Neusiedler See i m Juli 2022
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Politik

Neusiedler See: Grüne gegen Wasser-Zuleitung

Um den Wasserstand im Neusiedler See zu heben, will die Landesregierung Wasser aus der Moson-Donau in den See zu leiten. Dieser Plan sei umweltschädlich, kritisierten die Grünen am Mittwoch.

„Donauwasser schädigt den Neusiedler See“, sagte die Landessprecherin der Grünen, Regina Petrik. Wie ökologische Studien zeigen würden, hätte eine Zuleitung aus der Donau große Auswirkungen, sekundierte der Landtagsabgeordnete der Grünen, Wolfgang Spitzmüller. Durch den fehlenden Salzgehalt im Donauwasser würde der Neusiedler See an Trübheit verlieren. „Wenn der See nicht mehr trüb ist, kommt es zu Algen-Wachstum, wahrscheinlich würden sich auch Wasserpflanzen ansiedeln“, so Spitzmüller. All das sei jetzt nicht möglich, weil durch die Trübung eben kein Licht in den See kann durch diese Trübung.

Wolfgang Spitzmüller und Regina Petrik
ORF/Lukas Krenn
Wolfgang Spitzmüller und Regina Petrik

Letztlich könne es sogar sein, dass die Zuleitung dazu führe, dass der See schneller austrocknet, so Spitzmüller: „Weil das System komplett kippt und das Wasser dann schneller weg ist, als wir uns das heute vorstellen können. Das ist ein vielfältiges System und je mehr wir daran herumbasteln, desto eher besteht die Gefahr, dass wir es verlieren.“

Petrik: Lokale Regenwasser-Überschüsse zuleiten

Die Grünen fordern daher die Durchführung einer ökologischen Studie, bevor die Zuleitung gebaut wird. Die Machbarkeitsstudie des Landes zur Zuleitung behandle die wasserwirtschaftliche Perspektive, aber keine gewässerökologischen Aspekte. Ohnehin wäre Regenwasser besser als Donauwasser, so Petrik. Zunächst einmal müssten alle Gemeinden um den Neusiedler See herum angehalten und unterstützt werden, die lokalen Wasserüberschüsse zu sammeln und eine Zuleitung mit diesem Regen- und Oberflächenwasser zum See zu legen.

Außerdem fordern die Grünen, dass sich Landwirte besser auf den sinkenden Wasserstand einstellen, sprich Gemüse und Obst anbauen, welches weniger Wasser benötigt. Auch der Tourismus müsse nach Alternativen suchen, heißt es von den Grünen.

Auch Eisenkopf fordert Umdenken in Landwirtschaft

Auch Agrarlandesrätin Astrid Eisenkopf (SPÖ) sieht bei der landwirtschaftlichen Bewässerung im Seewinkel dringenden Handlungsbedarf und fordert einen Paradigmenwechsel. Oberstes Prinzip müsse sein, das Grundwasser zu schützen, Wasser in der Landschaft zu halten, wassersparende Anbaumethoden zu entwickeln, sowie insgesamt die Landwirtschaft besser an die sich wandelnden klimatischen Rahmenbedingungen anzupassen, so Eisenkopf.

Preiner: Vorschläge der Grünen greifen zu kurz

Die Vorschläge der Grünen zum Naturraum Seewinkel/Neusiedler See griffen viel zu kurz, kritisierte SPÖ-Umweltsprecher Erwin Preiner. Es sei nie nur um die direkte Zufuhr von Wasser in den Neusiedler See gegangen, sondern um eine gesamtheitliche Betrachtung der Zufuhr und Dotation von Wasser in den Natur- und Kulturraum Seewinkel-Neusiedler See. Im Hinblick auf den Klimawandel werde es nicht zu schaffen sein, ohne zusätzliche Wasserzufuhr eine ausgeglichene Bilanz für den Seewinkel zustande zu bringen, so Preiner. Für die Zuleitung von Wasser aus der Donau sei in erster Linie dessen Qualität ausschlaggebend.

FPÖ wirft Grünen Panikmache vor

Man gewinne den Eindruck, als könnten die Grünen ohne Panikmache politisch nicht überleben, meinte der freiheitliche Landesparteisekretär Christian Ries. Fakt sei, dass der See in absehbarer Zeit verschwinden werde, wenn neben der Wulka nicht noch mit der Moson-Donau ein zweiter Zufluss geschaffen werde, der durch regulierte Zuleitung den See am Leben erhalte.

ÖVP wirft SPÖ „Bauern-Bashing“ vor

Die ÖVP Burgenland sah in den Aussagen der SPÖ „Bauern-Bashing“. Die Bewässerung sei nicht für den niedrigen Wasserstand verantwortlich – „die burgenländischen Bäuerinnen und Bauern zum Sündenbock zu machen, ist letztklassig“, meinte Landesparteiobmann Christian Sagartz.