Verena Dunst Landeshauptmann Hans Peter Doskozil
ORF
ORF
Politik

Dunst: Schrittweiser Rückzug aus Politik

Verena Dunst zieht sich im September als Landtagspräsidentin und SPÖ-Bezirksparteivorsitzende von Güssing zurück. Ihr Landtagsmandat wird sie als SPÖ-Pensionisten-Sprecherin bis zur Wahl 2025 weiter ausüben. Wer ihr nachfolgen wird soll im Herbst entschieden werden – das hat sie am Freitag bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben.

Dunsts Rückzug erfolgt aus privaten Gründen. „Ich war die letzten 30 Jahre in meiner Familie Nehmerin. Jetzt möchte ich geben“, sagte die scheidende Landtagspräsidentin. Die 65-Jährige hatte bereits in den vergangenen Monaten anklingen lassen, dass es langsam Zeit wäre, kürzer zu treten. So hat Dunst eine Enkeltochter. Auf der Pressekonferenz deutete sie nun an, dass sie mit einer Entscheidung ihrer Tochter nicht einverstanden gewesen sei, weil diese ihre eigene Karriere zugunsten der Kinderbetreuung in den Hintergrund gestellt hatte.

Dunst bleibt im Landtag als Mandatarin

Ihre Maßnahmen im Bereich der Frauenpolitik strich Dunst dementsprechend heraus. „Kinderbetreuung ist das Thema, weshalb Frauen nicht arbeiten gehen können“, sagte sie. Dank ihrer Maßnahmen sei das Burgenland mit Ausnahme Wiens das einzige Bundesland, in dem Kinderbetreuung gratis sei. Die 65-Jährige wird bei der nächsten Landtagswahl 2025 mit einem Fixmandat auf der Landesliste antreten. Dunst wird auch weiterhin die SPÖ Burgenland im Bundesparteipräsidium der SPÖ vertreten.

Abgeordnete bei der Landtagssitzung
ORF/Markus Fuchs
Seit 2019 war Dunst Landtagspräsidentin

Doskozil: „Johanna Dohnal des Burgenlandes“

Landeshauptmann und Landesparteichef Hans Peter Doskozil lobte Dunsts Arbeit und Arbeitsweise. Er nannte sie die „Johanna Dohnal des Burgenlandes“, bezeichnete sie als Ausnahmepolitikerin und meinte, „wie sie ihr Amt ausübt, ist im Burgenland einzigartig.“ Gerüchte über bevorstehende Personalrochaden hatte es in der Vergangenheit immer wieder gegeben, Doskozil selbst kündigte Rochaden dann Ende Juni für Herbst an – SPÖ plant noch heuer Personalrochaden.

Dunst seit 2019 im Amt

Die 1958 in Zürich geborene Südburgenländerin und frühere Lehrerin sowie Schuldirektorin wurde nach Stationen als Nationalratsabgeordnete und Landesrätin 2019 die erste Landtagspräsidentin im Burgenland. Sie ist seit 1982 Mitglied des SPÖ-Landesparteivorstands und seit 1997 im Landesparteipräsidium. Der Bezirksorganisation Güssing steht die Präsidentin der Volkshilfe Burgenland ebenfalls seit 1997 als Vorsitzende vor. Zuletzt vertrat sie die Landesorganisation auch im Bundesparteipräsidium mit dem neuen Parteivorsitzenden Andreas Babler.

Gerüchte über weitere Personalrochaden

Wenn die Gerüchte stimmen, soll nach dem Sommer Robert Hergovich, aktuell roter Klubchef, das Amt des Landtagspräsidenten übernehmen. In dieser Funktion könnte ihm der derzeitige Landesgeschäftsführer Roland Fürst nachfolgen, womit dieser Posten vakant wird. Hierfür fiel bereits der Name Jasmin Puchwein, die Sprecherin von LH Doskozil. Zu diesen Spekulationen gab es am Freitag bei der Pressekonferenz aber noch keine Bestätigungen.

Walter Dujmovits, ehem. Präsident, Burgenländische Gemeinschaft, Landtagspräsidentin Verena Dunst
ORF
Seit 1997 ist Dunst SPÖ-Bezirkssprecherin von Güssing, hier bei einem Termin in Moschendorf

ÖVP: „SPÖ-Köpferollen“

Die ÖVP sprach in einer Aussendung von einem „Köpferollen in der zweiten Reihe der SPÖ“. Landeshauptmann Doskozil wolle von der „Abstimmungspanne“ beim SPÖ-Parteitag ablenken, so ÖVP-Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas.

FPÖ: „Postenkarussell“

Die FPÖ sprach von einem „Postenkarussell“ innerhalb der SPÖ. Dunst sei eine Politikerin „die viel für das Land gekämpft und auch erreicht hat", so FPÖ-Landesparteiobmann Alexander Petschnig. „Daher ist es schon eine ganz besondere Volte von SPÖ-Landeschef Doskozil, ausgerechnet Verena Dunst aus dieser Schlüsselposition zu entfernen“, so Petschnig weiter.

Grüne: „Hoch engagierte Politikerin“

Die Grünen wünschen Dunst per Aussendung Alles Gute für die Zukunft. Sie sei eine „hoch engagierte Politikerin, die unermüdlich für ihre Anliegen kämpft“, so die grüne Klubobfrau Regina Petrik. Zudem sprachen sich die Grünen für eine weibliche Nachfolgerin als Landtagspräsidentin aus.