Die Amtsübergabe von Nemeth zu Wirth fand am Mittwoch in Eisenstadt im Rahmen einer Sondersitzung des burgenländischen Wirtschaftsparlaments statt. Im Zuge der Sondersitzung wurde der nunmehrige Altpräsident Peter Nemeth mit „Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“ ausgezeichnet. Übergeben wurde die Auszeichnung vom Präsidenten der österreichischen Wirtschaftskammer, Harald Mahrer.
„In seiner langjährigen Funktionärstätigkeit hat sich Peter Nemeth vor allem den Themen Ausbildung und Bürokratieabbau sowie dem Kampf gegen die Schattenwirtschaft verschrieben und konnte dabei wesentliche Akzente setzten“, sagte Mahrer. Peter Nemeth war seit 1985 in der Wirtschaftskammer in unterschiedlichen Funktionen tätig. 2005 wurde er zum Präsidenten der burgenländischen Kammer gewählt. Neben der eigenen Fraktion, dem ÖVP-Wirtschaftsbund, zollten dem 68-jährigen Nemeth auch die anderen Fraktionen Respekt für seine Amtsführung.
Nemeth zog positive Bilanz
Nemeth selbst zog am Mittwoch Bilanz über seine langjährige Präsidentschaft. „Ich habe schon in diesen Jahren versucht, mit den Fraktionen gut auszukommen. Privat sind wir alle befreundet oder zumindest sehr gut bekannt. Und dass wir politisch unterschiedliche Ansichten haben, das spielt eigentlich gar keine Rolle. Das Wesentliche ist, dass man trotzdem in vielen Bereichen gemeinsame Nenner sucht. Das ist offensichtlich gelungen und für das bin ich auch dankbar“, so Nemeth im Interview mit dem ORF Burgenland.
Befragt nach Ereignissen, die ihm in besonderer Erinnerung geblieben sind, antwortete Nemeth: „Ich möchte einmal sagen, die positiven Ereignisse, die nimmt man eigentlich mit. Aber die schwierigen Ereignisse waren sicherlich 2008 die Finanzkrise, es war sicherlich die Wirtschaftskrise, dann Corona und jetzt der Angriffskrieg. Das sind sicherlich Ereignisse, wo man besonders auf die Unternehmerinnen und Unternehmer schauen muss. Haben wir auch gemacht, das hat man gesehen in den Förderungen, die möglich waren, in den Unterstützungsmaßnahmen. Ich denke, das ist uns gut gelungen“, so Nemeth.
Mahrer: „Wirth übernimmt in einer herausfordernden Zeit“
Neuer Präsident ist seit Mittwoch Andreas Wirth. Er war bisher Bundesinnungsmeister der Elektro-, Alarm-, Gebäude- und Kommunikationstechniker in der WKÖ. „Andreas Wirth übernimmt die Aufgabe als Präsident der Wirtschaftskammer Burgenland in einer herausfordernden Zeit. Die Bekämpfung des Arbeitskräftemangels und die Transformation der Wirtschaft werden prägend für die Arbeit der kommenden Jahre sein", so Mahrer.
Wirth: „Werde alles geben“
Andreas Wirth nahm Mittwochabend in „Burgenland heute“ zu seinen Plänen und Zielen als Präsident der burgenländischen Wirtschaftskammer Stellung. Es sei ihm besonders wichtig, dass die Wirtschaftskammer eine „schlagkräftige“ Interessensvertretung sei. Er werde dafür in seiner neuen Funktion „alles geben“, so Wirth im Interview mit „Burgenland heute“-Moderatorin Raphaela Pint.
„Ich glaube, der Dialog mit der Politik muss intensiv und einfach mehr werden. Das wird auf jeden Fall einsetzen. Wir werden durch das Land ziehen, werden so viele Betriebe wie möglich besuchen und werden diese Ideen, aber auch die Sorgen einsammeln und werden dann evaluieren, werden dann mit der Politik die Gespräche suchen“, kündigte Wirth an. Bereits am Freitag werde es ein Gespräch mit Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) geben, so Wirth. Das Treffen werde ein „Kennenlern-Gespräch“ sein. „Wo wir ausloten können, wo wir die eine oder andere Schraube nachdrehen können“. Viel wichtiger sei aber, dass der Dialog hergestellt werde, so Wirth.
Andreas Wirth (WK Präsident) im Studiogespräch
Der neue Präsident der Wirtschaftskammer Burgenland spricht unter anderem darüber, welche Entwicklungen er im Land forcieren will, wo Aufholbedarf besteht und wie er die Zusammenarbeit mit dem Land anlegt.
32-Stunden-Woche „absolutes No-Go“
Wirth tritt sein Amt in einer wirtschaftlich herausfordernden Zeit an, in der viele Branchen mit Problemen wie etwa Personalknappheit kämpfen. Auf die Frage, wie man hier eine Trendwende schaffen könnte, sagte der neue Wirtschaftskammerpräsident, dass für ihn eine 32-Stunden-Woche ein „absolutes No-Go“ sei. „Das geht gar nicht. Wir müssen nun schauen, wie man andere Wege findet, um hier Leute in verschiedensten Branchen unterzubringen“, so Wirth.
Auch die immer wieder kritisierte Kammerumlage war Mittwochabend Thema im „Burgenland heute“-Studiogespräch. Auf die Frage, ob diese Pflicht-Umlage noch tragbar sei, antwortete Wirth eher ausweichend und betonte die Bedeutung der Kammer als Interessensvertretung.
Gratulationen von ÖVP und AK
Erste Gratulationen zu seiner neuen Funktion erhielt Wirth Mittwochnachmittag von ÖVP-Landesparteiobmann Christian Sagartz, der Wirth als „erfolgreichen Unternehmer mit viel Erfahrung in der Interessensvertretung“ bezeichnete. Sagartz würdigte auch die Leistungen von Peter Nemeth. Dieser habe in seiner Amtszeit „viel für die burgenländischen Unternehmer erreichen können“, so Sagartz.
Auch AK-Präsident Gerhard Michalitsch gratulierte Wirth und bezeichnete ihn als „jemand, der das Erfolgsmodell Sozialpartnerschaft gut kennt“. Michalitsch bot dem neuen WK-Präsidenten an, die in der Vergangenheit erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Arbeiter- und Wirtschaftskammer „nahtlos fortzusetzen“.