Langzeit Bürgermeister im Porträt Weghofer Wiesen
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ÖVP-Streit: Weghofer fordert Sagartz zum Rücktritt auf

Wenige Tage vor dem Landesparteitag am Samstag, fordert Matthias Weghofer, seit 1991 ÖVP-Bürgermeister in Wiesen (Bez. Mattersburg), seinen Parteiobmann Christian Sagartz zum Rücktritt auf. Sagartz sei der „Totengräber der ÖVP Burgenland“, so Weghofer. Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas reagiert gelassen.

In einem vierseitigen Brief, der auch an ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer und die Bundespartei gegangen ist, fordert Weghofer Sagartz zum Rücktritt auf. Weghofer kritisiert darin, dass Sagartz als EU-Abgeordneter „in der Weltgeschichte“ herumfahre, aber im Burgenland nicht präsent sei.

Auch für die massiven Verluste bei den Bürgermeisterwahlen im Herbst 2022 trage der Parteichef die Verantwortung, meint Weghofer. Weghofer nennt als Alternativen zu Sagartz etwa Klubobmann Markus Ulram oder Landtagsmandatar Christoph Wolf oder den Kohfidischer Bürgermeister Norbert Sulyok.

Ausschnitt von Weghofers Brief
Screenshot
Ausschnitt aus Weghofers Brief an Sagartz

Wörtlich heißt es auch in dem Brief: „Ich will dir auch mitteilen, dass du im Burgenland keine Performance hast. Wörtlich sagen ÖVP-Wählerlnnen und auch höhere Funktionäre aber auch nicht zuordenbare Wählerinnen und Wähler: ’Mit Sagartz reißen wir nichts oder reißt ihr nichts bei den Landtagswahlen. Die ÖVP-Burgenland sollte einen neuen zugkräftigen Spitzenkandidaten suchen. Mit Sagartz als Spitzenkandidat werdet ihr die Landtagswahlen verlieren “.

Weghofer: „Du bist nicht der Mann, der die ÖVP zum Sieg führen kann“

Auch an der „Niederlage bei der Landtagswahl 2020“, bei der die SPÖ die absolute Mehrheit holte, sei Sagartz „maßgeblich beteiligt“ gewesen, so Weghofer.

Den Brief schließt Weghofer mit den Worten: „Hör dich im Volke um. Lausche der Meinung der Burgenländerinnen und Burgenländer. Du bist nicht der Mann, der die ÖVP-Burgenland zu einem Sieg führen kann. Viele sagen sogar: ‚Du bist der Totengräber der ÖVP-Burgenland‘.“

„Sehenden Auges in die Katastrophe“

Gegenüber dem ORF Burgenland sagt Weghofer, dass er den Brief bereits am 2. Jänner geschrieben habe und bestätigt, dass er ihn an Sagartz, an die Bundes-ÖVP und an alle ÖVP-Bürgermeister im Burgenland geschickt habe. Er habe keine Antwort bekommen, so Weghofer.

Er wolle mit seiner Kritik darauf aufmerksam machen, dass die ÖVP im Burgenland mit Sagartz „sehenden Auges“ in die Katastrophe gehe, wie es Weghofer formuliert. Beim ÖVP-Landesparteitag am Samstag in Eisenstadt seien Kritiker gar nicht oder maximal als Gastdelegierte ohne Stimmrecht – wie er selbst – geladen. Weghofer kündigt an, dass er dem Parteitag daher fernbleiben wird.

Fazekas: „Das muss man aushalten“

Gegenüber dem ORF Burgenland sagt ÖVP-Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas: „In den letzten 30 Jahren hat sich Matthias Weghofer aus persönlichen Befindlichkeiten noch an jedem Parteiobmann gerieben. Wir nehmen das auch dieses Mal zur Kenntnis. Parteiinterne Kritik gibt es in jeder Partei. Es gehört zur politischen Auseinandersetzung. Das muss man aushalten.“

Weghofer fordert Widerruf von Fazekas

Weghofer wies die Aussage von Fazekas am Donnerstag zurück und forderte von ihm eine entsprechende Richtigstellung. Er habe in der Vergangenheit mit allen Landesparteiobmännern ein gutes Einvernehmen gehabt. Es sei nur einmal zu einer Meinungsverschiedenheit mit dem damaligen Obmann Franz Steindl gekommen. Fazekas möge daher den Vorwurf widerrufen. Sollte er weitere aus Weghofers Sicht ruf- bzw. kreditschädigende Vorwürfe erheben, behalte er sich weitere Maßnahmen vor, so Weghofer in einer schriftlichen Stellungnahme.