Gerhard Milletich
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ÖFB-Präsident Milletich zurückgetreten

ÖFB-Präsident Gerhard Milletich ist zurückgetreten. Der 66-Jährige war zuletzt immer wieder im Zusammenhang mit Inseratengeschäften seines Verlagshauses in der Kritik gestanden.

Hintergrund sind die Vorwürfe gegen Milletich, er habe seine ehrenamtliche Position beim Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) genutzt, um für die Publikationen seines Verlagshauses Anzeigenkunden zu gewinnen. Das hatte der Burgenländer stets dementiert. In einer persönlichen Erklärung zu seinem Rücktritt schrieb Milletich am Dienstagnachmittag, dass er sich „aufgrund der massiven medialen Negativkampagne und der internen Angriffe“ gegen seine Person dazu veranlasst sehe, seine Funktion als Präsident des ÖFB mit sofortiger Wirkung zurückzulegen.

Milletich: Habe mir nichts vorzuwerfen

Dieser Rückzug erfolge zum Schutz seines privaten und geschäftlichen Umfelds und solle weiteren Schaden vom ÖFB abwenden, so Milletich. Er halte aber ausdrücklich fest, sein Ehrenamt als ÖFB-Präsident niemals missbraucht zu haben. „Im Nachhinein betrachtet, hätte ich aus heutiger Sicht manche Kommunikation ein wenig anders geführt. Dennoch habe ich immer im Sinne des ÖFB und des österreichischen Fußballs gehandelt und habe mir daher nichts vorzuwerfen“, so Milletich in seiner Erklärung.

Reaktionen aus der Steiermark und Oberösterreich

Der steirische Verbandspräsident Wolfgang Bartosch, einer der Unterstützer Milletichs im ÖFB-Präsidium, kommentierte den Schritt so: „Ich kann wie gesagt seine persönliche Entscheidung sehr gut nachvollziehen, aber der heutige Rücktritt ist sicher überraschend“.

Milletich sprach in seinem Statement von Feindseligkeiten einiger Mitglieder im ÖFB Präsidium. Der Präsident des oberösterreichischen Verbandes, Gerhard Götschhofer, sagte dazu: „Mag sein, dass natürlich auch ich damit gemeint bin, ich möchte aber nicht zurückblicken. Wir müssen nach vorne schauen. Letztlich ist es für uns ein Umstand für den wir Gerhard Milletich Respekt zollen“.

Der ÖFB ist nach dem Rücktritt intern gespalten. Am Freitag tagt das Präsidium, um die weitere Vorgehensweise zu beraten. Einer der Vizepräsendenten werde dabei beauftragt die Funktion Milletichs zu übernehmen. Das Procedere, bis ein neuer Präsident dann bei einer Hauptversammlung gewählt wird, wird dann wohl bis Mai dauern.

Causa brodelte seit November

Die Affäre, die nun zum Rückzug Milletichs führte, beschäftigt die Öffentlichkeit seit November 2022. Damals wurden die Vorwürfe gegen Milletich bekannt: Mehrere Medien, allen voran das Wochenmagazin „News“ und der „Kurier“, berichteten, wie Milletich mit ÖFB-Sponsoren über Anzeigen in den Magazinen seines Verlages geredet haben soll. Milletich wollte gerichtlich eine Gegendarstellung erreichen, der Prozess ging aber verloren – mehr dazu in Causa Milletich: Keine Gegendarstellung. Parallel dazu wurden die Vorwürfe von der Ethikkommission der Bundesliga untersucht. Noch vor der Veröffentlichung dieses Berichts erklärte Milletich nun seinen Rücktritt.

Kürzeste Amtszeit eines ÖFB-Präsidenten

Im September 2021 hatte sich Milletich in einer Kampfabstimmung im Wahlausschuss um das Amt des ÖFB-Präsidenten gegen seinen Kontrahenten, den Unternehmer Roland Schmid, durchgesetzt. Einen Monat später wurde er schließlich für vier Jahre zu dessen Präsidenten gewählt. Unter seiner Führung wurde mit Ralf Rangnick ein international renommierter Trainer zum neuen Teamchef bestellt. Außerdem wurde der Bau des neuen ÖFB-Trainingszentrums in Wien-Aspern fixiert. Nun ist seine Amtszeit als ÖFB-Boss vorzeitig zu Ende. Milletich hatte damit die kürzeste – nicht interimistische – Amtszeit eines ÖFB-Präsidenten in der 119-jährigen Geschichte des Verbands.