Die Zeitzeugen der Geburtsstunde des Burgenlandes sind gegangen, ihre Geschichten bleiben: ihre Geschichten aus dem deutschsprachigen, ungarischen Land, ihre Geschichten aus der Zeit vor dem Burgenland. „Fließend Ungarisch haben wir ja nicht reden können, nur so einzelne Wörter gerade“, erzählte Karoline Wurm aus Gols 1991 in einem Interview. Allerdings könne sie ungarische Gedichte, die Hymne und Lieder noch immer.
Zeitzeugen halten Geschichte lebendig
Ein Beitrag von ORF-Burgenland-Redakteur Günter Welz über die Zeitzeugen-Berichte zur Geburtsstunde des Burgenlandes
Große Frage: Österreich oder Ungarn?
Eine Frage beschäftigte in der Zeit vor 1921 alle im späteren Burgenland: „Bleiben wir bei Ungarn oder bleiben wir bei Österreich?“ Die Leute damals seien schon für Österreich gewesen, erzählte Anna Novak aus Halbturn 1991. Aber sie hätten sich nicht getraut, sich zu rühren, weil man nicht gewusst habe, wo man hinkomme. Zwei Familien seien deswegen aus Halbturn nach Maria Taferl gezogen, weil sie für Österreich gewesen seien.
„Bei uns in Halbturn das Schloss, das hat ja dem Erzherzog Friedrich gehört und der hat ja haben wollen, dass unbedingt Halbturn auch zu Ungarn gehört. Dann hätte ja er das alles verwalten können, die ganzen Höfe und all das. Und im Schloss hätte er wohnen können. Er hätte ja da lieber gewohnt, weil es schöner ist, das Schloss in Halbturn da. Aber die Gemeinde hat halt versagt, für den Erzherzog. Der Geistliche war auch dafür, der hat gepredigt und alles – das hat aber alles nichts genutzt, die Halbturner haben unbedingt wollen zu Österreich kommen“, erinnerte sich Franz Thury 1991.
Sendungshinweis
„Burgenland heute“, 15.5.2021
Gefürchtete Freischärler
Eine prägende Erinnerung waren die ungarischen Freischärler, die das Land nicht hergeben wollten. „Die Anzahl der Freischärler war gering“, sagte Alexander Luif 1991 in einem Interview: „Sie konnten sich nur halten, weil sie brutal vorgegangen sind, nicht wahr. Die Leute haben Angst gehabt.“ Niemand habe gewagt, etwas gegen sie zu unternehmen, so Luif.
Es kam zu Kämpfen – etwa bei Kirchschlag in Niederösterreich. Alois Mayrhofer aus Kirchschlag erinnerte sich 2001 in einem Gespräch: „Einer, den haben sie so eingehängt heraufgebracht, der andere, den haben sie auf der Bahre liegen gehabt, der dritte ist auf einem Fahrzeug gelegen und die waren alle blutverschmiert und wir haben mit Schrecken gesehen, dass es da jetzt gefährlich wird, denn sie haben schon am Hauptplatz hereingeschossen.“ „Und dann sind wir halt doch zu Österreich gekommen“, schloss Anna Novak.