Pflegerin und alte Frau
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Coronavirus

Pflege-Sonderzug aus Rumänien angekommen

Nach wochenlangem Ringen ist Sonntagabend der erste Korridorzug mit Pflegepersonal aus Rumänien abgefahren und Montagfrüh in Schwechat angekommen. Die ersten angekommenen Pflegerinnen und Pfleger sind für das Burgenland, Wien, und Niederösterreich vorgesehen.

Der erste Sonderzug mit rumänischem Pflegepersonal ist am Sonntagabend aus der westrumänischen Stadt Timisoara kurz nach 21.00 Uhr Ortszeit (20.00 Uhr MESZ) in Richtung Wien losgefahren. Wie der rumänischen Transportminister Lucian Bode (Liberale Partei/PNL) am Sonntagabend erklärte, befanden sich knapp 80 rumänische Pflegerinnen und Pfleger an Bord des Nachtzuges.

80 Pflegerinnen im Nachtzug

Montag in der Früh kamen die Pflegerinnen am Bahnhof des Flughafens Wien-Schwechat an. Sie alle seien unter Einhaltung strikter Schutzvorkehrungen angereist und an Bord des Zuges gegangen, hieß es. Bode hatte erst jüngst per Ministerverordnung grünes Licht für den in Absprache mit den österreichischen Behörden erfolgenden Sondertransport gegeben. Österreichweit sind rund 33.000 Personen auf eine 24-Stunden-Betreuung angewiesen. Mehr als 60.000 Menschen sind in der Rund-um-die-Uhr-Pflege tätig, ein Großteil davon kommt aus Rumänien.

Wichtiger Schritt für das Burgenland

Für das Burgenland sei der Pflege-Korridorzug ein „sehr wichtiger Schritt“, betonte Soziallandesrat Christian Illedits (SPÖ) auf APA-Anfrage. 50 Prozent der 24-Stunden-Betreuerinnen würden aus Rumänien kommen, weshalb die rumänischen Pflegekräfte für die Aufrechterhaltung der Betreuungsversorgung wichtig seien. Das Land Burgenland habe bereits seine Zustimmung gegeben, die Familien durch eine Kostenbeteiligung zu unterstützen.

Eine offene Frage ist für ihn allerdings, wer die Unterbringung im Fall einer Quarantäne bezahle, sagte Illedits. „Dem Informationsschreiben zufolge müssen diese Kosten vom Besteller – also der Agentur oder den Familien – beglichen werden.“ Das seien „enorme Kosten“. Hier müsse eine Lösung gefunden werden, die die Familien nicht belaste, forderte Illedits.

Pflegerin und alte Frau
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Viele Pflegerinnen und Pfleger sind schon viel länger in Österreich als geplant und sind nicht zu ihren Kindern nach Hause gefahren

Bei positivem Test 14-tägige Quarantäne

Die Züge seien über Nacht unterwegs, wobei in jedem Liegewagenabteil vier Personen untergebracht werden. Somit bleiben zwei Liegen pro Abteil frei. Noch in Rumänien soll den Passagieren Fieber gemessen werden. Nach der Ankunft in Wien-Schwechat werden die Betreuerinnen und Betreuer in ein Hotel am Flughafen gebracht, wo Coronavirus-Tests gemacht werden. Alle negativ Getesteten können dann von den Agenturen oder Familien abgeholt werden. Bei einem positiven Coronavirus-Test müssen die betreffende Person und die drei anderen Abteilinsassen in eine 14-tägige Quarantäne im Hotel.

Die Fahrt kostet 100 Euro, der Test 105 Euro sowie die Unterbringung im Hotel 74 Euro für eine Nacht. Die Kosten übernehmen die Agenturen und Familien. Die Wirtschaftskammer und einige Bundesländer beteiligen sich. So etwa das Burgenland oder die Steiermark.

Verlängerter Aufenthalt: Anspruch auf Bonus

Durch die im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie verhängten Reisebeschränkungen arbeiteten viele Betreuerinnen schon viel länger in Österreich als normalerweise. Pflegerinnen, die ihren Turnus in Österreich freiwillig um vier Wochen verlängerten und nicht zu ihren Familien nach Hause fuhren, haben Anspruch auf einen Bonus in Höhe von 500 Euro.

Mögliche Unterstützung durch Härtefallfonds

Die Betreuerinnen können außerdem beim österreichischen Härtefallfonds um Unterstützung ansuchen. Voraussetzung ist, dass sie ein österreichisches Konto und eine Steuernummer in Österreich haben. Die Grüne Pflegesprecherin Bedrana Ribo sieht in diesen Bedingungen „unnötige Hürden“. Auch über die Indexierung der Familienbeihilfe, also die Kürzung für im Ausland lebende Kinder von Pflegekräften aus Mittel- und Osteuropa, wurde im Zusammenhang mit einem drohenden Pflegenotstand diskutiert.

Pflege, Hände
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Konkret können Zug-Buchungen sowohl von Agenturen als auch von Familien ohne Agenturen vorgenommen werden

Notstand und Grenzregelung: Holpriger Weg zum Erfolg

Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) hatte am Donnerstagabend die Zustimmung Bukarests zum Pflege-Korridorzug verkündet. Der ersten Ankündigung Edtstadlers vom 23. April bezüglich eines ersten Sonderzugs am 2. Mai hatte der rumänische Transportsportminister Lucian Bode noch widersprochen. Bode hatte damals gesagt, dass es „keinerlei Vereinbarung auf Regierungsebene“ gebe. Die daraufhin von der Opposition mit Häme überschüttete ÖVP-Ministerin verwies auf eine Einigung mit dem rumänischen Innenministerium und verhandelte mit dem Transportministerium weiter. Hürden für die Einrichtung der Zugverbindung waren etwa der bis zum 15. Mai geltende Notstand in Rumänien sowie die strengen Grenzregelungen in Ungarn.

Auch Familien ohne Agenturen können buchen

Das Land Niederösterreich hatte in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Pflegekräfte einfliegen lassen. 231 vorwiegend Frauen aus Rumänien und Bulgarien landeten Ende März in Wien-Schwechat. Auch der Zugkorridor aus Rumänien wurde von der Wirtschaftskammer organisiert, in Kooperation mit den ÖBB. Wie der Obmann des Fachverbands der Personenbetreuer in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) Andreas Herz mitteilte, stehen die notwendigen Informationen im Internet zur Verfügung. „Konkret können Buchungen sowohl von Agenturen als auch von Familien ohne Agenturen vorgenommen werden“, so Herz.

Geplant sind vorerst sechs Züge: am 10. Mai (Timisoara-Wien), am 12. Mai (Wien-Timisoara) und am 13. Mai (Timisoara-Wien) sowie weitere Verbindungen am 20. Mai, 24. Mai und 27. Mai. In jedem Zug gebe es 300 buchbare Plätze für Vermittlungsagenturen und 50 Plätze für Privatpersonen. Es dürfen nur Personenbetreuerinnen mit aufrechter Gewerbeberechtigung mitfahren.