Wirtschaft

KSV bestätigt: So wenig Firmenpleiten wie vor dreißig Jahren

Vor einer Woche hat Creditreform die Insolvenzstatistik veröffentlicht, jetzt der Kreditorenschutzverband 1870. Die Zahlen sprechen die gleiche Sprache: Obwohl Österreichs Wirtschaft wegen der Coronavirus-Pandemie in der Krise steckt, ist die Zahl der Pleiten mit rund 3.000 heuer so niedrig wie vor drei Jahrzehnten. Das könnte aber noch zum Boomerang werden.

Das Insolvenzgeschehen bei Unternehmen folgt im Burgenland dem österreichweiten Trend: Die Anzahl der gerichtlich abgehandelten Insolvenzfälle liegt mit 133 gegenüber 208 Fällen um 36 Prozent unter dem Vorjahr.
Schaut erfreulich aus, ist es aber laut KSV nicht: Es stelle ein Zerrbild der wirtschaftlichen Realität dar. Das Aufschieben von Konkursanträgen der Finanzämter und der Gesundheitskassen führe dazu, dass sich Unternehmer, die materiell bereits insolvent sind, in trügerischer Sicherheit wiegen, so Alexander der Klikovits, Leiter Unternehmensinsolvenzen für Niederösterreich und Burgenland im KSV1870.

Insolvenzsummen: Mehr als das Zwanzigfache

Ganz anders sieht die Situation bei den Insolvenzsummen aus: 46 Millionen Euro Verbindlichkeiten gab es im Vorjahr – heuer waren es 944 Millionen – also mehr als das Zwanzigfache. Schuld daran sind natürlich die Pleiten der Commerzialbank Mattersburg und des SV Mattersburg. Der KSV gibt die Verbindlichkeiten der Bank mit 800 Millionen Euro an, die des jetzt liquidierten Fußballvereins samt Profisportabteilung mit gesamt 70 Millionen Euro. Auch die Zahl der betroffenen Dienstnehmer bestätigt diesen aktuellen burgenländischen Trend: Während 2019 noch 726 Dienstnehmer bei insolventen Unternehmen beschäftigt waren, waren es im Jahr 2020 bereits 838.

Wirtschaftslandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) verweist in einer Reaktion darauf, dass das Land mit rasch geschnürten Maßnahmenpaketen heimischen Unternehmen geholfen habe. Nun ist laut Schneemann der Bund am Zug. Damit Insolvenzen verhindert werden, müsse die Bundesregierung „in Sachen Stundungen bei Finanzämtern und Krankenkassen Fingerspitzengefühl zeigen“, damit eine „verheerende Pleitewelle für 2021“ verhindert werden kann.