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ORF.at/Michael Baldauf
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Commerzialbank

„Hätte man früher aufdecken können“

Der frühere Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA), Klaus Kumpfmüller, glaubt, dass man den Skandal bei der Commerzialbank Mattersburg früher hätte aufdecken können. Er ortet Verbesserungsbedarf an der Struktur der Bankenaufsicht.

Kumpfmüller war Vorstand der Finanzmarktaufsicht und ist nach einer halbjährigen Abkühlungsphase seit 10. August neuer Vorstandschef der Hypo Landesbank Oberösterreich in Linz. In Interviews mit oberösterreichischen Zeitungen äußerte sich der ehemalige Chefaufseher zum Bilanzfälschungsskandal in Mattersburg. In dem Fall wird wie auch der FMA Versagen vorgeworfen – mehr dazu in Sagartz hinterfragt Finanzmarktaufsicht und „profil“: Bankenaufsicht ließ sich 13 Jahre nicht blicken.

Kumpfmüller: FMA muss reformiert werden

„Die Schuldigen sind in erster Linie Herr Pucher und seine Kollegen; wenn die Vorwürfe stimmen, und natürlich gilt die Unschuldsvermutung. Bevor aber die FMA ins Spiel kommt, gab es interne – etwa Aufsichtsrat – und externe – etwa Wirtschaftsprüfer – Kontrollmechanismen, die nicht funktioniert haben. Der FMA nun primär die Schuld zu geben, halte ich für einen unbegründeten Reflex“, sagte Kumpfmüller im „Neuen Volksblatt“.

Nichtsdestotrotz müsse die FMA reformiert werden. Er habe als FMA-Chef Vorschläge gemacht, die auch von der damaligen Regierung aufgegriffen worden seien. Prinzipiell sei schon alles fix und fertig gewesen. „Aber dann kam Ibiza und das Gesetz wurde nicht mehr vom Parlament beschlossen“, so Kumpfmüller.

„Mussten das Erfebnis zur Kenntnis nehmen“

„Man hätte sicher mit einer anderen Struktur früher etwas finden können. Es würde eine Schnittstelle wegfallen, die derzeit verhindert, dass eine Seite die gesamte Verantwortung wahrnimmt und wahrnehmen kann“, sagte Kumpfmüller den „Oberösterreichischen Nachrichten.“ „Als wir 2015 einen Hinweis von einem Whistleblower bekamen, konnten wir nur die OeNB mit einer Vorortprüfung beauftragen und mussten das Ergebnis zur Kenntnis nehmen. Unsere Anzeige wegen eines Untreueverdachts hat die Staatsanwaltschaft nicht weiterverfolgt.“

Struktur der Bankenaufsicht kann besser werden

Die Schuld am Skandal in Mattersburg liege an den kriminell handelnden Personen. In der Kaskade der Prüfung seien FMA und OeNB hinter Vorstand, Revision, Aufsichtsrat und Wirtschaftsprüfer erst an fünfter Stelle und müssten sich zum Teil auch auf das verlassen, was vorher geprüft wurde. „Aber keine Frage: Die Struktur der Bankenaufsicht kann noch deutlich besser werden als sie jetzt ist.“