Hans Peter Rucker im Burgenland heute Studiogespräch mit Martin Ganster
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Wirtschaft

Landesholding: Umsatz, Eigenkapital und Verschuldung gestiegen

Die Landesholding hat am Freitag Bilanz über das Vorjahr gezogen. Zur Holding gehören alle 76 landeseigenen Gesellschaften. Darunter sind etwa alle Spitäler der Gesundheit Burgenland, die Burgenland Energie oder auch die Verkehrsbetriebe Burgenland. 2022 sind sowohl der Umsatz und das Eigenkapital gestiegen, als auch die Verschuldung.

Alle 76 Gesellschaften, die in die Holding eingegliedert sind, haben im Vorjahr einen Umsatz von etwas mehr als einer Milliarde Euro erwirtschaftet. Den größten Teil davon der Energiesektor, gefolgt von der Gesundheit, also den Spitälern, und dem Tourismus. Die Schulden der Holding machen abzüglich Bankguthaben rund 1,4 Milliarden Euro aus und sind damit um 150 Millionen Euro gestiegen. „Den Finanzschulden muss man aber auch das Vermögen gegenüberstellen. Entscheidend ist: Welches Anlagevermögen habe ich damit finanziert und wie sind die Verbindlichkeiten, die Finanzschulden, auch durch dieses Anlagevermögen gedeckt?“, sagte der Geschäftsführer der Holding, Hans Peter Rucker.

„Verschuldung ist gedeckt“

Die Verschuldung sei gedeckt, so Rucker, da das Anlagevermögen stärker ansteige. Die Schulden würde sich auch daraus ergeben, dass gewisse – vor allem gemeinnützige – Bereiche vorfinanziert werden mussten, sagte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Die Schulden zurückzahlen würden dann andere. Die Refinanzierung von Kommunalbauten der Landesimmobilien Burgenland (LIB) erfolge etwa durch die Gemeinden, jene des sozialen Wohnbaus durch die Mieter.

Hans Peter Rucker im Burgenland heute Studiogespräch mit Martin Ganster
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Hans Peter Rucker und Hans Peter Doskozil

Die Bilanzsumme ist im Vorjahr von 2,5 Milliarden Euro auf 2,8 Milliarden gestiegen. Der Gewinn der Holding liegt bei etwa 17 Millionen Euro. 308 Millionen Euro wurden im Vorjahr investiert – das meiste davon in die erneuerbare Energie. 174 Millionen Euro entfallen etwa auf die Burgenland Energie und damit auf die Energiewende, meinte Rucker. Einen großen Brocken (50 Millionen Euro) macht auch das Krankenhaus Oberwart aus. In Summe sind in allen Gesellschaften der Holding mehr als 5.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Das Eigenkapital des Unternehmens stieg von 654 auf 693 Millionen Euro.

„Transparenz gegeben“

Auch die von der Opposition oft vermisste Transparenz sei durchaus gegeben, meinten Rucker und Doskozil. Jeder Geschäftsbereich der Holding werde von Wirtschaftsprüfern geprüft und stehe für den Rechnungshof offen. Zusätzlich werde heuer zum ersten Mal eine Broschüre mit Geschäftsfeldern und Daten an jeden Haushalt gehen, kündigte Doskozil an.

Zinszahlungen: „Belastung, die wir tragen können“

Der gestiegene Schuldenstand der Holding war am Abend auch Thema im “Burgenland heute"-Studiogespräch mit Rucker. Er verwies auch hier auf den Umstand, dass man mit den Schulden Vermögen geschaffen habe. “Anlagen und Investitionen, die weit über diese Schulden hinausgehen", so Rucker. Die Schulden der Landesholding seien im Wesentlichen Fixverzinsungen. “Natürlich sind aber neue Verbindlichkeiten mit den neuen Zinssätzen zu bemessen", so Rucker. Die Zinszahlungen seien jedenfalls “eine Belastung, die wir tragen können", so der Geschäftsführer der Holding.

Rucker im „Burgenland heute“-Studiogespräch

Hans Peter Rucker nahm am Freitagabend im „Burgenland heute“-Studiogespräch mit Martin Ganster zur Jahresbilanz der Landesholding Stellung.

Die Landesholding ist auch im Jahr 2022 gewachsen. So wurde etwa das Kurhaus Marienkron aufgefangen – mehr dazu in Landesholding übernimmt Kurhaus Marienkron. Es wurden 200.000 Sektflaschen gekauft, um eine Sektfirma zu retten – mehr dazu in Landesfirma kauft 200.000 Flaschen A-Nobis-Sekt. Die Buslinie G1 soll übernommen werden – mehr dazu in Dr. Richard: „Land übernimmt Buslinie G1“. Woher nehme man das Geld für all das und wie könne sich das wirtschaftlich ausgehen, wollte “Burgenland heute"-Moderator Martin Ganster von Rucker wissen. Rucker meinte dazu: “Wir investieren in Projekte, die zukünftig Renditen abwerfen. Das heißt, wenn die Energie Burgenland – und das ist unser größter Investor – 170 Millionen in erneuerbare Energie investiert, dann fließen daraus ja auch Erträgnisse. Und diese Erträgnisse sollen ja dazu dienen, vor allem die Verbindlichkeiten entsprechend zurückzuführen".

ÖVP kritisiert Zunahme bei Schulden

Die ÖVP übte am Freitag heftige Kritik an der Bilanz der Landesholding. „Mehr als zwei Drittel der gesamten Landesschulden sind in der Landesholding geparkt. Der Schuldenberg der Landesholding ist nun auf 1,4 Milliarden Euro angestiegen“, sagte ÖVP-Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas. Er kritisierte eine ständig wachsende „Verstaatlichung“.

Grüne sehen „Black-Box-Politik“

Der Landeshauptmann spreche von Transparenz, betreibe aber weiter eine „Black-Box-Politik“, kritisierten die Grünen. „Wenn der Landeshauptmann möchte, dass ich ihn beim Thema Transparenz ernst nehme, dann soll er endlich dafür sorgen, dass das Interpellationsrecht der Abgeordneten des Landtages auf die ausgelagerten Gesellschaften der Holding ausgeweitet wird“, so Klubobfrau Regina Petrik.

SPÖ-Klubobmann Robert Hergovich wies am Freitag die Kritik der ÖVP zurück. Die Landesholding habe sich zum „Rückgrat der Wirtschaft des Burgenlandes und Dienstleister für die Bevölkerung in Bereichen der Daseinsvorsorge entwickelt“, so Hergovich.