Bischof Zsifkovics am Friedhof
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Religion

Zsifkovics: Allerheiligen als Fest des Trostes

Auch in Zeiten des Coronavirus besuchen zu Allerheiligen viele Gläubige die Gräber ihrer verstorbenen Angehörigen, Freunde und Bekannten. Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics spricht im Interview über Allerheiligen als Fest des Trostes und der Hoffnung.

Das Interview mit ORF Burgenland-Moderator Hannes Auer hat auf ausdrücklichen Wunsch des Bischofs am Friedhof stattgefunden. „In dieser Zeit der Coronamaßnahmen sind öffentliche kirchliche Feiern am Friedhof nicht möglich, und deswegen möchte ich mich als Hirte aus dem Friedhof melden und in dieser schwierigen Zeit den Menschen sehr nahe sein“, so Bischof Zsifkovics.

Interview mit Bischof Zskifkovics

Bischof Zskifkovics spricht über das Allerheiligen-Fest in der Corona-Krise.

Allerheiligen ist für den Bischof ein Fest des Trostes und der Hoffnung: „Allerheiligen zeigt uns das Ziel des christlichen Glaubens: Das ist nicht die Kirche oder die Institution, sondern das Heil des Menschen, die Glückseeligkeit, einmal gemeinsam bei Gott im Haus des Vaters wohnen zu dürfen. Damit wir das tun können, müssen wir hier auf Erden damit beginnen. Die Heiligen waren keine religiösen Spitzensportler, sondern sie waren einfach Menschen, die aus ihrem Glauben heraus, diese Welt mitgestaltet haben. Dazu sind wir heute alle eingeladen“, so Zsifkovics.

Enorme Herausforderungen in der Welt

Die Herausforderungen in der Welt bewertet Bischof Zsifkovics als enorm. „Denken wir an Frankreich mit dem Terrorismus, denken wir an Spanien, Italien und Griechenland, wo die Migration ein großes Problem ist. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Die Aufgabe der Kirche ist es hier aber in allen Ländern, den Menschen in dieser Not nahe zu sein, das Evangelium zu verkünden, aber vor allem sich für Frieden und Versöhnung, für Bildung, für Gleichberechtigung und nicht zuletzt auch die Armen nicht zu vergessen und ihnen beizustehen“, so Zsifkovics.

Bischof Zsifkovics am Friedhof
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Bischof Zsifkovics: „Allerheiligen zeigt uns das Ziel des christlichen Glaubens“

In Polen wird momentan gegen das Abtreibungsverbot demonstriert – mehr dazu in Abtreibungsgesetz: Tausende bei Protesten in Warschau. „Die Position der Kirche ist immer die Position, dass sie für das Leben ist. In Polen tut es mir sehr leid, dass die Gesellschaft so stark polarisiert wird. Es ist die Aufgabe der Kirche, die Not der Menschen und insbesondere der Frauen zu sehen, und hier seelsorglich und mit Maßnahmen beizustehen, dass sie sich in einem solch einem schweren Fall auch moralisch für das Leben entscheiden können. Da braucht es aber Hilfestellungen und keine Polarisierungen“, so Bischof Zsifkovics.

„Politiker, die zusammenführen und nicht spalten“

Angesprochen auf Äußerungen von US-Präsident Donald Trump, meint Zsifkovics, dass Religion oft von der Politik missbraucht wird. „Ich möchte einfach nur appellieren, dass wir heute Politiker brauchen, die ein intaktes Gewissen haben. Wir brauchen Politiker, die aus ihrem christlichen Glauben heraus den Menschen helfen, das Leben heute zu bewältigen. Politiker, die zusammenführen und nicht spalten“, so Zsifkovics.

Papst Franziskus hat sich zuletzt für rechtlichen Schutz homosexueller Paare ausgesprochen – mehr dazu in Papst spricht sich für rechtlichen Schutz aus. „Ich kann diesem Ausspruch des Papstes voll zustimmen. Ich bin froh, dass homosexuelle Menschen in Österreich eigentlich die gleichen Rechte genießen in sozialer, rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht. Das eine ist die Gefahr, dass man das mit dem katholischen Ehebegriff vielleicht auch vertauscht oder in einen Topf wirft. Da ist die Kirche immer auf dieser Seite: Sie geht von einem biblischen Menschenbild aus, wo der Mensch als Mann und Frau geschaffen ist, und wo er auch aufeinander zugeordnet ist – um auch Nachkommen zu garantieren“, so Zsifkovics.