Neusiedler See – Strandbereich
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Chronik

Hilfe für den Neusiedler See

Der sinkende Wasserstand des Neusiedler Sees und die Probleme, die dadurch entstehen – zum Beispiel, dass Fische massenweise verenden – bereitet vielen Menschen Sorgen. Schon jetzt werden Maßnahmen gesetzt, um dem See zu helfen, und weitere sind in Planung.

Der Neusiedler See ist so etwas wie das Wahrzeichen des Burgenlandes und schon seit jeher Touristenmagnet. Jährlich kommen Tausende Besucherinnen und Besucher ins Land, um das Flair rund um den See zu genießen. Doch dem See geht es nicht gut. Lang anhaltende Hitze und fehlender Niederschlag sorgen dafür, dass der Wasserstand immer weiter sinkt.

Regenfälle haben nicht viel gebracht

Auch die Regenfälle der vergangenen Tage haben dem Wasserstand noch nicht wirklich genutzt. Dieser lag am Mittwoch weiterhin bei 115 Metern über Adria – und damit auf dem tiefsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen 1965. Im Vorjahr stand das Wasser Ende Juli um 20 Zentimeter höher, schon damals war der See für die Jahreszeit aber ungewöhnlich seicht. Auf das langjährige Mittel fehlen derzeit 47 Zentimeter und auf den maximalen Wasserstand für Ende Juli im Jahr 2009 ganze 79 Zentimeter.

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Tote Fische im Neusiedler See
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Neusiedler See ausgetrocknet
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Neusiedler See ausgetrocknet
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Neusiedler See ausgetrocknet
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Neusiedler See ausgetrocknet
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Neusiedler See – Boote
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Neusiedler See – Boote
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Neusiedler See
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Neusiedler See
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Zander und Sichling verenden im See

Die Folge ist, dass viele Fische verenden. „Hier handelt es sich hauptsächlich um Sichling und Zander – so wie es uns von den Fischern gesagt wurde. Das sind Fische, die eher das kühlere Milieu mögen, und diese hohen Temperaturen oder diese Durchschnittstemperaturen im See können das Milieu so verändern, dass keine optimalen Bedingungen für die Fische gegeben sind, für diese zwei Arten“, so Christian Sailer vom Hauptreferat Wasserwirtschaft des Landes und Leiter der Taskforce Neusiedler See.

Sailer: Ganze Struktur rund um den See habe sich verändert

Die Natur- und Umweltschutzorganisation WWF meint, dass ein Steppensee von Extremen lebt. Bereits einmal, Mitte des 19. Jahrhunderts, war er ausgetrocknet, das müsse man jetzt auch geschehen lassen. „Also ich bin davon nicht so überzeugt wie der WWF, weil sich die ganze Struktur um den See verändert hat. Die Siedlungsräume haben sich verändert. Auch die hydrologischen Randbedingungen haben sich verändert. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es wirklich aussieht, wenn dieser See austrocknet. Man sieht, dass Wasser drinnen ist, Teilbereiche sind trocken, aber trotzdem kommen immer mehr Probleme und ich glaube, es könnte sich hier eine Spirale entwickeln, wo wir gar nicht wissen, wie die Umweltauswirkungen dann sein werden“, so Sailer.

Zuleitung Moson Donau
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Die geplante Zuleitung aus der Moson-Donau

Zuleitung aus Ungarn verzögert sich

Dieses Horrorszenario möchte sich keiner ausmalen. Die Maßnahmen, die bereits jetzt gesetzt werden, um dem See zu helfen, werden von allen begrüßt. Das sind Schilf- und vor allem Schlammmanagement. Die geplante Zuleitung aus der ungarischen Donau verzögert sich.

Man sei schon seit 2018 im Gespräch mit der ungarischen Seite, 2020 sei man dann gefragt worden, ob man Interesse an dem Wasser hätte und habe natürlich gesehen, dass das eine Jahrhundertchance sei, so Sailer. Die Planungen hätten bis 2021 gedauert, doch im Juni des vergangenen Jahres sei dem Burgenland mitgeteilt worden, dass man leider mit dem Bau der Zuleitung nicht im Jahr 2022 beginnen könne, weil die nationale Finanzierung nicht sichergestellt sei. „Das heißt, die Zuleitung wäre geplant gewesen für 2022, jetzt sind wir im Defizit, wir werden schauen und hoffen, dass das jetzt auch auf politischer Ebene so besprochen wird, dass dieser Zuleitungskanal gebaut wird“, so Sailer – mehr dazu in Neusiedler See: Absichtserklärung mit Ungarn.

Sailer: Zuleitung reicht zur Erhaltung des Lebensraums

Auf die Frage, inwieweit dieser Zufluss den Wasserstand überhaupt beeinflussen würde, sagte Sailer: „Für die Erhaltung der Sportarten oder das Segeln, oder Boote mit großem Tiefgang, das wird vermutlich nicht möglich sein. Das können wir nicht gewährleisten, weil wir erst bei einem niederen Wasserstand mit der Dotierung beginnen, damit wir das System nicht überfordern. Aber zur Erhaltung eines Sees als Lebensraum und als Landschaftselement wurde nachgewiesen, dass diese Wassermenge, die wir aus Ungarn bekommen, ausreicht.“ Es sind also viele Maßnahmen am Laufen, um den See zu retten. Gegen eine Zuleitung aus Ungarn sprachen sich am Mittwoch die Grünen aus – mehr dazu in Neusiedler See: Grüne gegen Wasserzuleitung.

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Touristen am Neusiedler See
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Elektroboot am Neusiedler See
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Touristen am Neusiedler See
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Neusiedler See – Fähre
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Schwimmer im Neusiedler See
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Paddler am Neusiedler See
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Neusiedler See
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Neusiedler See – Strandbereich
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Seetourismus spürt bisher keine Auswirkungen

Der See ist ein Touristenmagnet. Circa jede dritte Gästeübernachtung findet rund um den See statt. Die Zahl der Nächtigungen im Burgenland ist im Juni generell um 2,4 Prozent im Vergleich zum Juni 2021 gestiegen. Mehr als 341.600 Nächtigungen wurden verzeichnet. Die wichtigste Seetourismusgemeinde Podersdorf verzeichnete sogar um 19 Prozent mehr Nächtigungen als vor einem Jahr. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil spricht von einer positiven Dynamik im burgenländischen Tourismus, trotz schwieriger Rahmenbedingungen.

Die Zahlen würden jedenfalls zeigen, dass die Touristinnen und Touristen den See trotz allem zu schätzen wissen. „Ganz wichtig ist mir, dass wir nicht Panik schieben, sondern man sieht es ja auch beispielsweise in Rust, der Tourismus ist möglich. Die Leute fahren mit dem Elektroboot und dem Motorboot raus. Tourismus im Burgenland ist in diesem Sommer 2022 möglich“, so der Geschäftsführer des Burgenland Tourismus, Didi Tunkl.