Kind mit Masernausschlag
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Gesundheit

Masern auf dem Vormarsch

Die Zahl der Masern-Erkrankungen in Österreich steigt. 75 Fälle sind bis dato gemeldet worden, sechs davon im Burgenland. Österreich zählt damit europaweit zu den Ländern, die am stärksten von der Masern-Welle betroffen sind.

Fast 50.000 Kinder zwischen vier und sieben Jahren sind nicht oder nicht ausreichend geimpft, zeigen die Daten des Gesundheitsministeriums – mehr dazu in science.ORF.at und Vier Masernfälle im Burgenland . Masern gehören zu den Kinderkrankheiten, die am meisten gefürchtet werden. Aus gutem Grund, sagt der Leiter der Kinderabteilung des Krankenhauses Eisenstadt, Hans Peter Wagentristl.

Masern Statistik Österreich und Burgenland. Vergleich Fälle 2023 (Ö: 22, B: 0) und 2024 (Ö: 75, B: 6)
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Bei Erkrankung: Schwerwiegende Komplikationen möglich

„Es gibt akute Verläufe, wo wir eine akute Zahl von Komplikationen kennen. Das kann eine Mittelohrentzündung oder eine Lungenentzündung sein. Und es kann auch eine gefährliche Enzephalitis sein, also eine Gehirnentzündung, die mit Krampfanfällen, mit Wesensveränderungen und Bewusstlosigkeit einhergehen kann – also wirklich eine gefährliche Erkrankung. Wenn man lange Kinderarzt ist, irgendwann hat man sowas gesehen, und wenn man es einmal gesehen hat, weiß man, dass man die Impfung an die Eltern nahebringen sollte, dass es eine ganz wichtige Sache ist. Ich habe erst vor kurzem meinen zehn Monate alten Enkelsohn geimpft, weil ich es wichtig finde, dass man Kinder vor etwas schützt, was möglicherweise schwerwiegende oder lebenslange Komplikationen nach sich ziehen kann", so Wagentristl.

Hans Peter Wagentristl
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Hans Peter Wagentristl

Impfung als einziger Schutz

Denn die Impfung ist der einzige Schutz vor der Erkrankung. Sie kann ab dem vollendeten neunten Lebensmonat in zwei Teilimpfungen verabreicht werden.„Nachdem wir jetzt aber in einer Situation sind, wo wir von einem Masernausbruch sprechen, kann man die Impfung schon ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat durchführen, dann muss man die Impfung aber dreimal verabreichen, um das Immunsystem mit dem Impfvirus – und das ist ein Lebendvirus – auch auseinanderzusetzen, damit eine gute immunkompetente Antwort stattfindet, die muss ja dann ein Leben lang halten", so Wagentristl.

Masernausschlag auf einer Hand
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Masern-Ausschlag

Impfung auch im Erwachsenenalter möglich

Und das tut sie auch. Ist man vollständig geimpft, kann man sich auch nicht mehr mit dem Virus anstecken. „Man kann die Impfung jederzeit nachholen, wenn man nur eine Impfung hat, kann man die zweite durchführen lassen oder man kann auch erst im Erwachsenenalter mit der Grundimmunisierung beginnen, das ist kein Problem. Auch wenn die Frage auftritt, vielleicht habe ich schon einmal die Masern gehabt, würde es keine Gegenmaßnahme sein, eine Impfung aufzufrischen, wenn ich nicht sicher bin, ob ich schon eine Impfung bekommen habe, da kann nichts passieren, man kann nicht überimpfen sozusagen", so Wagentristl.

Kind wird geimpft
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Wer als Kind nicht geimpft wurde, kann das auch als Erwachsener nachholen

Die Masernimpfung erfolgt in Form einer Kombinationsimpfung gegen Masern-Mumps-Röteln (MMR). Seit 1998 wurden in Österreich mehr als drei Millionen MMR-Impfstoff-Dosen verabreicht. Die Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffes sind laut Gesundheitsministerium eindeutig belegt. Die Impfung ist kostenlos und wird von den Hausärzten durchgeführt.

Impfen: Schriefl sieht Nachlässigkeit

Eine gewisse Nachlässigkeit beim Thema Impfen sei seit der Coronazeit zu bemerken, meinte der Vizepräsident der burgenländischen Ärztekammer Michael Schriefl Mittwochabend im Burgenland heute-Studiogespräch. „Während Corona waren die Infektionskrankheiten alle deutlich geringer – eben durch die Schutzmaßnahmen gegen das SARS-CoV2 Virus. Und das hat zu einer gewissen Nachlässigkeit geführt“.

Ärztekammer-Vizepräsident zu Masernfällen

Angesprochen darauf, dass es Menschen gibt, die der Meinung sind, es sei sinnvoll eine Masernerkrankung durchzumachen, um einen danach einen Schutz aufzubauen, meinte Schriefl: „Nun, gerade bei Masern ist das schlecht, denn Masern zerstört eben auch die Abwehrkraft gegen andere Erkrankungen. Und das Risiko, dann krank zu werden, ist wesentlich höher“.

Gefährliche Langzeitfolgen

Auch Schriefl hob die Gefährlichkeit von Masern hervor: „Masern hat auch Langzeitfolgen. Man weiß, dass das Masernvirus, das Immunsystem, die Gedächtniszellen des Immunsystems zerstört. Und Menschen, die Masern hinter sich haben, haben in den nächsten drei Jahren ein erhöhtes Risiko, zu erkranken und auch an einer Infektionskrankheit zu sterben“, so Schriefl.