Wasser wird in Glas gefüllt
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Lifestyle

„Dry January“ im Burgenland angekommen?

Österreich zählt, was den Pro-Kopf-Verbrauch beim Alkohol betrifft, zur Weltspitze. Seit einigen Jahren gibt es den Trend zum „Dry January“, zu einem Jänner ohne Alkohol. Auch wenn sich das bisher nicht überall durchgesetzt hat, bieten Winzer bieten dennoch bereits alkoholfreie Alternativen an.

Wenn es nach dem ORF-Burgenland-Lokalaugenschein in einem Gasthaus in Winden am See (Bezirk Neusiedl am See) geht, dann ist der „Dry January“ im Burgenland noch nicht so ganz angekommen. Bei den Bällen werde, wenn man ganz ehrlich sei, nicht weniger Alkohol im Jänner getrunken, meinte der Gastwirt Roman Purt. Es gebe aber schon einige Gäste, die darauf achten würden, im Jänner weniger zu trinken. Die Gäste im Lokal gaben bei unserem Besuch an, entweder generell keinen Alkohol zu trinken, oder nur in Maßen, sodass ein kompletter Verzicht nicht notwendig sei.

Stimmen aus Winden zum „Dry January“

Leber und Magen erholen sich bei Verzicht

31 Tage ganz auf Alkohol zu verzichten, hat aber durchaus positive Auswirkungen auf den Körper, erklärte die Golser Ernährungsberaterin Andrea Karner. Die Leber erhole sich, denn diese sei damit beschäftigt, den Alkohol abzubauen. Wenn man regelmäßig Alkohol trinke, schädige das natürlich die Leber. Auch Sodbrennen werde durch den einmonatigen Alkoholverzicht weniger und die Magenschleimhaut weniger gereizt. Zusätzlich verbessere sich die Schlafqualität, so Karner.

Winzer setzen auf alkoholfreie Innovationen

Winzer haben den Trend zu alkoholfreien Essensbegleitern erkannt und sind dabei sehr innovativ. Die junge Generation im Weingut Weiss in Gols (Bezirk Neusiedl am See) zum Beispiel entwickelte ein ganz neues Produkt. Der Chardonnay- und Pinot-Noir-Traubensaft werde mit Kombuchakulturen fermentiert und sei damit komplett alkoholfrei, erzählte Winzer und Lebensmitteltechniker Markus Weiss. In das Getränk wurde kräftig investiert – etwa in eine Anlage, die den Gärprozess unterbricht.

Winzer-Brüder Weiss im Keller
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Christian und Markus Weiss in ihrem Keller

Pro Jahr werden rund 10.000 Flaschen des alkoholfreien Traubengetränks abgefüllt. Verkauft werden sie über einen Online-Shop, über die Gastronomie und über den Weinfachhandel, sagte Kellermeister Christian Weiss. In der Gastronomie suche man die Kommunikation sehr, denn es brauche viel Beratung und Erklärung für so ein neues Produkt.

Zweites Standbein mit entalkoholisiertem Wein

Auch andere Weinbaubetriebe setzen auf den Trend. Das Weingut Bayer in Neckenmarkt (Bezirk Oberpullendorf) machte sich mit gehaltvollen Rotweinen einen Namen und baute sich mittlerweile mit entalkoholisiertem Wein ein zweites Standbein auf. Die Idee sei vor fünf Jahren aufgekommen, inspiriert von Berlin, wo entalkoholisierte Weine schon damals voll im Trend gewesen seien, sagte Winzerin Katja Bernegger. Doch erst während ihrer Schwangerschaft habe sie begonnen, sich mit dem Thema detailliert zu beschäftigen – mehr dazu auch in Winzerpaar setzt auf Wein ohne Alkohol.

Patrick Bayer und Katja Bernegger
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Patrick Bayer und Katja Bernegger

Nun verwendet Patrick Bayer für seine Weine ohne Alkohol auch Spitzentrauben von bis zu 70 Jahre alten Rebstöcken. Man produziere den Wein über zwei Jahre wie einen klassischen Rotwein – also mit alkoholischer Gärung und zwei Jahre in Barrique ausgebaut, so Bayer. Dann werde im allerletzten Schritt via Vakuumdestillation der Alkohol dem Wein entzogen.

Gesundheits- und Lifestyle-Trend

Der Trend zu alkoholfrei ist auch in der gehobenen Gastronomie spürbar. Am Abend merke man immer mehr, dass man auch alkoholfreie Begleitung anbieten müsse, meinte Sommelier Daniel Gahler. Aus gesundheitlichen und Lifestyle-Gründen gehe der Markt immer mehr zu alkoholfreien Geschichten über.