Luftansicht des Zugunglücks bei Münchendorf
APA/ÖAMTC
APA/ÖAMTC
Chronik

25-jähriger Musiker aus Eisenstadt starb bei Zugunglück

Nach dem Zugunglück bei Münchendorf wird nun die Unfallursache ermittelt. Dienstagnachmittag wurde bekannt, dass es sich beim Todesopfer um den 25-jährigen Musiker Daniel Guillen aus Eisenstadt handelt. Mindestens 13 weitere Menschen wurden verletzt.

Der verstorbene Daniel Guillen aus Eisenstadt war Violinist und Mitglied der Eisenstädter Dommusik sowie des ORF-Radio-Symphonie-Orchesters. Er war auch im Haydnorchester tätig und im burgenländischen Jugendsymphonie-Orchester. Die Diözese Eisenstadt bekundete am Dienstagnachmittag in einer Aussendung ihre Trauer.

Das Unglück hatte sich am Montag kurz nach 18.00 Uhr auf der Pottendorfer Linie ereignet. Es handelt sich bei dem verunglückten Zug laut ÖBB um den Pendlerzug REX 7657, der in Deutschkreutz um 17.15 Uhr losfuhr und über Wien nach Bratislava unterwegs war. Der „Ventus“-Zug der Raaberbahn war entgleist. Einer der sechs Wagen der Doppelgarnitur stürzte in ein Feld. Ein zweiter blieb ebenfalls seitlich auf der Böschung neben den Gleisen liegen. Der 25-jährige Eisenstädter starb bei dem Unglück, drei Fahrgäste wurden schwer und laut Polizei zumindest zehn leicht verletzt.

Zugunglück Vonat baleset GySEV Raaberbahn
PRESSESTELLE BFK MÖDLING / LUKAS
Einsatzkräfte am Unglücksort

Lokführer unter den Schwerverletzten

Die Schwerverletzten sind der 52-jährige Lokführer aus Ungarn, ein 78-jähriger Mann aus Wien-Landstraße und eine 35-jährige Frau aus Wien-Floridsdorf. In dem Zug saßen zum Unfallzeitpunkt insgesamt 56 Fahrgäste, darunter auch Studentinnen aus Eisenstadt und Umgebung. Sie konnten aus dem Zug klettern und kamen mit Blessuren davon. Die unverletzten Passagiere wurden ins Katastrophenhilfezentrum Münchendorf des Roten Kreuzes Niederösterreich gebracht – mehr dazu in noe.ORF.at.

„Schwarzer Tag in der Geschichte der Raaberbahn“

Hana Dellemann, die Generaldirektorstellvertreterin der Raaberbahn, war die ganze Nacht über bei den Aufräumarbeiten. Sie zeigte sich tief erschüttert über das Unglück und sprach von einem „schwarzen Tag in der Geschichte der Raaberbahn“. „Wir haben leider einen Fahrgast verloren, unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme gehört jetzt seiner Familie und seinen Angehörigen“, so Dellemann. Sie wünsche allen Verletzten schnelle Genesung und bedanke sich bei allen Rettungskräften, die den Reisenden geholfen hätten. Die Erhebungen zur Unfallursache begannen noch am Montagabend.

Hana Dellemann
ORF
Hana Dellemann

Schienenersatzverkehr mit Autobussen

Wegen des Unfalls waren im Abschnitt Achau – Wampersdorf der Pottendorfer Linie keine Fahrten möglich, teilten die ÖBB mit. Ein Schienenersatzverkehr mit Autobussen wurde eingerichtet. In einer Aussendung am späten Montagabend wurde zudem von „schweren Schäden an der Bahninfrastruktur“ berichtet. Der Umfang der Reparaturarbeiten und die damit verbundene Dauer seien „noch nicht abschätzbar“ und würden „erst nach einer umfassenden Schadensbegutachtung feststehen“. Informationen für Reisende gibt es laut Raaberbahn unter der Servicenummer: 0501611.

Wichtige Pendlerstrecke

Die Züge auf der Strecke Deutschkreutz-Sopron-Wulkaprodersdorf über den Hauptbahnhof in Wien bis nach Bratislava benutzen vor allem Pendlerinnen und Pendler, Schülerinnen und Schüler sowie Studentinnen und Studenten. Die Strecke wird an Wochentagen 21 Mal pro Tag und Richtung befahren. Jährlich werden zirka 1,3 Millionen Passagiere befördert. Am Dienstagmorgen herrschte bei den Fahrgästen in Wulkaprodersdorf Betroffenheit nach dem Unfall.

Raaberbahn-Fahrgäste am Tag nach dem Unfall

Unfallabschnitt bereits zweigleisig ausgebaut

Die Pottendorfer Linie wird seit 2014 und noch bis Ende 2023 durchgehend zweigleisig ausgebaut. Der Abschnitt bei Münchendorf, wo der Unfall passierte, wurde bereits fertiggestellt. Seit 2016 investierte die Raaberbahn 100 Millionen Euro in die Ventus-Flotte – mehr dazu in Moderne Züge für Raaberbahn. Bei dem Unfall am Montag erlitten zwei Zuggarnituren Totalschaden. Daher befördern derzeit nur elf Ventus-Zuggarnituren die Fahrgäste. Die Züge sind bis zu 160 Kilometer pro Stunde schnell, leisten 2.600 Kilowatt und zeichnen sich durch geringen Stromverbrauch und großen Komfort aus. Derzeit beschäftigt die Raaberbahn rund 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.