Politik

Leonhard Schneemann neuer Landesrat

Leonhard Schneemann ist am Mittwoch von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) als neuer SPÖ-Landesrat präsentiert worden. Er folgt Christian Illedits als Sozial- und Wirtschaftslandesrat des Burgenlandes nach. Dieter Posch folgt Illedits als Bezirksvorsitzender nach.

Nur ein halbes Jahr nach der Angelobung der SPÖ-Alleinregierung musste Landeshauptmann Doskozil sein Regierungsteam bereits wieder umbauen: Ex-Landesrat Illedits trat wegen eines Goldgeschenks zurück, das er von Martin Pucher erhalten hatte, der zentralen Figur im Skandal rund um die Commerzialbank Mattersburg. Vor elf Tagen trat Illedits zurück, am Mittwoch wurde unter großem medialen Interesse sein Nachfolger präsentiert: Leonhard Schneemann.

„Ich bin dann relativ schnell auf den Namen Leo Schneemann gekommen, den ich natürlich schon seit Längerem kenne, den ich kennenlernen durfte in meiner Zeit im Büro von Landeshauptmann Niessl. Damals war Leo noch Bürgermeister in Unterkohlstätten. Mir hat damals schon imponiert, mit welcher Sicherheit er als Bürgermeister, mit welcher rhetorischer Gewandtheit, mit welchem Know-how, mit welchem Kenntnisstand er diese Gemeinde führt“, so Doskozil.

Leonhard Schneemann
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Leonhard Schneemann folgt Christian Illedits als Sozial- und Wirtschaftslandesrat des Burgenlandes nach

„Situation, die sich niemand gewünscht hat“

Landeshauptmann Doskozil sprach hinsichtlich des Commerzialbank-Skandals von einer „Situation, die sich niemand gewünscht hat“. Schneemann habe bewiesen, dass er auch in seinem angestammten Beruf als Wirtschaftsexperte erfolgreich sei. Gezeigt habe er dies etwa drei Jahre lang als Obmann des Müllverbandes, als Institutsvorstand der Pädagogischen Hochschule und sechs Jahre als Geschäftsführer der Kurbad AG.

Er sei überzeugt, „dass Leo Schneemann nicht nur diese fachlichen Voraussetzungen mit sich bringt, sondern ganz einfach auch diese persönliche Empathie an den Tag legt, die jetzt (…) in dieser Funktion dazu befähigt, Soziallandesrat zu sein“, sagte Doskozil. Die sozialpolitischen Herausforderungen seien sehr groß. Man versuche jetzt, den nächsten Schritt zu setzen: „Wir versuchen, eine Vorreiterrolle im Burgenland einzunehmen, wenn es darum geht, unabhängig zu werden, beispielsweise bei den 24-Stunden-Kräften.“

Als designierten SPÖ-Bezirksvorsitzenden für den Bezirk Mattersburg präsentierte er den Neudörfler Bürgermeister Posch.

Schneemann, Doskozil und Posch
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Schneemann, Doskozil und Posch

Man darf sich nicht zurücklehnen

In einer ersten Reaktion sagte der neue Landesrat Schneemann: „Je mehr ich mir das dann in den letzten Tagen überlegt habe, umso mehr freue ich mich jetzt auf diese Aufgabe, auf diese Tätigkeit, weil ich glaube, dass wir in unserem wunderschönen Bundesland Burgenland sehr gute Strukturen, sehr gute Rahmenbedingungen haben. Aber wir müssen in die Zukunft schauen, man darf sich nicht zurücklehnen. Man muss natürlich ständig etwas an diesen Strukturen, an diesen neuen Rahmenbedingungen ändern.“

Übernimmt Großteil der Illedits-Ressorts

Der designierte Landesrat wird die Agenden seines zurückgetretenen Vorgängers Illedits (SPÖ) übernehmen, jedoch nicht zu 100 Prozent, sagte Landeshauptmann Doskozil. Schneemann ist künftig für Wirtschaft und Soziales zuständig. Die Sportagenden gibt er an Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) ab. Von Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ) zu Schneemann wandere dafür das Jagd- und Fischereiwesen. Als „passionierter Jungjäger“ sei dieser dazu prädestiniert, das Jagdwesen auf Regierungsebene zu vertreten, sagte Doskozil. Die Änderungen sollen am Donnerstag nach der Wahl Schneemanns in einer Regierungssitzung beschlossen werden. Im Landesparteivorstand der SPÖ Burgenland wurde Schneemann mit 100 Prozent der Stimmen gewählt.

