EInweihung der Erinnerungsstätte in Kemeten
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Chronik

Erinnerungsstätte in Kemeten eingeweiht

Schon in den frühen 2000er-Jahren wurde über eine Roma-Gedenkstätte in Kemeten (Bezirk Oberwart) diskutiert. Am Sonntag wurde am Friedhof eine Gedenkstätte für alle Opfer des Nationalsozialismus eingeweiht.

Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in Kemeten eine Romasiedlung mit rund 200 Bewohnern, nur wenige davon überlebten allerdings den Terror der Nazis. Nach vielen Jahren der Diskussion hat sich Kemeten vorigen Herbst in einer Bürgerbefragung dazu entschieden, aller Opfer des Nationalsozialismus in Kemeten zu gedenken – mehr dazu in Kemeten: Mehrheit für Gedenkstätte. „In Zeiten der gesellschaftspolitischen Veränderung und einem Krieg in Europa ist es wichtig, an die Vergangenheit zu erinnern und auf gemachte Fehler aufmerksam zu machen“, so Bürgermeister Wolfgang Koller (SPÖ).

EInweihung der Erinnerungsstätte in Kemeten
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Die Erinnerungsstätte in Kemeten

„In der Gemeinde Kemeten haben schon meine Vorgänger für die verschleppten Roma vorgesprochen. Diese Gespräche haben leider nicht gefruchtet. Es hat noch seine Zeit gebraucht sich mit der Geschichte hier in der Gemeinde Kemeten auseinanderzusetzen“, so der Volksgruppenbeirat der Roma, Emmerich Gärtner Horvath.

Emmerich Gärtner Horvath (Volksgruppenbeirat der Roma) bei der EInweihung der Erinnerungsstätte in Kemeten
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Emmerich Gärtner Horvath, Volksgruppenbeirat der Roma

Schräge Gedenktafel: Gemeinde aus dem Gleichgewicht

Initiiert wurde diese Erinnerungsstätte von der Roma-Volkshochschule Burgenland in Kooperation mit den Romavereinen. „Nachdem ungefähr ein Fünftel der Bevölkerung in der Zeit des Zweiten Weltkrieges ermordet worden ist, muss man davon ausgehen, dass in der Gemeinde etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Deswegen ist dieser Stein nicht gerade aufgestellt, sondern er ist schräg, so als würde er fallen. Und er hat auch ein zweites Element, dass darauf hinweist, dass etwas fehlt in der Gemeinde. Das diese Menschen fehlen. Das sind diese ungefähr 200 Löcher, die durch den Stein gebohrt wurden“, so Andreas Lehner, Vorsitzender der Roma-Volkshochschule.

EInweihung der Erinnerungsstätte in Kemeten
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Der Gedenkstein soll an alle Opfer des NS-Regimes erinnern, besonders aber an die rund 200 Kemeter Roma. Sie waren neben den Juden die von den Nazis am meisten verfolgte Ethnie des Burgenlandes. „In vielen Gemeinden hat es Widerstand gegeben, dass man sich erinnert und das aufarbeitet. Das waren viele, das war nicht nur Kemeten. Aber da hat es jetzt einen Ruck gegeben: Wir müssen dazu stehen. Die burgenländische Geschichte ist eine Erfolgsgeschichte, aber auch eine mit dunklen Kapiteln. Die gehören aufgearbeitet, und zwar in jeder Gemeinde“, so Landtagpräsidentin Verena Dunst betont.