U-Ausschuss im Kulturzentrum
ORF
ORF
Commerzialbank

Tag 18 im U-Ausschuss: Wenig neue Erkenntnisse

In Eisenstadt tagte am Donnerstag wieder der Commerzialbank-Untersuchungsausschuss. Am Vormittag wurde ein Mitarbeiter der Oesterreichischen Nationalbank befragt, am Nachmittag eine ehemalige Bankvorständin, der ehemalige Dritte Landtagspräsident Manfred Moser (SPÖ) sowie der ehemalige Prüfer der Commerzialbank.

Die Befragung des Nationalbank-Mitarbeiters fand weitgehend unter Ausschluss der Medienöffentlichkeit statt. Der Bänker berufte sich auf seine Amtsverschwiegenheit und das Bankgeheimnis. Von der Schieflage und der Schließung der Commerzialbank habe er im Vorfeld nichts gewusst. In der Nationalbank war er für den Bereich Bargeldverkehr zuständig, mit der Commerzialbank hatte er beruflich nichts zu tun.

Der Live-Ticker zum Untersuchungsausschuss können Sie HIER nachlesen.

Der Mitarbeiter gab aber an, dass er sich aufgrund falscher Medienberichte über angebliche Abhebungen seinerseits aus der Commerzialbank in der Nationalbank vor der Innenrevision und der Compliance-Abteilung rechtfertigen musste. Zum Untersuchungsgegenstand konnte die Auskunftsperson kaum etwas beitragen, die Befragung wurde deshalb nach nur rund einer Stunde vorbei.

Wortkarge Ex-Bankvorständin

Als erste Auskunftsperson am Nachmittag wurde dann eine ehemalige Bankvorständin befragt. Viel war aus der ehemaligen Bankvorständin allerdings nicht herauszubekommen, auf einige Fragen hat sie schlichtweg nicht geantwortet. Die Ausschussvorsitzende Landtagspräsidentin Verena Dunst kommentierte: „Sie sind die Erste, die es geschafft hat, dass keine Fragen mehr gestellt werden.“ Von der Schieflage der Bank habe die Ex-Vorständin nie etwas mitbekommen. Das Ausmaß der Pleite sei unvorstellbar und sie sei zutiefst erschüttert.

U-Ausschuss im Kulturzentrum
ORF
Vier Auskunftspersonen wurden am 18.Auskunftstag befragt

Die dritte Auskunftsperson, der ehemalige SPÖ-Abgeordnete und Dritte Landtagspräsident Manfred Moser, war auch als Rechtsanwalt für die Bank tätig. Er hat fällig gestellte Kredite eingetrieben. Er und auch seine Rechtsanwalts-Kanzlei sind durch die Bankenpleite finanziell geschädigt worden. Von der Schieflage der Commerzialbank habe er aber nichts mitbekommen, sagte er im Ausschuss.

Moser wären Fake-Kredite aufgefallen

Moser hätte sich gewünscht, dass man ihm einen Fake-Kredit zur Eintreibung übertragen hätte, denn „dann wäre das Ganze aufgeflogen“, so Moser. In die Gründung der Bank war Moser nicht involviert. Zu möglichen Geschenken von Martin Pucher sagte der ehemalige Politiker nichts. Mit Martin Pucher und dessen Familie war Manfred Moser befreundet, doch nun sei er enttäuscht worden und ist auch als Bankkunde geschädigt worden.

U-Ausschuss im Kulturzentrum: Raum für Journalisten
ORF
Der Medienraum für Journalisten im Kulturzentrum Eisentadt

Nidetzky: „Die Wirtschaftsprüfer sind die Trottel“

Als letzte Auskunftsperson wurde dann am Nachmittag der ehemalige Prüfer der Commerzialbank, Gerhard Nidetzky, befragt. Er hat nach der Gründung der Commerzialbank im Jahr 1995 die Bank und auch die Eigentümergenossenschaft geprüft. Zur Aufgabe als Revisor für die Eigentümergenossenschaft der Bank sei er damals gekommen, weil der ehemalige Landeshauptmann Karl Stix ihn danach gefragt habe.

Von der Schieflage der Bank sei ihm nichts aufgefallen. Auf die Frage, wie er sich alles im Nachhinein das Prüfversagen erklären könne, antwortete Nidetzky, dass die „Bankenprüfung nicht die Wirtschaftspolizei“ sei. Nun wäre es für die Medien, die Nationalbank, die Bankenaufsicht und die Steuerberater klar, dass „die Wirtschaftsprüfer die Trotteln sind". Die Aufgaben des Revisionsverbandes seien laut Nidetzky etwa die Prüfung der Eignung der Vorstände und der Aufsichtsräte gewesen – „wenn es damals überhaupt schon Aufgabe war“, so Nidetzky, denn es habe im Laufe der Zeit einige gesetzliche Änderungen gegeben.