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Chronik

K.O.-Tropfen: Opfer spricht

Eine Frau ist in einem fremden Bett, in einer fremden Wohnung aufgewacht, völlig benommen – mit Schmerzen im Unterleib. Was in den vergangenen Stunden passiert ist, wusste sie nicht mehr. Das ist die Geschichte einer jungen Burgenländerin, der heuer im Frühjahr, in einem Lokal im Burgenland, offenbar K.O.-Tropfen ins Getränk gemischt wurden.

Die Burgenländerin hat Anzeige erstattet, doch diese wurde bald wieder eingestellt, aus Mangel an Beweisen. „Ich wollte eigentlich, und das muss ich jetzt ehrlich sagen, wirklich nicht mehr leben. Man sitzt da, alleine, und dann glaubt einem ein Teil der Familie nicht, lässt einen hängen. Man sucht permanent die Schuld bei sich, obwohl man sich gar nicht auskennt und selbst nichts dafür kann“, erzählt die betroffene Frau im ORF-Burgenland-Interview.

„Dann weiß ich nichts mehr“

Die Burgenländerin ist seit acht Monaten in einer Frauenberatungsstelle in Therapie. Es geht – langsam aber doch – bergauf, sagt sie. Das Geschehene veränderte ihr Leben, obwohl sie sich gar nicht daran erinnern kann.

An einem Freitagabend im März war die junge Burgenländerin mit einer Bekannten in einem Lokal im Nordburgenland unterwegs. Es war ein lustiger Abend – bis kurz vor Mitternacht. „Dann weiß ich nichts mehr. Also ich weiß nicht, wie ich aus dem Lokal hinausgekommen bin, ich bin in einem fremden Bett aufgewacht. Ich weiß nur, dass ich ewig gebraucht habe, bis ich nach Hause gekommen bin. Ich hatte auch starke Unterleibsschmerzen“, so die Frau.

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Die Frau möchte unerkannt bleiben

Wegen fehlender Beweise Ermittlungen eingestellt

Nach dem Vorfall fuhr die Burgenländerin vom Spital zur Polizei. Sie erstattete Anzeige gegen Unbekannt. Mit wem sie die letzten Stunden verbracht hatte, weiß sie bis heute nicht. Zeugen und die mutmaßlichen Täter, die ausgeforscht wurden, widersprachen einander. Es fehlten Beweise. Die Ermittlungen wurden eingestellt.

„Es ist im Endeffekt der Beweis, der Sachbeweis, aber auch das Geständnis, das unter Umständen bei einem Täter oder einer Täterin dann zur Verurteilung führt. Es gibt auch viele Täter die nichts gestehen, wenn auch hier dann kein Sachbeweis vorhanden ist, dann ist es schwierig,“ so Landespolizeidirektor-Stellvertreter Christian Stella. Mittwochvormittag hat zum Thema sexualisierte Gewalt eine Fachtagung im Eisenstädter Kulturzentrum stattgefunden – mehr dazu in Tabuthema: Sexualisierte Gewalt.

K.O.-Tropfen nur wenige Stunden nachweisbar

K.O. Tropfen sind farblos, geruchlos und geschmacklos. Im Körper wirkt der Stoff wie eine Droge. Wenige Tropfen reichen um Betroffene wehr- und willenlos zu machen. Dazu kommt, dass die Substanz im Körper nur für wenige Stunden nachweisbar ist. „Man fühlt sich immer selbst schuldig, und ich habe das Wort K.O.-Tropfen gar nicht benennen können. Ich habe gar nicht gewusst, dass es das bei uns gibt, ich dachte dabei nur an die Stadt, daran denkt man nicht, dass das einem selbst passieren kann“, so das Opfer.