Walter Jany – Zeitzeuge
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Politik

„Geschichte kannst du nicht vernichten“

Zeitzeuge Walter Jany aus Oberschützen (Bezirk Oberwart) ist 90 Jahre alt. Den Krieg hat er im Südburgenland erlebt, außerdem war er Mitglied der Hitlerjugend. Der ältere Bruder und der Vater waren Soldaten in der Wehrmacht.

Wenn man Walter Jany nach seinen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg fragt, so erzählt er vom Anfang und vom Ende. Am Anfang war er zehn Jahre alt. Jany weiß noch gut, wie aufgeregt er war, als auch sein Vater in den Krieg gehen musste: „Da hat er die Einberufung bekommen, mit Begeisterung habe ich das gesehen. Unser Papa muss zu den Soldaten, mit so einer dummen Begeisterung. Die Mutter hat gesagt, dass man nicht weiß, was da auf uns zukommen wird“, so Jany.

„Anschlussdenkmal“ Oberschützen
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Walter Jany beim sogenannten „Anschlussdenkmal“ in Oberschützen

Am Ende wusste Jany, dass die Spiele und Übungen der Hitlerjugend auch ihn nur auf den Krieg vorbereiten sollten. Zwei Monate, bevor Jany wohl einberufen worden wäre, sind die Russen gekommen. „Da wäre ich sicher einberufen geworden, um dann mit einer Panzerfaust oder mit einem Karabiner gegen den Russen zu kämpfen“, so Jany.

Sendungshinweis:

„Burgenland heute“, 01.09.2019, 19:00 Uhr

Umstrittenes Denkmal: „Der Blick nach Osten“

In Janys Gemeinde Oberschützen wurde kurz vor Kriegsbeginn ein Denkmal eingeweiht. Anlass war der sogennante „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich. Walter Jany war als Bub bei der Einweihung vor 80 Jahren dabei.

Einweihung „Anschlussdenkmal“ Oberschützen
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1939 wurde das umstrittene Denkmal in Oberschützen eingeweiht

„Der Blick nach Osten, das war immer dem Führer sein Sinn. Das weite Land, dort ist Zukunft, dort kann man die Leute ansiedeln und es war halt so. Damals hat man nicht gewusst, dass es eine Spinnerei ist. Aber in der Zeit, wie die Russen gekommen sind und wie man gesehen hat dass der Krieg verloren ist, dann hat man gesehen dass das eine große Spinnerei war und zu Nichts geführt hat“, asgt Jany.

Die Gemeinde Oberschützen hat ein Projekt im Auftrag gegeben: Aus dem „Anschlussdenkmal“ soll unter wissenschtlicher Begleitung und unter Einbindung der Ortsbevölkerung ein Denk- und Lernort werden, der aufklären soll. „Meiner Ansicht nach soll es stehen bleiben. Es hilt ja nichts, die Geschichte kannst du nicht vernichten. Die Geschichte bleibt immer da“, so Jany.