Burgenland im Zweiten Weltkrieg: Todesmeldungen
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Chronik

Das Burgenland im Zweiten Weltkrieg

Am 1. September 1939 hat Hitler Polen angegriffen – der Zweite Weltkrieg hat begonnen. Etwa 250.000 Soldaten aus Österreich sind gefallen, davon 17.000 aus dem Burgenland. Eine Euphorie für den Krieg, wie etwa im Ersten Weltkrieg gab es nicht.

Als 1939 in Oberschützen das damals sogenannte „Anschlussdenkmal“ errichtet wurde, war das Burgenland bereits geteilt. Schon im Oktober 1938 wird das Burgenland auf die „Gaue“ Niederdonau und Steiermark aufgeteilt. Die meisten burgenländischen Juden waren da schon vertrieben. Für diese Vertreibung und die Deportation der Sinti und Roma war Tobias Portschy mitverantwortlich. Portschy wurde 1949 wegen seiner Funktionen in der NS Zeit zunächst zu 15 Jahren schweren Kerkers verurteilt – nicht aber wegen der Verbrechen gegen die Juden und Roma des Burgenlandes. Bereits 1951 folgte die Begnadigung durch Bundespräsident Theodor Körner.

Burgenland im Zweiten Weltkrieg: Eislaufen in Eisenstadt
Burgenländisches Landesarchiv
Ein Hauch von Normalität im Kriegsalltag: Eislaufen in Eisenstadt

Der Südburgenländer Alois Brunner musste sich seiner Verantwortung nicht stellen: Brunner war verantwortlich für den Massenmord an 130.000 Juden. Die „rechte Hand Adolf Eichmanns“ floh nach Syrien – in Abwesenheit wird er verurteilt, gefasst wurde er nie.

Begeisterung schnell verflogen

Die ersten Todesnachrichten von der Front zerstörten schnell die Euphorie für das NS-Regime: „Wenn solche Nachrichten gekommen sind, die hat dann meistens der Bürgermeister überbracht, dann das war ein Lauffeuer im Dorf. Dann ist ein Requiem gehalten worden, eine Messe, dann sind die Angehörigen zum Friedhof gegangen mit den Leuten. Das war dann furchtbar, das war nur eine Weinerei am Friedhof“, erzählte die Zeitzeugin Anna Händler.

Burgenland im Zweiten Weltkrieg: Gauleiter von Niederdonau Hugo Jury besucht im Juni 1941 Oberpullendorf
Silvia Boross
Hugo Jury, Gauleiter von Niederdonau, besuchte im Juni 1941 Oberpullendorf

Im Mai 1944 wurde dann Eisenstadt getroffen. „Das waren große Erschütterungen. Es war arg. Die Wege, die Pfarrgasse, wo unser Bus wäre weggefahren, das war alles ein Trümmerhaufen. Wir haben nicht gewusst, wohin. Die größeren Buben von der Schule, die haben mit Wasserkübeln bei den Aufräumungsarbeiten helfen müssen“, so Anna Händler.

Burgenland im Zweiten Weltkrieg:
Burgenländisches Landesarchiv
1944: Luftangriffe der Amerikaner auf Eisenstadt

Viele Massaker zum Kriegsende

Der sogenannte „Südostwall“ sollte die Rote Armee aufhalten. Der Graben wurde von schätzungsweise 30.000 Zwangsarbeitern, aber auch von Einheimischen geschaufelt werden sollen. An wenigen Stellen ist der Graben noch sichtbar, etwa in Schützen am Gebirge. Gebaut wurde immer nach dem gleichen Muster, wobei es dabei zu Massenmorden gekommen ist. Bekanntestes Beispiel ist Rechnitz: Der Kreuzstadl bleibt als Symbol für den Mord an 180 ungarischen Juden. Die Suche nach ihren Überresten dauert bis heute an.

Burgenland im Zweiten Weltkrieg: Südostwall Bau
Burgenländisches Landesarchiv
Zehntausende Zwangsarbeiter mussten beim Bau des Südostwalls mitarbeiten

Die Liste der Massaker im Burgenland in den letzten Kriegstagen ist lang: In Sankt Margarethen (Bezirk Eisenstadt/Umgebung) etwa wurden am Karfreitag 1945 19 ungarische Juden erschossen. Die sowjetischen Truppen überschritten schlussendlich am 29.März bei Klostermarienberg (Bezirk Oberpullendorf) die Grenze.