Fans am Fußballplatz
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Wie derb darf Fußball sein?

Dass auf dem Sportplatz ein rauer Umgangston herrscht, ist allgemein bekannt und akzeptiert. Oft wird die Grenze des guten Geschmacks aber weit überschritten. Jüngstes Beispiel sind die Vorfälle vom vergangenen Wochenende beim Derby zwischen dem UFC St. Georgen und dem SC Eisenstadt in der 2. Klasse Nord.

Auf den ersten Blick war das erste Eisenstädter Derby überhaupt für den UFC St. Georgen ein voller Erfolg. Zu Hause bejubelte man gegen den Lokalrivalen einen 3:1-Sieg vor 1.200 Besuchern – mehr dazu in Emotionale Premiere für Eisenstadt-Derby. Am Ende blieb dennoch ein negativer Beigeschmack: Homophobe und beleidigende Gesänge in Richtung des Gegners, gesungen von teils minderjährigen Anhängern der St. Georgener. In den Tagen nach dem Spiel wurden selbst gedruckte Pickerl mit diskriminierenden Äußerungen verteilt – unter anderem bei einem Gedenkturnier des SC Eisenstadt.

Homophober Sticker, Pride-Fahne
ORF/Lukas Krenn
Diese Aufkleber wurden in St. Georgen und Eisenstadt aufgeklebt

Keine Einzelfälle

Vorfälle wie diese passieren in Österreich an jedem Wochenende: Vor allem in den organisierten Fanszenen der größeren Klubs, aber eben auch im Amateurbereich. Für manche gehören sie zum Fußball sogar irgendwie dazu. Nikola Staritz von der Initiative Fairplay sieht das anders. „Es wird leider sehr oft gesagt, das sei einfach die Sprache am Fußballplatz. Aber aus unserer Sicht ist eine Sprache auch etwas, das sich verändern kann“, so Staritz.

Dass gerade der Fußball oft zur Bühne homophober Gesänge, Rassismus und Gewalt werde, sei jedenfalls kein Zufall. Er sei jene Sportart, die in Österreich die meisten Fans anziehe und die größte mediale Präsenz habe. „Alles, was im Fußball passiert, spiegelt die Gesellschaft direkt wider“, sagte Staritz.

Prävention als Schlüssel

Von den Vorfällen in St. Georgen haben sich beide Klubs distanziert. Der SC Eisenstadt zeigte sich schockiert. St. Georgen will Konsequenzen ziehen und Aktionen wie diese künftig frühzeitig verhindern. Das müsse auch der Anspruch sein. Oft würden Vereine in Sachen Prävention aber auf ein Ressourcenproblem stoßen. „Im Breitensport ist man froh, wenn man das Ganze im Ehrenamt irgendwie hinkriegt. Da würden wir uns wünschen, dass es mehr finanzielle Anreize gibt, und auch mehr Unterstützung von den Verbänden“, so Staritz.

Im Fall des Eisenstadt-Derbys hat der burgenländische Fußballverband die Vorfälle zur Kenntnis genommen, wird aber nicht weiter dagegen vorgehen, da es auch keine Anzeigen gegeben hat. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass es auf Fußballplätzen zu derartigen Entgleisungen gekommen ist.