Prozesstag Schattendorf Tag 2
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Gericht

Rauferei mit Todesfolge: Zeugenbefragung geht weiter

Der Prozess zu den Folgen einer Wirtshausrauferei in Schattendorf (Bez. Mattersburg) wurde am Mittwoch mit Zeugeneinvernahmen fortgesetzt. Sie beobachteten die Auseinandersetzung direkt oder indirekt. Ihre Schilderungen unterscheiden sich aber häufig in wesentlichen Details.

Bei der Schlägerei wurde ein 42-jähriger Familienvater schwer verletzt. Er starb drei Tage später im Spital an einer Hirnblutung – mehr dazu in Rauferei in Schattendorf: 42-Jähriger verstorben. Zwei junge Männer müssen sich wegen schwerer Körperverletzung verantworten – mehr dazu in Toter nach Rauferei: Prozess gegen Jugendliche.

Zeugenbefragungen gehen weiter

Was ist in der Nacht auf den 18. Dezember 2022 vor einer Diskothek in Schattendorf tatsächlich passiert? Wer hat wen wie geschlagen? Richterin Birgit Falb befragte am Mittwoch weitere Zeugen zu den Geschehnissen beim Feiern in einer Disco in Schattendorf. Deren Erzählungen unterschieden sich teilweise deutlich – auch weil sie oft nur Teile der Auseinandersetzung beobachtet hatten oder sich nicht mehr daran erinnern konnten.

Streit

Ein Großteil der Zeugen gab jedoch an, dass es zu einem Streit zwischen dem später Verstorbenen und einigen Jugendlichen gekommen sein dürfte, weil der 42-Jährige mit 2,46 Promille Alkohol im Blut junge Frauen belästigt haben soll. Vor dem Lokal sei die Auseinandersetzung eskaliert. Laut Anklage soll der Mann dem 19-jährigen Erstangeklagten eine Ohrfeige verpasst haben, woraufhin dieser mit halb geschlossener Faust zurückschlug. Der Familienvater sei gestürzt, regungslos liegen geblieben und später im Spital an einem geplatzten Aneurysma gestorben.

Der 17-jährige Zweitangeklagte soll zeitgleich hinter dem Opfer gestanden sein und ihm mit einem Schlagring auf den Kopf geschlagen haben. Durch den Hieb des Erstangeklagten und durch die Alkoholisierung sei der 42-Jährige aber nach vorne getaumelt, wodurch ihn der Jugendliche nicht mehr wirklich getroffen, sondern nur gestreift habe. Dieser wies das am Mittwoch weiter zurück, nachdem Falb ihn dazu aufgefordert hatte, „noch einmal in sich“ zu gehen, weil ihn am Dienstag zahlreiche Zeugen, darunter auch Freunde, belastet hatten.

19-jähriger Syrer ist geständig

Der 19-jährige syrische Staatsbürger war hingegen von Anfang an geständig und gab auch zu, dass er nach dem Vorfall einen Freund des Opfers, der ihn festhalten wollte, zweimal geschlagen und dabei schwer verletzt habe. Er saß danach wie der 17-jährige Burgenländer zunächst wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge in Untersuchungshaft. Die Obduktion ergab dann aber, dass der 42-Jährige ein Aneurysma gehabt hat, das bei dem Vorfall geplatzt ist, wobei nicht klar ist, ob die Schläge dafür ursächlich waren. Das Opfer sei etwa schon vor der Rauferei stark betrunken im Lokal gestürzt, erzählte der Sohn der Betreiber: „Er ist umgefallen wie ein Brett.“ Eine weitere Zeugin sagte aus, der Mann sei dabei mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen.

Ein Privatgutachten, das Anwalt Johannes Zink für die Frau und die Kinder des Verstorbenen vorbrachte, soll hingegen zeigen, dass die Blutung sehr wohl auf die Rauferei zurückzuführen sei. Am Nachmittag stehen weitere Zeugenbefragungen auf dem Programm. Ob am Abend wie geplant ein Urteil fallen wird, ist unklar.