Mahnmal in Lackenbach
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Geschichte

Lackenbach und die Deportation der Roma

Als am 1. September 1939 der 2. Weltkrieg begann, sind die burgenländischen Juden bereits vertrieben oder deportiert worden. Im Visier der Nationalsozialisten standen dann die Roma. Sie wurden zur Zwangsarbeit und später nur noch zu ihrer Vernichtung deportiert. Eine herausragende Rolle spielte dabei das Anhaltelager in Lackenbach.

Die Verfolgung der Roma und Sinti begann sofort nach dem Anschluss. Vor allem zwei Personen machten dafür Stimmung: Der im Gau Niederdonau für „Zigeunerfragen“ zuständige Bernhard Wilhelm Neureiter und Tobias Portschy. Nachdem das Burgenland im Oktober 1938 zwischen Niederösterreich und der Steiermark aufgeteilt wurde, bekleidete er das Amt des Gauleiterstellvertreters der Steiermark.

Menschenunwürdige Bedingungen

Am 23. November 1940 ging das Lager Lackenbach (Bezirk Oberpullendorf) in Betrieb. Die während der Kriegsjahre inhaftierten Roma und Sinti lebten hier unter menschenunwürdigen Bedingungen. Im Winter 1941/42 brach Typhus aus. „Die, die gestorben sind, sind im Lager im Jahr 1941 zu einem Haufen zusammengelegt worden, die haben sie nicht auf den Friedhof führen können. Sie wurden dann in einem Massengrab begraben“, erzählte Anton Papai aus Kleinmutschen im Jahr 1984.

historisches Bild der Roma
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Romafrauen aus dem Lager auf dem Weg zur Arbeit

Am 1. November 1941 war mit 2.335 Häftlingen der Höchststand erreicht. Zwischen dem 4. und 8. November wurden etwa 5.000 österreichische Roma und Sinti ins jüdische Ghetto von Lodz (Polen) und danach ins Vernichtungslager Kulmhof deportiert, 2.000 davon alleine aus Lackenbach, darunter waren hauptsächlich Kinder und alte Menschen. Wenige Wochen später waren sie alle tot. Sie starben an Typhus oder wurden vergast und in Massengräbern verscharrt.

Nur einige hundert Überlebende

1943 folgte die letzte Massendeportation österreichischer Roma nach Auschwitz. Darunter waren auch wieder Lackenbacher Häftlinge, zurückgeblieben sind die Arbeitsfähigen. Bis sie im April 1945 von der Roten Armee befreit wurden, hatten sie beim Straßenbau, in Fabriken oder der Landwirtschaft Zwangsarbeit zu leisten.

Ausschwitz
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1943 folgte die letzte Massendeportation österreichischer Roma nach Auschwitz

Von den 8.000 burgenländischen Roma überlebten lediglich einige Hundert. Die gesellschaftliche Ausgrenzung sollte sich in den Nachkriegsjahren fortsetzen. Tobias Portschy wurde zwar 1949 zu 15 Jahren Kerker verurteilt, kam aber schon 1951 wieder frei, ohne seine Meinung über die Roma jemals zu ändern. Er hielt sie weiterhin für unzivilisiert und asozial. Die mittelburgenländische Gemeinde Lackenbach ist heute der wichtigste Holocaust-Gedenkort für Roma und Sinti.