Die Feierlichkeiten rund um die 30-jährige Anerkennung der Roma im Burgenland wurde am Samstagabend von jeder Menge Musik und Literatur begleitet. Es spielten und lasen bekannte Roma-Künstlerinnen und Künstler, wie zum Beispiel Melinda Stoika und Romano Rath. Die Festrede hielt Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Er würdigte in seiner Rede den Beitrag der Roma zur kulturellen Vielfalt des Landes.
Konsens über Denkmal in Regierung und Parlament
Van der Bellen unterstützt auch die Bemühungen, für die von den Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten Roma eine zentrale Gedenkstätte in Wien zu errichten. „Es freut mich sehr, dass es jetzt offenbar einen Konsens darüber in der Regierung und im Parlament gibt, dass es für irgendeine Art von prominentem Denkmal für die Geschichte von Roma und Sinti höchst an der Zeit ist“, sagte Van der Bellen.
30 Jahre Roma: Schaltung zum Festakt
Im Offenen Haus Oberwart findet zur Würdigung des 30 Jahrestages der Roma-Anerkennung ein Fest mit viel Musik und Literatur statt. Ehrengast ist Bundespräsident Alexander Van der Bellen. „Burgenland heute“-Reporter Norbert Lehner berichtet.
„Annerkennung wichtiger Schritt“
Die Anerkennung als Volksgruppe haben die Roma hart erkämpft – mehr dazu in Großes Fest: Roma seit 30 Jahren anerkannte Volksgruppe. Es sei politisch ein sehr wichtiger Schritt gewesen, da man gewusst habe, dass man ohne politische Anerkennungen, nicht die gleichen Voraussetzungen wie die anderen fünf Volksgruppen haben werde. „Egal ob in der Bildung oder bei gesellschaftlichen Problemen ist uns so gesichert, dass wir finanziell unterstützt werden und Projekte, etwa im Bereich der Lernbetreuung sowie der Gegenwirkung der Diskriminierung, durchsetzen können“, sagte Emmerich Gärtner-Horvath, Beiratsvorsitzender der Volksgruppe der Roma im „Burgenland heute“-Interview mit Raphaela Pint.
Mit der Anerkennung der Roma waren auch bestimmte Erwartungen, wie etwa die volle Integration der Roma am Arbeitsmarkt verbunden. Diese Erwartungen seien zum Teil auch erfüllt worden. Seit 35 Jahren habe man die Lernbetreuung nicht nur im Burgenland, sondern auch in Wien. Das zeige bereits positive Ergebnisse. „Wir haben Akademiker und fast alle Jugendliche, die wir betreuen, machen, Lehrberufe und setzten sich auch mit der Identität der Roma auseinander“, so Gärtner-Horvath.
Im Gespräch: Emmerich Gärtner-Horvath
Zur Bedeutung der Anerkennung der Roma als Volksgruppe vor 30 Jahren nimmt Emmerich Gärtner Horvath, der Vorsitzende des Volksgruppen-Beirates der Roma, Stellung.
„Diskriminierung noch immer Thema“
Auch im Jahr 2023 sei das Thema Diskriminierung nach wie vor sehr präsent. Der Antiziganismus sei sowohl im normalen Leben als auch im gesellschaftlichen Bereich ganz groß. Das habe bereits viel früher begonnen. „Wenn man einen betteln gesehen hat, hat man nicht hinterfragt, ob das ein Volksgruppenangehöriger ist. Der wurde als Roma deklariert. Dieses Bild wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Und wir wollen jetzt einen Bruch erreichen, zum Beispiel mit der Elementarpädagogik oder mit Lehrmaterialien. Das ist unser Ziel“, sagte Gärtner-Horvath.
„Politische Vielfalt zeigen“
Die Anerkennung der Roma als eigenständige Volksgruppe sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Gesellschaft gewesen, die Vielfalt nicht nur toleriert, sondern aktiv schätzt und fördert, sagte Landesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) bei dem Festakt in Oberwart. Roma würden durch die Anerkennung besonderen Schutz genießen, um ihre Kultur, die Sprache und die Identität zu bewahren, so Schneemann.
Bei den Feierlichkeiten hielt auch Oberwarts Bürgermeister Georg Rosner (ÖVP) eine kurze Ansprache, ehe er das Wort an Stadtgemeinderätin Manuela Horvath (ÖVP) übergab. „Wir stehen hier gemeinsam, weil wir Ihnen die politische Vielfalt Oberwarts zeigen wollen. Es war vor Jahrzehnten undenkbar, dass Roma gewählte Mandate innehätten – weder in der Kommunalpolitik, noch in der Landespolitik. Ich bin die einzig gewählte Politikerin in ganz Österreich und sitze in Oberwart im Stadtrat. Wünschenswert wäre es, wenn sich auch in anderen Städten und Ortschaften Menschen aus der Volksgruppe politisch engagieren und den Ort, in dem sie leben, mitgestalten“, sagte Horvath.
An den Feierlichkeiten nahmen unter anderem auch der Zweite Landtagspräsident Walter Temmel (ÖVP), die ehemalige Landtagspräsidentin Verena Dunst (SPÖ) sowie auch Grünen-Klubobfrau Regina Petrik und Grünen-Landtagsabgeordneter Wolfgang Spitzmüller teil.