Schülerinnen und Schüler in der Krankenpflegeschule Oberwart
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Gesundheit

Pflege-Klassen voll besetzt

Burgenland benötigt bis 2030 zusätzlich 1.700 Pflegekräfte. Das Land holt Pflegerinnen und Pfleger aus dem Ausland und setzt auf Ausbildungsoffensive sowie finanzielle Anreize. Die Klassen in der Krankenpflegeschule sind voll besetzt. Das zeige, dass die Maßnahmen greifen würden, so Landesrat Leonhard Schneemann (SPÖ).

An der Gesundheits- und Krankenpflegeschule mit Standorten in Eisenstadt und Oberwart sind die Klassen nach den Sommerferien wieder voll besetzt. Das Interesse, mit der Pflegeausbildung zu beginnen, war heuer besonders groß. Der Grund ist, dass Diplompflegerinnen und -pfleger heuer zum letzten Mal auch ohne Matura an der Schule ausgebildet werden. Ab dem nächsten Jahr wird diese dreijährige Variante nur mehr an der Fachhochschule, also mit Matura als Voraussetzung, angeboten.

Schülerinnen und Schüler in der Krankenpflegeschule Oberwart
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Unterricht in der Krankenpflegeschule Oberwart

Dreimal soviel Bewerbungen wie Ausbildungsplätze

Das hat heuer einen Ansturm ausgelöst, sagte die Direktorin der Krankenpflegeschule Gabriele Ehrenhöfer: „Wir hatten zum Beispiel in Oberwart für die dreijährige Variante 90 Bewerberinnen und Bewerber und konnten 30 Plätze vergeben. Und dasselbe auch an der Expositur in Eisenstadt. Da war die Bewerbungslage sogar noch ein bisschen mehr, und wir konnten auch 30 Plätze vergeben.“

Schülerinnen und Schüler in der Krankenpflegeschule Oberwart
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Unterricht in der Krankenpflegeschule Oberwart

Mehr Bewerberinnen und Bewerber aufzunehmen, sei nicht möglich, denn es fehle an Lehrpersonal und Räumlichkeiten, sagte die Direktorin. Insgesamt machen derzeit 480 Menschen eine Ausbildung – In der einjährigen Variante als Pflegeassistenz, in der zweijährigen als Pflegefachassistenz, die dreijährige Variante schließt mit Diplom ab.

Sozial-Landesrat zu fehlenden Pflegekräften

Sozial-Landesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) spricht zur Problematik der fehlenden Pflegekräfte und welche Anreize das Burgenland jetzt für mehr Pflege-Ausbildung setzen möchte.

Schneemann: Strenges Aufnahmeprozedere

Im Burgenland habe man eine einzigartige Ausbildungsoffensive gestartet, sagte Landesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) am Donnerstagabend im „Burgenland heute“-Gespräch auf die Frage, ob es nicht möglich gewesen wäre, Ausbildungsplätze aufzustocken. Es zeige auch, dass man damit Erfolg habe, weil sich mehr Menschen gemeldet hätten als man Plätze habe, so Schneemann. Doch die Plätze alleine seien es nicht. Es sei auch ein strenges Aufnahmeprozedere zu absolvieren. „Es können diesen Job nicht alle einfach machen, sondern es braucht eben die Voraussetzung dafür und deshalb wurden nicht alle aufgenommen“, sagte der Landesrat. Aber man habe im Burgenland so viele Plätze befüllt, wie selten zuvor.

Land setzt finanzielle Anreize

Um den Beruf attraktiver zu machen, setzt das Land finanzielle Anreize. Es wird ein Anstellungsmodell angeboten. Im letzten Jahr waren 155 angehende Pflegekräfte bei der Gesundheit Burgenland, den Barmherzigen Brüdern oder den Sozialen Diensten Burgenland schon während der Ausbildung angestellt. Sie bekommen rund 1.000 Euro netto monatlich.

„System der Pflegestützpunkte“ 2024 implementieren

Das System der 71 Pflegestützpunkte solle im nächsten Jahr im Burgenland implementiert werden, meinte Schneemann zur Frage, ob es sich ausgehen kann, dass diese Stützpunkte bis Ende 2024 in Betrieb gehen. Dazu brauche es ja nicht die einzelnen Standorte vom Ausbau her, sondern man wolle das System auf den Weg bringen. Die Ausschreibungsvorbereitungen seien voll im Gang, die Ausschreibung werde heuer auch noch hinausgehen. Auswahl und Zuteilung würden natürlich einige Monate in Anspruch nehmen.

Die Ausschreibung müsse europaweit sein, so Schneemann. Doch von den bestehenden Trägerorganisationen bräuchte niemand Sorge haben. „Die Reihungskriterien werden so sein, dass die bisherigen Anbieter auch nachher die besten Chancen haben, hier einer Region zugeteilt zu werden“, sagte der Landesrat.

Kritik von ÖVP und FPÖ

Kritik kommt von ÖVP-Pflegesprecher Thomas Steiner. Man kämpfe an allen Ecken und Enden, um mehr Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen. Das Land hätte die einmalige Chance gehabt. 180 Menschen in die Pflegeausbildung zu bringen, doch stattdessen hätten zwei Drittel aus rein organisatorischen Gründen eine Abfuhr erhalten. Das Land habe schlichtweg nicht die Hausaufgaben gemacht, so Steiner.

Auch die Freiheitlichen üben Kritik an der SPÖ-Landesregierung. teure Showprogramme würden das Systemversagen nicht kaschieren, meinte FPÖ-Landesgeschäftsführer Rudolf Smolej.

SPÖ spielt Ball zurück

SPÖ-Gesundheitssprecher Kilian Brandstätter wies die ÖVP-Kritik zurück. Während im Land erfolgreich gearbeitet werde, stelle sich die Frage nach dem Beitrag der ÖVP, um die Pflege im Burgenland sicherzustellen.