Vorschreibung der Burgenland Energie
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Chronik

Nach Kritik: Burgenland Energie schickt neue Vorschreibungen

In der Konsumentenschutzabteilung der Arbeiterkammer (AK) gibt es seit Tagen unzählige Anrufe wegen der neuen Vorschreibungen der Burgenland Energie. Die eingehenden Beschwerden betreffen nicht nur die Höhe der Vorschreibungen, sondern auch die Intransparenz. Die Burgenland Energie reagierte umgehend und kündigte „neue, transparente Vorschreibungen an“.

Seit Tagen laufen die Telefone der AK-Konsumentenschützer heiß, sagte Arbeiterkammer-Präsident Gerhard Michalitsch am Freitag im Interview mit dem ORF Burgenland. Insbesondere bei der Gasrechnung erhöhen sich bei vielen Menschen die monatlichen Vorschreibungen gleich um mehrere hundert Euro. Aber nirgendwo werde erklärt und aufgeschlüsselt, wie die Burgenland Energie auf die neue Vorschreibungshöhe kommt, so Michalitsch. Die Zwischenabrechnungen und Vorschreibungen seien „undurchsichtig“ – und zwar nicht nur für die Konsumenten, sondern auch für die AK-Konsumentenschutzabteilung.

Vorschreibung der Burgenland Energie
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Kritik gibt es sowohl an der Höhe als auch der Intransparenz der Vorschreibungen

Der zweite Kritikpunkt, der von vielen Anruferinnen und Anrufern geäußert werde, sei schlicht die Höhe der Vorschreibungen. „Es gibt ganz viele, die diese Vorschreibung wirklich nicht bezahlen können und sich Sorgen machen, wie sie in den nächsten Monaten ihr Leben finanzieren sollen“, so Michalitsch.

Runder Tisch mit Burgenland-Energie-Vorstand

Hier helfe der Wärmepreisdeckel des Landes nur bedingt, weil dieser erst im Nachhinein beantragt werden könne. „Die Burgenland Energie schreibt jetzt die hohe Teilzahlung vor, die Menschen müssen es bezahlen und können dann erst im Nachhinein ansuchen“, sagte Michalitsch und brachte damit das Problem auf den Punkt. Das müsse geändert und der Gaspreis gesenkt werden – hier brauche es Druck auf die Bundesregierung, so Michalitsch. Um Lösungen zu finden, werde es am Montag einen gemeinsamen runden Tisch mit Burgenland-Energie-Vorstand Stephan Sharma geben.

Sharma kündigt „neue, transparente Schreiben“ an

Sharma räumte am Freitag im ORF Burgenland-Interview ein, dass die ausgeschickten Schreiben „Angst und Sorgen“ bei den Kundinnen und Kunden ausgelöst haben. Daher sei die Aussendung dieser Vorschreibungen sofort gestoppt worden. „Es wird mit nächster Woche neue Schreiben geben – auch an die Kunden, an die wir bereits ein Schreiben geschickt haben“, so Sharma. In den neuen Schreiben, werde man „ganz transparent zeigen“, welchen Verbrauch man angenommen habe und welcher Tarif angesetzt wurde. „Wir werden auch auftrennen zwischen Strom und Gas. Dann werden die Kunden sehen, dass beim Strom unser Rabatt und die Strompreisbremse des Bundes automatisch wirken“. Es werde hier keine wesentliche Erhöhung geben.

Sharma zu den Energiepreisen

Stephan Sharma, Vorstandsvorsitzender der Burgenland Energie" geht im Studio auf die drastischen Erhöhungen bei den Vorschreibungen der Strom- und Gasrechnungen ein. Er geht darauf ein, wie die drastische Preissteigerung zustande kommt.

„Beim Gas keine Entlastung des Bundes“

Anders beim Gas. Hier werden die Teilbetragszahlungen hingegen „sehr, sehr hoch“ sein, weil es hier keine Entlastung vom Bund gebe, so Sharma. Es gebe allerdings mit dem Wärmepreisdeckel eine Entlastung des Landes. „Mit dem neuen Schreiben können sich die Kunden beim Land Burgenland die Entlastung holen, die Mehrkosten werden dann ersetzt“, sagte Sharma. Er brachte das Beispiel einer Mindestpensionistin, die Mehrkosten von 800 Euro habe. Davon entfallen 30 Euro auf den Strom und der Rest auf das Gas. Dank des Wärmepreisdeckels werde diese Mindestpensionistin am Ende lediglich Mehrkosten von 30 Euro haben.

Auf den Einwand, dass die Kunden den Wärmepreisdeckel erst beantragen und bis zu dessen Auszahlung, selbst für die Teilbeträge aufkommen müssen, antwortete Sharma: „Zum Glück muss sie (Anm.: die angesprochene Mindestpensionistin) auf das Geld nicht warten. Wir haben mit dem Land vereinbart, dass sie mit dem neuen Schreiben zur Gemeinde oder zum Land gehen kann und sich diese Förderung aus dem Wärmepreisdeckel holen kann. So gesehen, ist Soforthilfe geboten“, so Sharma. Die Kundinnen und Kunden sollten sich zudem bei Fragen jederzeit an das Kundencenter der Burgenland Energie wenden. „Uns ist wichtig, dass wir jeden in dieser Situation bestmöglich unterstützen“, so Sharma.

Doskozil verweist auf Härtefallklausel

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) wies am Freitag ebenfalls auf den Wärmepreisedeckel des Landes hin, mit dem Privathaushalte bis zu einem Netto-Jahreseinkommen von 63.000 Euro Unterstützung bekommen können. Seit Jahresbeginn gab es dazu laut einer Aussendung knapp 600 Anträge und mehr als 2.500 telefonische Anfragen. Für den Wärmepreisdeckel habe man nun auch mit einer eigenen Härtefallklausel Vorsorge getroffen, sodass bei geringfügigen Überschreitungen der Wertgrenzen im Einzelfall nach Prüfung dennoch eine Förderung gewährt werden könne. Generell bringe der Wärmepreisdeckel eine „spürbare Entlastung bei den Heizkosten für rund 80 Prozent der Burgenländerinnen und Burgenländer“, sagte auch SPÖ-Landesgeschäftsführer Roland Fürst.

Wer den Wärmepreisdeckel in Anspruch nehmen will, müsse eine verpflichtende Energieberatung in Anspruch nehmen, das Land wolle diese Beratung aber selbst organisieren, monierten die Grünen und fürchten dadurch Verzögerungen: „Es gibt mehr als 1.000 Ingenieurbüros, Heizungs- und Elektrotechniker im Burgenland – sie könnten sofort mit der Beratung anfangen, weil sie befugt und ausgebildet sind“, erklärte Grünen-Energiesprecher Wolfgang Spitzmüller.

Kein Verständnis für die Preiserhöhungen zeigte die Volkspartei. Der Landesenergieversorger kassiere jährlich Gewinne in Millionenhöhe und sitze auf millionenschweren Rücklagen, so ÖVP-Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas. Es sei völlig inakzeptabel, dass die Kundinnen und Kunden nun massiv hohe Vorschreibungen hinnehmen müssten. Warum man für den günstig produzierten Strom horrende Preise bezahlen müsse, sei nicht nachvollziehbar, so Fazekas.