Im Burgenland gibt es rund 6.400 Betreuerinnen, die von Agenturen an mehr als 3.000 Hilfsbedürftige vermittelt werden. Eine solche Agentur ist die Szojak GmbH in Olbendorf (Bezirk Güssing). Sie vermittelt rund 400 Pflegerinnen hauptsächlich aus Kroatien an Hilfsbedürftige im Burgenland. Im Normalfall wechseln sich die Frauen im Monatsrhytmus ab. Jene, die derzeit hier sind, sollen ihren Turnus nun verlängern.
„Pflegerinnen sitzen fest“
Derzeit sind in der Szojak-Zentrale im Gemeindeamt Olbendorf nur die beiden Geschäftsführer anzutreffen. Das Büro ist stillgelegt. Die Agentur brachte die Betreuerinnen aus Kroatien mit eigenen Bussen zu den Familien nach Österreich. Nach einem Monat wurden sie von Kolleginnen abgelöst und wieder per Bus nach Hause gebracht – das letzte Mal war das Mitte März der Fall, sagt Anita Szojak. „Die wurden dann an der kroatischen Grenze registriert und sind alle unter Quarantäne. Die Betreuerinnen könnten ja wiederkommen – mit einem Attest. Das Problem ist aber, dass sie nicht auf Covid 19 getestet werden“, so Szojak.
Caritas: Appell an die Politik
Der drohende Pflegenotstand macht auch Hilfsorganisationen wie der Caritas zu schaffen – sie beschäftigt 16 24-Stunden-Betreuerinnen im Burgenland. „Wir können nur hoffen und an die Politik appellieren, dass hier Druck gemacht wird, dass hier geschaut wird, dass es gute Lösungen für alle gibt. Denn die Menschen, die versorgt werden – auch die Familien dieser Menschen, die ja dann wieder einer Arbeit nachgehen müssen, brauchen diese Hilfe“, sagt die Direktorin der Caritas im Burgenland, Edith Pinter.
Geld vom Bund für Pflegebereich
Das Land trifft aktuell alle notwendigen Maßnahmen, damit die pflege- und betreuungsbedürftigen Menschen und deren Angehörige die erforderliche Unterstützung bekommen. Die Versorgung funktioniere aktuell gut, sagt Soziallandesrat Christian Illedits (SPÖ). Für die zusätzlichen Maßnahmen erhält das Burgenland 3,3 Millionen Euro aus dem Pflegefonds von der Bundesregierung – mehr dazu in Illedits: Pflegebedarf gesichert.
Soziallandesrat Illedits über den drohenden Pflegenotstand
Soziallandesrat Christian Illedits (SPÖ) spricht über Strategien gegen einen möglichen Pflegenotstand.
Diakonie begrüßt Hilfe des Bundes
Die Diakonie begrüßt, dass die Bundesregierung Maßnahmen setzt, damit Menschen mit Pflegebedarf in Zeiten von Corona nicht unversorgt bleiben. Es sei gut und wichtig, dass die mehr als 175.000 Menschen, die ausschließlich und ohne professionelle Unterstützung von Angehörigen gepflegt werden, in den Blick kommen, kommentierte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser die zugesagte Hilfe von 100 Millionen für den Pflegebereich in Österreich.
Schon jetzt mit Personalengpässen konfrontiert, sei man in grenznah gelegenen Pflegeeinrichtungen wie im Burgenland, wo teilweise die Hälfte des Personals aus der Slowakei und Ungarn komme.