Leonhard Schneemann und Hans Peter Doskozil
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Politik

Pflege: Anstellungen bald auch für Vertrauenspersonen

Das Pflegeanstellungsmodell im Burgenland wird ausgeweitet. Bisher konnten sich nur Angehörige der zu pflegenden Menschen anstellen lassen. Mit Jahresbeginn 2024 wird das auf sogenannte Vertrauenspersonen ausgeweitet.

Menschen, die ihre pflegebedürftigen Angehörigen pflegen, können sich seit November 2019 anstellen lassen. 467 haben das seither gemacht. Mit 1. Oktober werden 284 Menschen im Anstellungsverhältnis beim Land ihre Angehörigen pflegen. Dass ab dem kommenden Jahr auch sogenannte Vertrauenspersonen angestellt werden können, sei eines der Ergebnisse einer Studie, sagte Landesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) am Donnerstag.

Richtlinien für das ausgeweitete Anstellungsmodell

Die Vertrauenspersonen müssen, ebenso wie die pflegenden Angehörigen, innerhalb eines Jahres eine Pflege-Grundausbildung absolvieren und zwei Jahre lang ihren Hauptwohnsitz im Burgenland gehabt haben. Neu ist eine Ausnahmeregelung bei den zu Betreuenden. Diese mussten bisher ebenfalls zwei Jahre ohne Unterbrechung im Burgenland gemeldet gewesen sein, nun ist aber eine Unterbrechung von bis zu sechs Monaten erlaubt, etwa wenn sie für einen Pflegeplatz in ein anderes Bundesland wechseln mussten, erläuterte Schneemann (SPÖ).

„Aber darüber hinaus ist der wichtigste Faktor, dass diese beiden Menschen, das ist wichtig, auch gemeinsam dieses Modell bestreiten wollen und auch gemeinsam bereit sind, in dieses in diese Variante einzusteigen“, sagte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Das Gehalt für die Vertrauenspersonen ist ebenfalls dem der pflegenden Angehörigen angepasst, in der Pflegestufe 5 und 40 Stunden sind das rund 2.000 Euro netto, hieß es am Donnerstag.

Kostenlose Unterstützungsbesuche

Mit Anfang 2024 werden auch die Unterstützungsbesuche, bei denen die Angehörigen und Bekannten Tipps zur Pflege bekommen, kostenlos. Bisher wurden diese von externen Träger der Hauskrankenpflege abgehalten, nun übernimmt sie die Pflegeservice Burgenland GmbH, bei der die Pflegepersonen auch angestellt sind.

Kritik von ÖVP und Grünen

Kritik an der Ausweitung des Pflegeanstellungsmodells des Landes kam am Donnerstag von der ÖVP. Die Landesregierung schlage in dem „sensiblen Pflegebereich den falschen Weg ein“, kritisierte ÖVP-Pflegesprecher Thomas Steiner. Das Pflegeanstellungsmodell bezeichnete er als „gescheitert“. Es brauche dringend einen Richtungswechsel, sagte Steiner.

Mit der Ausweitung weg von Pflegenden Angehörigen sehen die Grünen ihre Kritik vollauf bestätigt. Das SPÖ-Modell der Anstellung pflegender Angehöriger sei damit „hinfällig“, so Grünen Klubobfrau Regina Petrik. Im vorliegenden Gesetzesentwurf sei nur mehr von der Förderung von Betreuungskräften durch eine Anstellung die Rede.