Personalrochaden bei SPÖ Burgenland mit Pressekonferenz
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Politik

Doskozil stellt SPÖ Burgenland personell neu auf

In Andau (Bezirk Neusiedl am See) hat am Montagvormittag der Landesparteivorstand der SPÖ Burgenland die schon länger geplanten Personalrochaden beschlossen. Neuer Landtagspräsident wird Klubobmann Robert Hergovich. Neu in der SPÖ Burgenland ist Max Lercher.

Klubobmann Hergovich übernimmt die Nachfolge von Landtagspräsidentin Verena Dunst, die sich mit der Landtagssitzung am 21. September aus ihrem Amt zurückzieht, aber Landtagsabgeordnete und im Bundesparteipräsidium der SPÖ bleibt – mehr dazu in Dunst: Schrittweiser Rückzug aus Politik.

Für Hergovich sei das Amt des Landtagspräsidenten aus seiner Sicht „der logische nächste Schritt“, meinte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil bei der Präsentation des Teams am Montag. Hergovich habe wesentlich dazu beigetragen, dass die SPÖ Burgenland bei der Landtagswahl 2020 die absolute Mehrheit erreicht habe.

„Ich trete mein künftiges Amt mit viel Demut, aber hoher Motivation an. Der Landtag ist das Herz der Demokratie, und dieses Herz soll künftig noch lauter schlagen“, so Hergovich am Montag in Andau. Er kündigte eine Demokratieoffensive an, dabei wolle er alle Burgenländerinnen und Burgenländer einladen, in den Landtag zu kommen.

SPÖ breiter aufstellen

Doskozil will die SPÖ Burgenland in Hinblick auf die Landtagswahl 2025 breiter aufstellen, um das Ergebnis aus 2020, das bei 49,94 Prozent lag, bestätigen zu können. Es werde wieder die absolute Mehrheit angestrebt. Vollzogen wird die Personalrochade bei der Landtagssitzung am 21. September, die noch von Dunst eröffnet wird und die Wahl des neuen Präsidenten beinhaltet.

Personalrochaden bei SPÖ Burgenland mit Pressekonferenz
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Der neue und der alte Klubobmann

Fürst übernimmt den SPÖ-Klub

Hergovichs Nachfolger an der Klubspitze wird Landesgeschäftsführer Roland Fürst. Fürst habe die Partei als Landesgeschäftsführer bisher „exzellent vertreten“ und werde das auch als Klubobmann tun, so Doskozil. In eineinhalb Jahren stünden wieder Landtagswahlen an, und erklärtes Ziel der SPÖ sei, die burgenländische Bevölkerung bis dahin mit guter Arbeit überzeugen zu können, damit die SPÖ die Absolute von 2020 bestätigt bekomme bzw. ausbauen könne, sagte Fürst.

Doppelspitze in der Landesgeschäftsführung

Die Landesgeschäftsführung wird doppelt besetzt, mit Doskozil-Sprecherin Jasmin Puchwein und Kevin Friedl. Der 26-jährige HAK-Lehrer ist Vizebürgermeister in Rohr (Bezirk Güssing). Beide Landesgeschäftsführer seien „gleichwertig“ so Doskozil.

„Die politische Währung der SPÖ Burgenland ist die Glaubwürdigkeit, wir setzen Maßnahmen um, und das ist es auch, was die Bevölkerung an dieser Politik so schätzt“, sagte Puchwein. Friedl kündigte eine engmaschigere Arbeit mit den Bezirksorganisationen und den Gemeinden an, „um das Verhältnis zu vertiefen“. Er gehe mit viel Freude und Herzblut in seine neue Aufgabe.

PK Personalrochaden SPÖ Burgenland
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Max Lercher, Kevin Friedl, Jasmin Puchwein, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Robert Hergovich, Roland Fürst

Max Lercher wird Leiter des Renner-Instituts

In Andau dabei war auch Ex-SPÖ-Bundesgeschäftsführer Max Lercher, der Doskozil im Rennen um die Bundesparteiführung unterstützte und Anfang September ankündigte, bei der nächsten Nationalratswahl nicht mehr zu kandidieren. Er wird das Karl-Renner-Institut Burgenland leiten und bei der Verteidigung der SPÖ-Absoluten im Land mithelfen, so Doskozil.

