Freiland-PV-Anlage
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Wirtschaft

3.200 Hektar für Photovoltaik benötigt

Im Burgenland steht ein enormer Photovoltaikausbau bevor. Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, müssen laut einer Studie bis zum Jahr 2030 Anlagen auf einer Fläche von insgesamt 3.200 Hektar entstehen. Das ist größer als die Fläche der Stadt Mattersburg.

Auf dem Flughafen Wien-Schwechat wurde vor Kurzem die größte Photovoltaikanlage (PV-Anlage) Österreichs eröffnet. Sie ist 24 Hektar groß. Das entspricht einem Feld von rund 500 mal 500 Metern Länge. Im Burgenland wird es in Zukunft noch viel größere Photovoltaikanlagen geben, zum Beispiel in Nickelsdorf. Sie wird fast siebenmal so groß sein. Die bisher größte Photovoltaikanlage des Burgenlands ist in Punitz (Bezirk Güssing) errichtet worden. Sie ist sechs Hektar groß.

PV-Anlage in Punitz
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Photovoltaikanlage in Punitz

Zinggl: Fleckerlteppich verhindern

Solche Anlagen würden bewilligt, weil ein Fleckerlteppich, der sich über das ganze Burgenland ziehe, verhindert werden solle, erklärte Peter Zinggl vom Hauptreferat Landesplanung. Dabei sollten wirklich die besten Flächen gesucht werden. Dabei spielten Fragen des Landschaftsschutzes, des Naturschutzes, der landwirtschaftlichen Nutzung und des Netzzugangs eine Rolle.

Steher der Freiland-PV-Anlagen
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PV-Anlagen im Freien werden mit Stehern montiert

Widerstand gegen PV-Anlagen auf Freiflächen

In einzelnen Gemeinden regt sich aber Widerstand. In Wimpassing scheiterte die Errichtung einer 64 Hektar großen Anlage an einer Volksabstimmung – mehr dazu in Wimpassing stimmt gegen Mega-Photovoltaikanlage. Ein Argument der Gegner: Photovoltaikanlagen sollten besser auf Dächer montiert werden.

Lagerhallen in Müllendorf
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Lagerhallen in Mülllendorf

Verschiedene Schwierigkeiten beim Dachflächenausbau

Anbieten würden sich zum Beispiel Lagerhallen. Das Dach des Logistikzentrums der Supermarktkette Lidl in Müllendorf steht zum Beispiel leer. Auf Nachfrage des ORF Burgenland antwortete das Unternehmen, dass derzeit die Umsetzung einer Photovoltaikanlage geprüft werde. Eine noch größere, nagelneue Lagerhalle mit einer Dachfläche von drei Hektar steht gleich daneben. Der Eigentümer, die deutsche Firma Garbe, hat sich dazu bekannt, all seine Logistikimmobilien mit Photovoltaikanlagen auszustatten. In Müllendorf sei allerdings das vorhandene Stromnetz noch nicht so ausgelegt, dass der Strom eingeleitet werden könnte.

Beim Dachflächenausbau kommen noch weitere Probleme dazu. Man habe in einer gewissen Region alle Industrie- und Gewerbebetriebe angesprochen und am Ende des Tages seien nur zehn bis 15 Prozent der Flächen übrig geblieben, auf denen eine Errichtung in den nächsten zwei bis drei Jahren noch möglich oder gewünscht war, so der Parndorfer Windpark- und Photovoltaikbetreiber Lukas Püspök.

Lagerhallen mit und ohne PV-Anlagen bei Parndorf
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Bei Parndorf gibt es bereits PV-Anlagen auf einigen Industriegebäuden

Mit PV-Anlage bleibt Dach 25 Jahre unverändert

Ein Blick von oben auf Parndorf zeigt, dass auf einigen Gebäuden bereits Sonnenstrom produziert wird, auf anderen aber – noch – nicht. Ein Ausbau der Photovoltaik auf einem Industriedach bedeute auch, dass das Dach für 25 Jahre nicht verändert werden könne, so Püspök. Eine langfristige Planung der Betriebe sei oft schwer mit dem Photovoltaikausbau auf dem Dach in Einklang zu bringen. Zudem sind die Errichtungskosten auf Dächern höher als auf dem freien Feld.

Grafik zum Flächenverbrauch für PV-Anlagen
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Laut einer aktuellen Studie der österreichischen Energieagentur können im Burgenland maximal 500 Hektar Photovoltaikpaneele auf Dächern errichtet werden. Das ist nur ein knappes Siebtel jener Fläche, die insgesamt benötigt wird. Es bleibt ein Bedarf von 2.700 Hektar auf dem Boden. Laut Püspök findet mit PV-Anlagen auf Freiflächen aber de facto gar keine Bodenversiegelung statt, weil nichts betoniert werde, sondern nur Steher in den Boden gerammt wurden.

Grafik über den Flächenverbrauch für PV-Anlagen
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Gemessen am gesamten Burgenland müssten 0,7 Prozent der Landfläche für Photovoltaikanlagen verwendet werden. Zum Vergleich: Die Ackerfläche, die brach liegt, beträgt 2,2 Prozent, ist also mehr als dreimal so groß.

Kritik von ÖVP und Grünen

Einmal mehr versuche die Burgenland Energie mit allen Mitteln, ihr Vorhaben, Photovoltaikpaneele auf bestes Ackerland zu stellen, zu beschönigen, sagte ÖVP-Landtagsabgeordneter Walter Temmel. „Dass es für das Erreichen der Klimaziele auch Freiflächen braucht, ist klar. Aber warum muss man diese auf bestes Ackerland stellen“, so Temmel. Mit den Monster-PV-Anlagen wolle die Energie Burgenland schnelles Geld machen.

Für die Grünen reiche es nicht, nur die Freiflächenanlagen von Burgenland Energie zu bevorzugen, so die Landessprecherin der Grünen, Regina Petrik: „Eine nachhaltige und erfolgreiche Energiewende gelingt nur, wenn alle – auch die privaten Dächer und vorbelastete Freiflächen – mit an Bord sind.“