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Rapid-Eklat: „Bewusstseinsbildung statt harter Strafe“

Auch eine Woche nach dem 342. Wiener Derby sorgen die homophoben Gesänge und Beschimpfungen von Rapid-Spielern und -Funktionären nach wie vor für Gesprächsstoff. Der renommierte burgenländische Sportjournalist Gerald Gossmann beschreibt die Vorfälle als „andere Dimension“ der schlechten Vorbildwirkung.

Die österreichische Bundesliga hat nach den verbalen Entgleisungen Rapid und die Spieler angezeigt – mehr dazu in Liga zeigt Rapid und Spieler nach Eklat an. Anfang nächste Woche soll der Senat eine Entscheidung verkünden. Im „Burgenland heute“-Interview mit Martin Ganster sagt Gerald Gossmann, der unter anderem für das Profil, die Zeit und den Spiegel schreibt, dass er mit einer harten Strafe rechne.

Unterschiede zwischen Männer- und Frauenfußball

Der Senat wolle natürlich eine harte Strafe treffen, um eine abschreckende Wirkung damit zu erzielen. Ein Punkteabzug oder eine Sperre für Spieler ist für Gossmann allerdings nicht das „ideale Mittel“. Man müsse viel mehr in der Bewusstseinsbildung ansetzen. „Wenn ein Spieler fünf Spiele draußen sitzt, heißt das nicht, dass sich sein Verhalten ändert“, sagt der Sportjournalist. Für ihn sind die Rapid-Spieler keine „Schwulen-Hasser“, homophobe Begriffe würden im Fußball oftmals sehr beiläufig und gedankenlos erwähnt werden, was vor allem zum Problem werde, wenn in der Mannschaft homosexuelle Spieler seien. Das erschwere auch ein mögliches „Outing“, so Gossmann.

Interview mit Sportjournalist Gerald Gossmann

Gänzlich anders ist die Situation im Frauenfußball. Bei der letzten Fußball-EM der Frauen hätten 120 Spielerinnen teilgenommen, die offen zu ihrer Homosexualität stehen. Für manche sei es auch wesentlich „leichter“, sich im Verein zu outen als in ihrem privaten Umfeld, so Gossmann. Nicht nur auf professioneller Ebene, sondern auch im burgenländischen Amateur-Bereich kommt es immer wieder zu rassistischen und homophen Äußerungen – mehr dazu in Wie derb darf Fußball sein?. Für Gossmann liegt das daran, dass der Fußball eine Art Katalysator für die Gesellschaft ist. „Was man im Büro nicht sagen darf, sagt man am Sportplatz“. Es störe dort niemanden, weil es jeder tue. Deshalb gäbe es dort diese Beschimpfungen und anderswo nicht.

Zahlreiche Kampagnen

Bereits seit Jahren gibt es von regionalen Verbänden bis hin zur FIFA Kampagnen, um gegen Rassismus, Respektlosigkeit und Homophobie im Fußball vorzugehen. Damit sich allerdings wirklich etwas ändere, müsse bei allen das Bewusstsein entstehen, dass sich einige davon verletzt fühlen. Das betreffe zum Beispiel homosexuelle Spieler, die sich aufgrund der täglichen Äußerungen nicht „outen“ würden. „Man muss bereits in frühem Alter ansetzen, damit das nicht mehr vorkommt“, so Gossmann.