozess Wulkaprodersdorf
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Chronik

Nach Brandserie: Viereinhalb Jahre Haft und Einweisung

Eine Serie von Brandstiftungen in Wulkaprodersdorf (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) im Juli 2023 hatte am Freitag bei einem Prozess in Eisenstadt ihr gerichtliches Nachspiel: Ein 31-jähriger Familienvater wurde wegen Brandstiftung und Sachbeschädigung zu viereinhalb Jahren unbedingt verurteilt.

Der Mann war wegen Brandstiftung und Sachbeschädigung im vergangenen Juli in Wulkaprodersdorf angeklagt. Er war geständig. Der 31-Jährige wird darüber hinaus in ein Forensisch-Therapeutisches Zentrum eingewiesen. Laut Gutachten leidet er an Pyromanie, einem krankhaften Trieb, Feuer zu legen. Das Urteil ist rechtskräftig.

Prozess Wulkaprodersdorf
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Der 31-Jährige vor Gericht

Der Angeklagte hatte bereits zwei Vorstrafen: 2015 wurde er wegen versuchter Brandstiftung in Müllendorf verurteilt. Außerdem wurde er im Jahr 2021 aufgrund von Nötigung und Sexualdelikten zu drei Jahren Haft verurteilt. Aus dieser Haft wurde er im Jänner 2023 frühzeitig entlassen. Das Gericht sah von einem Widerruf der bedingten Nachsicht ab, erweiterte aber die Probezeit für den Angeklagten auf fünf Jahre.

Anwalt Florian Astl und Sascha Baumgartner (Feuerwehr Wulkaprodersdorf) im Interview mit Patricia Spieß

Druckabbau und „Faszination für Feuer“

Beim Prozess am Freitag zeigte sich der Mann weiterhin geständig. Er habe ein Alkoholproblem gehabt, zudem sei er nach seiner Haftentlassung im Jänner 2023 „überfordert“ gewesen. Als Kind sei er misshandelt und geschlagen worden, erzählte der 31-Jährige am Freitag vor Gericht. Bei der Brandstiftung sei es ihm darum gegangen, dass man nicht erwischt werde und er habe es getan, um Druck abzubauen. Er habe zudem eine „Faszination für Feuer“, Alkohol sei nicht sein einziges Problem. „Das war wie ein Rausch“, meinte der Angeklagte. Im Nachhinein bereue er die Taten: „Ich entschuldige mich bei allen Geschädigten, beim ganzen Ort.“

Prozess Wulkaprodersdorf
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Der 31-Jährige zeigte sich geständig

Ein Gutachten bescheinigte dem 31-Jährigen eine kombinierte Persönlichkeitsstörung und Pyromanie. Als er erwischt wurde, hatte er eineinhalb Promille im Blut. In der Untersuchungshaft sei er einmal wöchentlich in Therapie gegangen, hieß es am Freitag. Die Staatsanwältin beantragte eine Unterbringung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum. Das bezeichnete der Mann als „gute Idee“, schließlich wolle er sich helfen lassen.

Elf Brände in neun Tagen

Rückblick: Im Sommer 2023 brannte es in Wulkaprodersdorf elfmal innerhalb von neun Tagen. Die Feuerwehr war in ständiger Alarmbereitschaft, die Bevölkerung verunsichert. Schließlich wurde der Familienvater auf frischer Tat ertappt, als er Strohballen anzündete. Er gestand und ist seither in Untersuchungshaft – mehr dazu in Brandserie: Verdächtiger in elf Fällen geständig und Mutmaßlicher Brandstifter will Therapie machen.

Abgebrannter Dachstuhl
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Löscharbeiten der Feuerwehr im Juli 2023

Bereits einmal wegen Brandstiftung verurteilt

Die Anklage bei dem Prozess am Freitag lautet auf Brandstiftung und Sachbeschädigung. Unter anderem legte der Vater zweier Kinder Feuer in einer stillgelegten Tischlerei seinem Haus gegenüber und zündete im Ort einen Holzstoß an. Verletzte gab es bei den Bränden nicht. Bei einer Verurteilung drohen dem Angeklagten ein bis zehn Jahre Freiheitsstrafe. Der Angeklagte wurde bereits 2015 wegen einer versuchten Brandstiftung in Müllendorf zu einem Jahr bedingt verurteilt.