Chor singt nur auf Begräbnissen
Tauchen gehört zur Gemeinde Mariasdorf und ist ein abgelegenes Dörfchen im Bezirk Oberwart. Zwei Drittel der 170 Einwohner sind evangelisch. Nach der Schließung des örtlichen Braunkohlebergwerks vor fast 50 Jahren ist es still geworden.
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Wahrzeichen des Ortes ist die evangelische Turmschule. Ein Gebäude, das einst als Bethaus, Schule und Lehrerwohnung diente. Etwa vier Mal im Jahr probt hier der evangelisch-katholische Begräbnischor: ein ausschließlich auf Begräbnisse spezialisierter, gemischter Chor.
Konfession spielt keine Rolle
Nachdem jeder in der Ortschaft jeden kenne, werde auch für jeden gesungen, egal ob der Verstorbene katholisch oder evangelisch gewesen sei. Auch die Chormitglieder seien gemischt, sagte Hilde Hutter, ein katholisches Mitglied des Chors. Man habe sich natürlich auf Liedgut verständigt, das beide Religionszugehörigkeiten mehr oder weniger kennen und beherrschen. Man habe es auch eingeübt und es gebe eigentlich kein Problem dabei, sagte Chorleiter Gerald Hutter.
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Zusammenhalt in der Ortschaft groß
Die älteren Ortsbewohner haben noch in der Turmschule schreiben und lesen gelernt, in einer Zeit als Tauchen mehr Beschäftigte als Einwohner hatte. Als das Bergwerk gekommen sei, sei sozusagen ein Aufschwung gekommen für die ganze Gemeinde. Die Leute seien dann auch arbeiten gegangen und so sei Geld ins Haus gekommen, erinnerte sich Franziska Wehofer, die älteste Dorfbewohnerin von Tauchen.
Sendungshinweis
„Burgenland heute“, 10.9.2015
Heute ist der Bergbau verschwunden, geblieben ist der Zusammenhalt im kleinen Tauchen. Und dafür stehe der Begräbnischor. Wenn es den Chor nicht gäbe, würde es wahrscheinlich ein stilles Begräbnis oder auch keine Totenandacht in der Form geben. Es würde ein Stück des Gemeinde- und des Glaubenslebens ganz einfach fehlen, sagte Hutter.