Schneemann im Burgenland kein Unbekannter

Der neue SPÖ-Landesrat Schneemann ist im Burgenland kein Unbekannter: Zehn Jahre lang war er SPÖ-Bürgermeister in Unterkohlstätten (Bezirk Oberwart), in den vergangenen fünf Jahre stand er als Vorstandsdirektor an der Spitze des Reduce Gesundheitsresorts Bad Tatzmannsdorf. Schneemann ist 51 Jahre alt und kommt aus Unterkohlstätten (Bezirk Oberwart). Nach dem Studium in Wien an der Wirtschaftsuniversität wechselte Schneemann in die Privatwirtschaft, später wurde er Lehrer. Ab 2007 war Schneemann für die Aus- und Weiterbildung von Lehrern in berufsbildenden Schulen zuständig.

Politisch trat Schneemann zum ersten Mal 2006 in Erscheinung. Der Sozialdemokrat wurde Bürgermeister in seiner Heimatgemeinde Unterkohlstätten und blieb insgesamt zehn Jahre lang im Amt. Drei Jahre lang war Schneemann in dieser Zeit auch Obmann des Burgenländischen Müllverbandes.

2015 bis 2020 Vorstandsvorsitzender

2014 folgte der berufliche Wechsel nach Bad Tatzmannsdorf: Dort begann Schneemann zunächst als Prokurist bei der Kurbad Tatzmannsdorf AG, deren Eigentümer das Land ist. Ein Jahr später, 2015, folgte dann der Aufstieg zum Vorstandsvorsitzenden. Die Kurbad Tatzmannsdorf AG wurde unter seiner Führung in Reduce Gesundheitsresort umbenannt. Größte Herausforderung in den vergangenen Monaten war die Coronavirus-Krise mit ihren Folgen für den Tourismus. Nun stellt sich Schneemann der nächsten Herausforderung als Landesrat für Soziales und Wirtschaft.

Der neue Landesrat privat

Schneemann ist verheiratet und hat einen 23-jährigen Sohn. Seine Leidenschaft ist die Musik, er spielt Akkordeon, Orgel und Trompete – „was in den letzten Jahren aufgrund meines dichten Terminkalenders sicher zu kurz gekommen ist.“ Er war längere Zeit ehrenamtlicher Ortsstellenleiter des Roten Kreuzes in seinem Heimatort.

Seit vergangenem Jahr ist Schneemann Jäger: „Ich sehe die Natur als Erholung und als Ausgleich zu meinem sehr gedächtnislastigen und intensiven Job.“ Er reist auch gerne in weit entfernte Länder: "Reisen mit unserem Pfarrer nach Indien, wo wir auch unsere Patenkinder persönlich kennenlernen konnten, oder im
vergangenen Herbst nach Marrakesch, verdeutlichen uns dann immer wieder, wie gut es uns eigentlich geht und man lebt danach – zumindest eine Zeit lang – wieder bewusster und
bescheidener.

In seiner Freizeit macht er außerdem gerne Radtouren mit seinem Sohn oder geht mit seiner Frau walken. Im Winter fährt er gerne Ski und beobachtet den FIS Ski Weltcup von der Couch aus.

ÖVP: Mitarbeit bei Skandalaufklärung

Die ÖVP erwarte sich vom neuen Wirtschafts- und Soziallandesrat, dass er von Anfang an bei der Aufklärung des Mattersburger Bankskandals mitarbeitet. Nach dem „Köpfetauschen“ kann nicht zur Tagesordnung übergegangen werden, so Landesparteiobmann Christian Sagartz (ÖVP) in einer Aussendung. Der Wirtschaftsbund spricht in einer Aussendung von einem „weiteren Schritt in Richtung Burgenland-Kommunismus“.

FPÖ: „Grundsätzlich erfreulich“

Für die FPÖ sei es grundsätzlich erfreulich, „wenn auch die SPÖ jemanden für das Wirtschaftsreferat nominiert, für den Begriffe wie Bilanz, Kosten oder Aufsichtsrat keine Fremdwörter darstellen“, so FPÖ-Wirtschaftssprecher Alexander Petschnig.

Grüne hoffen auf „sozialpolitischen Kompetenzen“

Sie könne zur Qualifikation Schneemanns als Landesrat nicht viel sagen – dazu kenne sie ihn zu wenig, so die Klubobfrau der Grünen, Regina Petrik. Was ihr auffalle sei, „dass die sozialdemokratische Allreinregierung in ihrem Regierungsteam niemanden hat, der sozialpolitische Kompetenz hat. Und da hoffe ich sehr, dass er sich da einarbeitet, weil die Sozialarbeiterinnen im Land, die Kinder- und Jugendhilfe im Land brauchen eine starke Rückendeckung in der Landesregierung.“