Leere Tribüne in Japan
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Hagenberg in Japan: Wenig Olympia-Euphorie wegen CoV

Die Olympischen Sommerspiele in Tokio sind seit Freitag eröffnet. Die Einwohner selbst sind über Olympia vor ihrer Haustür nicht begeistert, aus Sorge vor dem Coronavirus. Auch der burgenländische Künstler Roland Hagenberg, der in Tokio lebt, hätte sich eine Absage der Spiele gewünscht.

Japan ist bisher eher unbeschadet durch die Corona-Pandemie gekommen. Im Vergleich mit Österreich hat der Inselstaat – gerechnet auf die Einwohnerzahl – nur rund ein Zehntel so viele Corona-Tote zu beklagen. Japan hat sich die vergangenen eineinhalb Jahre nach außen hin praktisch völlig isoliert.

Roland Hagenberg
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Roland Hagenberg aus Raiding

Umso unbeliebter sind die Olympischen Spiele bei der Bevölkerung, aber auch beim burgenländischen Künstler Roland Hagenberg. Der gebürtige Raidinger lebt abwechselnd in Tokio und Kyoto. Hagenberger teilt die Befürchtungen der japanischen Bevölkerung: „Weil plötzlich die Athleten aus aller Welt anreisen. Da sehen die Japaner schon die Gefahr, dass sich darunter schon so ein Superspreader befindet und dass dann die Mühen der eineinhalb Jahre in Isolation umsonst waren“, so Hagenberg.

Lockdown in Japan mit Österreich nicht vergleichbar

Das grüne Kyoto ist quasi sein Raiding-Ersatz in Japan. In Raiding hat Roland Hagenberg das „Storchenhaus“ erschaffen, nach Plänen des Architekten Ternobu Fujimori. Ein ähnlich anmutendes Haus von Fujimori steht auch gleich neben dem Olympiastadion in Tokio. Das Storchenhaus in Raiding hat Roland Hagenberg schon lange nicht mehr gesehen: „Verglichen mit Europa war es natürlich schon eine klare Entscheidung, die Situation hier abzuwarten. Danach kamen auch die Reiseumstände dazu, mit der Quarantäne. Ich hoffe, dass das im August klappen wird“, so Hagenberg.

Proteste in Japan gegen die Olympischen Spiele
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Proteste in Japan gegen die Austragung der Olympischen Sommerspiele in Tokio

Nach außen hin abgeschottet, hat sich Japan nach innen fast alle Freiheiten bewahrt. Der aktuelle Lockdown bedeutet nur, dass die Lokale um 20,.00 Uhr zusperren: „Der Alltag läuft normal ab. Die Restaurants, Theater und Kinos sind geöffnet. Das Reisen innerhalb Japans ist nicht eingeschränkt. Wenn man es mit Österreich vergleicht, kann man sagen, dass es eigentlich keinen Lockdown gibt“, so Hagenberg.

Storchenhaus von Roland Hagenberg
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Das „Storchenhaus“ in Raiding, erschaffen nach Plänen des Architekten Ternobu Fujimori

Neues „Storchenhaus“ in Kyoto geplant

Roland Hagenberg war während der Pandemie in Japan nicht untätig: Im Herbst gibt es eine große Ausstellung in Kyoto, zum neuen Buch „Crosby Street“ über Hagenbergs gemeinsame Zeit mit Keith Haring, Andy Warhol und Robert Mapplethorpe im New York der 80er-Jahre. Auch der Bau eines neuen Storchenhauses in Kyoto ist geplant, als Brücke zwischen Japan und dem Burgenland.