Bei der Wahl wurden 46 Stimmen abgegeben, davon waren 45 gültig. Auf Haider-Wallner entfielen 41 Stimmen. Damit ist die 44-jährige Eisenstädter Gemeinderätin neue Landessprecherin der Grünen – mehr dazu in Die „Neue“: Anja Haider-Wallner. Nach ihrer Kür zeigte sie sich zufrieden mit dem Ergebnis: „Ich freue mich sehr über den Zuspruch.“
Bekanntgabe des Wahlergebnisses
Ziel: Drei Mandate im Landtag
Für die Landtagswahl 2025 will sie sich als Spitzenkandidatin bewerben und als solche „jedenfalls dazugewinnen“. Aktuell haben die Grünen zwei Sitze im Landtag, nach dem Urnengang 2025 sollen es drei sein, gab sie als Ziel vor: „Drei wären schön.“ Das Burgenland verfüge zwar über wenige große urbane Zentren – in denen die Grünen normalerweise stärker seien –, sie sehe das aber „als Ansporn, in die Regionen zu gehen“.
Haider-Wallner: Schwarz und Rot ergibt Grün
Sie stamme mütterlicherseits aus einem SPÖ-Haushalt und väterlicherseits aus einem christlich-sozialen, bäuerlichen Umfeld, erzählte Haider-Wallner bei ihrer Vorstellung vor der Landesversammlung: „Schwarz und Rot – Ihr kennt die Farbenlehre – ergibt Grün in meinem Fall.“ Ein Grund für ihr Engagement bei den Grünen sei auch, dass sie die einzige Partei im Burgenland seien, in der Frauen so mitgestalten könnten, so Haider-Wallner. Einsetzen möchte sie sich als Landessprecherin für eine klimagerechte Zukunft, für soziale Gerechtigkeit und für lebendige Ortskerne mit einer gut verankerten regionalen Wirtschaft.
„Wir müssen rausgehen“
Im nächsten Jahr müsse sich die Partei auf drei Wahlen vorbereiten – neben EU- und Nationalratswahl steht dann Anfang 2025 die Landtagswahl an, so Haider-Wallner. Von der Landespartei sollen die Ehrenamtlichen bestmöglich in ihrem Engagement unterstützt werden. Ein Erfolgsrezept in Eisenstadt etwa seien Interviews mit Menschen über ihre Bedürfnisse gewesen: „Da kam unglaublich viel zurück und dadurch entstanden auch Beziehungen. Wir müssen rausgehen und möglichst viele Kontakte haben.“
Menschen würden sich oft nicht trauen, sich für die Grünen zu engagieren, da sie etwa um ihre Jobs beim Land fürchten müssten. „Wir haben eine Unkultur, die im Burgenland besonders stark ausgeprägt ist“, kritisierte Haider-Wallner. „Ich möchte das ansprechen und einen Kulturwandel, für mehr grün engagierte Menschen.“
Neue Grünen-Sprecherin im Gespräch
Anja Haider-Wallner wurde bei der Landesversammlung der Grünen im Technologiezentrum Eisenstadt mit 91,1 Prozent der Stimmen zur Nachfolgerin von Regina Petrik in dieser Funktion gewählt. Sie spricht im Interview über ihre Pläne für die Partei.
Haider-Wallner: Chance, etwas Neues aufzubauen
Im „Burgenland heute“-Interview am Samstagabend angesprochen auf die nicht gerade berauschenden Umfragewerte der Grünen derzeit, meinte Haider-Wallner, sie lasse sich von Umfragen nicht abhalten. Man habe die Chance, im Burgenland etwas Neues aufzubauen und Menschen zu begeistern, mit den Grünen den Weg zu gehen. Es gebe im Burgenland viele grün-bewegte Menschen.
Voglauer eröffnete Landesversammlung
Rund 60 Mitglieder hatten sich für die Landesversammlung der Grünen angemeldet. Am Samstagvormittag hielt Olga Voglauer, die Generalsekretärin der Grünen, die erste Rede. Sie ging auf die aktuellen innenpolitischen Entwicklungen in Österreich ein – Stichwort Afghanistan-Reise von FPÖ-Mitgliedern und fehlgeleitete E-Mails. Sie stellte dem die Arbeit der Grünen auf Bundesebene gegenüber. So habe man es etwa geschafft, eine Pflegereform und eine öko-soziale Steuerreform durchzubringen und die kalte Progression abzuschaffen, so Voglauer. Auch die Abschaffung des Amtsgeheimnisses hob sie hervor.