Die SPÖ Burgenland mache eine Politik, die sich an den alltäglichen Sorgen und Nöten der Bevölkerung orientiere und die bereit sei, einzugreifen und da zu sein, sagte Lercher. Das spüre man bei dem gesamten Team, und es freue ihn, hier mitarbeiten zu dürfen.

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Robert Hergovich
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Der neue Landtagspräsident Robert Hergovich ist 47 Jahre alt. In seiner Heimatgemeinde Trausdorf wurde er 1997 Österreichs jüngster Gemeinderat. Seit 2008 ist er Landtagsabgeordneter, davon war er von 2015 bis 2017 Klubobmann und dann wieder seit 2020. In Trausdorf ist er seit 2021 SPÖ-Vizebürgermeister. Hergovich absolvierte eine Ausbildung zum Großhandels- und Bürokaufmann sowie die Sozialakademie in Mödling.
Roland Fürst
SPÖ
Der neue Klubobmann Roland Fürst wohnt in Bad Sauerbrunn, wo er von 2012 bis 2017 SPÖ-Obmann war. Fürst ist 54 Jahre alt und diplomierter Sozialarbeiter. Von 2014 bis 2019 war der Department-Leiter „Soziales“ an der FH Burgenland. 2019 wurde er SPÖ-Landesgeschäftsführer, seit 2020 ist Fürst im Landtag.
Jasmin Puchwein
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Die neue SPÖ-Landesgeschäftsführerin Jasmin Puchwein wohnt in Eisenstadt. Die 32-Jährige ist Unteroffizierin beim Bundesheer. 2017 war sie im Kabinett von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil. Ab 2019 war sie im Büro von Landeshauptmann Doskozil tätig, seit 2020 war sie seine Pressesprecherin.
Kevin Friedl
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Der zweite Landesgeschäftsführer Kevin Friedl ist sei 2022 SPÖ-Vizebürgermeister in Rohr im Bezirk Güssing. Der 27-Jährige ist Lehrer an der BHAK/BHAS Stegersbach.
Max Lercher
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Max Lercher stammt aus der Steiermark. Der 36-Jährige ist seit 2019 Nationalratsabgeordneter. Von 2018 bis 2019 war er SPÖ-Bundesgeschäftsführer. Von 2010 bis 2018 war er Abgeordneter im Steiermärkischen Landtag, von 2014 bis 2018 war Lercher auch Landesgeschäftsführer der SPÖ Steiermark.
SPÖ-Team
SPÖ
Das neue Team mit Landeshauptmann Hans Peter Doskozil

Einstimmiger Beschluss

Alle personellen Weichenstellungen seien vom Landesparteivorstand einstimmig angenommen worden, sagte Doskozil. Für die inhaltliche politische Arbeit kündigte Doskozil an, dass die SPÖ in den nächsten Monaten Schwerpunkte im Bereich Pflege und Gesundheit setzen will. So soll etwa eine vollwertige onkologische Abteilung im Krankenhaus Oberwart etabliert werden.

Kritik von der Opposition

Die grüne Klubobfrau Regina Petrik kritisiert, dass Doskozil in der SPÖ Burgenland Frauen „ausbremse“. „Auf die ehemalige Frauenlandesrätin und Landtagspräsidentin folgt keine Frau, sondern ein Mann.“ Auch der SPÖ-Klubchef bleibe fest in Männerhand, und beim Renner-Institut werde eine Frau durch einen Mann ersetzt. Den Wechsel von Jasmin Puchwein aus dem Doskozil-Büro in die SPÖ-Landesgeschäftsstelle lässt Petrik nicht als Gegenbeweis gelten.

FPÖ-Landesgeschäftsführer Rudolf Smolej nennt die Entscheidung für Max Lercher als Leiter des Karl-Renner-Institutes „bemerkenswert“ und stellt in einer Aussendung die Frage, ob es sich dabei um einen Versorgungsposten auf Steuerkosten für einen Doskozil-Weggefährten des „Projekts Löwelstraße“ handle.

ÖVP-Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas sieht „Mega-Personalkosten“ auf die SPÖ zukommen und bemängelt Doskozils – aus seiner Sicht wenig sparsamen – Umgang mit Geld. „Er führt das Land wie einen Selbstbedienungsladen und offensichtlich auch die Partei“, meinte Fazekas in einer Aussendung.