„Wir übernehmen Verantwortung für die nächste Generation“, betonte Voglauer. Ebenso würden die Grünen im Burgenland den Unterschied ausmachen, da sie im Landtag vertreten seien und Missstände aufdeckten. Auch im nächsten Jahr werde man auf Bundesebene noch den Auftrag erfüllen, so die Generalsekretärin. Bei Petrik bedankte sich Voglauer für ihren Einsatz und meinte an ihre Nachfolgerin gerichtet, sie freue sich, dass sie Haider-Wallner bald unter den Länderspitzen begrüßen darf.
Überraschende Ankündigung Petriks im Sommer
Danach übernahm die scheidende Landessprecherin der Grünen, Regina Petrik, das Wort. Ihre Ankündigung im ORF-Sommergespräch im August nicht mehr als Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl zu kandidieren, kam für viele doch überraschend. „Ich werde nicht mehr kandidieren, weil ich mein weiteres berufliches Leben anders gestalten möchte und weil ich es ganz gut finde, wenn es auch da wieder mal einen Generationswechsel gibt“, so Petrik damals – mehr dazu in Grünen-Chefin Petrik vor Rückzug.
Petrik zog Bilanz über die Landtagsarbeit
Sie spreche als Klubobfrau der Grünen im Landtag, sagte Petrik zu Beginn ihrer Rede – dieses Amt im Landtag behält sie vorerst weiter. Petrik werde bis Mai 2024 Klubobfrau bleiben, kündigte Haider-Wallner im „Burgenland heute“-Interview an. Danach soll die neue Landessprecherin im Juni im Landtag angelobt werden.
Petrik zog bei der Landesversammlung Bilanz über die Landtagsarbeit der Grünen. So habe man etwa einen Antrag auf die Erstellung von verschiedenen Tourismuskonzepten für die Region Neusiedler See eingebracht – für verschiedene Wasserstandsszenarien. „Der Antrag liegt einmal im Landtag, wir werden schauen, was die SPÖ damit macht“, so Petrik.
Außerdem hätten die Grünen dem Landesrechnungshof den Auftrag erteilt, sich die gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften und die Verwendung der Fördermittel genau anzuschauen und auch die Bodenversiegelung sei ein großer Schwerpunkt der Landtagsarbeit der Grünen. Petrik bedankte sich in ihrer Rede auch bei all ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern.
Juranich folgt auf Salzer
Auch der Stellvertreterposten in der grünen Landespartei wurde am Samstag mit dem 32-jährigen Philip Juranich aus Frankenau-Unterpullendorf neu besetzt. Er sitzt in der Gemeinde für die Liste „Mi skupa“ im Gemeinderat. Die bisherige Stellvertreterin Irmi Salzer trat nicht mehr an.
Dank und Gratulation von Kogler und Stoytchev
Der Bundessprecher der Grünen, Werner Kogler, und Bundesgeschäftsführerin Angela Stoytchev bedankten sich via Aussendung bei Regina Petrik für die letzten elf Jahre, in denen sie als Landessprecherin die positive Entwicklung der burgenländischen Grünen vorangetrieben habe. Die beiden grünen Spitzenpolitiker gratulierten Anja Haider-Wallner zu ihrer Wahl zur Landessprecherin: „Das Burgenland braucht starke Grüne für die vielseitigen Herausforderungen dieses Bundeslandes.“
Doskozil hofft auf „konstruktive Zusammenarbeit“
Auch Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) gratulierte der neuen Landessprecherin zur Wahl. Er hoffe auf „eine konstruktive Zusammenarbeit für das Burgenland.“ Regina Petrik wünschte Doskozil „alles Gute für die Zukunft.“ Er freue sich schon auf die Zusammenarbeit im Landtag, meinte SPÖ-Klubobmann Roland Fürst. Das neue Landesgeschäftsführer-Duo der SPÖ Burgenland, Jasmin Puchwein und Kevin Friedl, wünschte Anja Haider-Wallner ebenfalls „alles Gute für die neue Aufgabe.“